
Erst war ich skeptisch. Bei Raumklangsystemen hatte ich anfangs mit WFS (Wave Field Synthesis) und kürzlich mit Dolby Atmos schlechte Erfahrungen gemacht. Letzteres sollte einfach in Kinos und im Ministry of Sound bleiben. Monoms Installation des maßgefertigten, ungerichteten 4D Soundsystems ist da ganz anders. Der Klang fliegt buchstäblich im Raum herum. Es war tatsächlich so, dass ich beim Zuhören der Performances komplett die Lautsprecher vergessen habe. Das ist für jemanden, der fast jedes Berliner Wochenende mit elektronischer Musik in Mono zu tun hat, schon ein ziemlich surreales Gefühl. Als ich das Monom Sound Studio betrat, schien ich die Schwelle von der urbanen Industrieästhetik des Funkhauses in einen Science-Fiction-Film zu überschreiten. Der Raum regt zum aktiven Zuhören an, um die sich verändernde akustische Landschaft zu erforschen. Diese Landschaft besteht aus dynamischen Soundarrangements, die mit der Wahrnehmung spielen und sie vollkommen unterlaufen. Monom ist Ort für experimentelle Performances und Raumklang-Studio, gegründet von Gratia Napier, William Russell und Zak Khutoretsky — auch bekannt als Berghain Resident DJ DVS1. Herzstück von Monom ist das 4D Soundsystem, das auch als Instrument fungiert. Es besteht aus 48 ungerichteten Lautsprechern, die über den Veranstaltungsort verteilt sind, darunter auch neun Subwoofer inmitten des akustisch durchlässigen Bodens. An diesem Wochenende bietet Monoms futuristischer Klangtempel ein ideales Ausflugsziel in die Weiten des Raumklangs, an der Seite des Spatial Sound Institute. Titel der Veranstaltung: “4D sound: A Retrospective.“ (Text: Misha Frahm / Fotos: Becca Crawford)
Monom, Nalepastr.18, 12459 Berlin-Oberschöneweide; Stadtplan
Veranstaltungszeiten und Tickets siehe Website
Misha Frahm ist Musiker, begeistert sich für elektronische Musik und produziert diese. Er lebt seit 2011 in Berlin, aktuell im Wedding.