LOUISE BOURGEOIS: WERKE EINER MEISTERIN IM SCHINKEL PAVILLON

LOUISE BOURGEOIS: WERKE EINER MEISTERIN IM SCHINKEL PAVILLON

In einer unscheinbaren Seitenstraße der Flaniermeile Unter den Linden befindet sich eines der markantesten Zeugnisse der Berliner DDR-Architektur — ein eindrucksvolles achteckiges Gebäude, das 1969 von Richard Paulick, dem leitenden Architekten der Karl-Marx-Allee, errichtet wurde. Dort ist der Schinkel Pavillon untergebracht, eine zeitgenössische Kunstinstitution unter kuratorischer Leitung von Nina Pohl — und ein Ort, der sich immer stärker positioniert. Aktuell sind dort die späten Werke der französisch-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois (1911-2010) zu sehen, die  mit ihren raumgreifenden Installationen und Skulpturen Themen wie Sexualität, Familie, Verfall und Tod erforscht. Im zentralen achteckigen Raum ist eine ihrer Zellen “Peaux des Lapins, Chiffons Ferrailles à Vendre” (2006) untergebracht — eine eiserne Käfigkonstruktion, die den Schnittstellen zwischen Erinnerung, Schmerz und Sehnsucht gewidmet ist. Neben mehreren Ketten hängen im Inneren eine Reihe von sackartigen Formen aus Chiffon, die Organen und Genitalien ähneln. Sie interagieren mit Marmorstücken, die in ihrem Aufbau an eine menschliche Wirbelsäule erinneren. Mangel und Zerfall sind hier allgegenwärtig. Im unteren Stockwerk sehen wir vier Vitrinen (2005-2010) und eine Serie von roten Gouaches (2007-2008): Die Künstlerin setzt darin ihre Erforschung gegenseitiger Abhängigkeit und Trennung fort. Noch lange nach einem Besuch hallen die Gefühle nach. (Text: Anna Dorothea Ker / Werke c/o The Easton Foundation/VG Bild-Kunst / Fotos: Andrea Rossetti)

Schinkel Pavillon, Oberwallstr.1, 10117 Berlin-Mitte; Stadtplan
Do-So 12-18h
Louise Bourgeois: The Empty House, bis 29.7.2018

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