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Ich kann nicht ganz genau sagen, wann mich das Desi Diner überzeugt hat – aber ich glaube spätestens beim zweiten Biss in das Reuben-Sandwich war es. Mit hausgemachtem Pastrami, Sauerkraut, geschmolzenem Schweizer Käse, Thousand-Island-Dressing und Mango-Chutney – und das alles im Sauerteigbrot, einfach unverschämt gut. Eines der besten Sandwiches, das ich seit langem – vielleicht sogar jemals – gegessen habe. Und es zeigt ziemlich gut, worum es im Desi Diner geht. Größe und Set-up erinnern an amerikanische Diners mit Drehhockern und dünnem Filterkaffee. Aber Moment mal: Mango-Chutney? Dieses Diner ist zwar amerikanisch angehaucht, steht aber mit einem Bein in Südasien. Zwischen der Kletterhalle Bouldergarten und dem sich abzeichnenden Neubau des Neuköllner Finanzamts liegt das Desi Diner – das neueste gastronomische Projekt von Shabnam Syed, besser bekannt als Mama Shabz, die zuvor das gleichnamige pakistanische Restaurant in der Reichenberger Straße betrieben hat. Seit Oktober 2024 ist nun ihr Desi Diner geöffnet.
Das neue Lokal hat nur tagsüber offen (bis 15 Uhr) und befindet sich in einem modernen Gebäude aus der Mitte des 20. Jahrhunderts – gestaltet in Pink und Minzgrün, ein bisschen wie eine Eisdiele im Miami der 1980er. Auch die Speisekarte macht Spaß: Neben amerikanischen Klassikern wie Pommes im Körbchen und Filterkaffee gibt es Standards des Subkontinents – etwa das wöchentliche Daal, das Mama Shabz so populär gemacht hat. Und dann sind da noch die Mash-ups: ein Chicken-Tikka-Caesar-Salat oder – mein persönlicher Favorit – Pakora-Waffeln mit gebratenem Masala-Huhn, Chili-Ahornsirup und Gurken. Ein Gericht, das wirklich alle Lustzentren des Gehirns anspricht – meine Tischnachbarin sagte, sie habe „kurz Gott gesehen“, als sie davon probierte. Fazit: ein schöner, unkomplizierter Lunch-Spot, bei dem alles ein bisschen mehr kann, als man erwartet.
Text: Benji Haughton / Fotos: Ruby Watt
Desi Diner, Thiemannstr.1, 12059 Berlin–Neukölln; Stadtplan
@desidinerberlin


1965 sprach die brasilianische Künstlerin Lygia Clark in einem Ausstellungstext ihr Publikum direkt an: „Ihr verleiht meinen Gedanken Ausdruck und schöpft aus ihnen Erfahrung.“* Schon damals war klar, dass sie die Besucher:innen nicht nur zum Betrachten ihrer Werke auffordern wollte. Sie sah sie als Teilnehmende und Co-Autor:innen, die ihre Skulpturen und Performances überhaupt erst möglich machten. Die Neue Nationalgalerie schaut in einer umfassenden Retrospektive auf Clarks radikales, partizipatives Konzept und ihren Verdienst als Hauptvertreterin der in Rio de Janeiro initiierten Neoconcretismo-Bewegung zurück. Die Neokonkretist:innen wollten Kunst als etwas sinnlich Erfahrbares begreifen, das zwischen Werk und Raum, Publikum und Künstler:in entsteht. Bevor Clark ihren Schwerpunkt auf das Interaktive in der Kunst legte, malte sie geometrisch-abstrakt. Schon in diesen frühen Bildern aus den 1950er-Jahren scheint durch, wie sehr sie sich für die Beziehung zwischen Werk und Raum interessierte. Nach und nach bricht Clark aus der Leinwand aus: 1959 entstehen erste geometrische Skulpturen, die Clark Bichos (Tiere) nennt. Sie erinnern auf den ersten Blick an überdimensionale Origami-Gebilde aus Aluminium. Das Besondere an ihnen? Sie können in verschiedene Positionen gefaltet werden und wechseln somit das Aussehen – je nachdem, wie es dem Publikum gefällt.
Wird das Gegenüber bei den Bichos selbst zum Schöpfer, erweitern Clarks „Objetos Sensoriais“ (Sensorische Objekte) den eigenen Körper: Es sind Jacken, Masken und Brillen, die allein oder gemeinsam getragen werden können, um nicht nur das Selbst und die Umgebung, sondern auch den Anderen einzubeziehen. Diesen Gedanken führt Clark Ende der 1960er bis zu ihrem Tod 1988 mit dem Corpo Coletivo (Kollektivkörper) fort, bei dem das gemeinsame Erfahren in Performances im Mittelpunkt steht. Mit rund 120 Originalwerken und 50 Repliken gelingt es den Kuratorinnen Irina Hiebert Grun und Maike Steinkamp Clark als Vordenkerin greifbar und ihre Kunst mit allen Sinnen erlebbar zu machen. Doch nicht nur die ausgestellten Objekte, sondern allen voran das umfassende Performanceprogramm übertragen ihre Ideen ins Jetzt. Da ist beispielsweise die Arbeit Kollektiver Körper von 1970, bei dem die Teilnehmenden bunte Overalls überziehen, die über Fäden miteinander verbunden sind. Geht eine Person voran, muss der Rest nachziehen – und sich so als Einheit bewegen. So wie es sich Lygia Clark gewünscht hätte.
Text: Laura Storfner / Credit: Cultural Association „The World of Lygia Clark“; Associação Cultural O Mundo de Lygia Clark; Neue Nationalgalerie – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, David von Becker
*Originalzitat: „It’s you who now give expression to my thoughts, to draw from them whatever vital experience you want.“
Neue Nationalgalerie, Potsdamer Str.50, 10785 Berlin-Tiergarten; Stadtplan
Lygia Clark. Retrospektive bis 12.10.2025
@neuenationalgalerie


Dem Wetter der letzten Tage zum Trotz präsentiert sich dieses Wochenende so bunt und international, dass der ersehnte Sommerurlaub obsolet werden könnte. Hier kommen Deine Kurztrips fürs Wochenende. Der erste akustisch-kulinarische Ausflug beginnt unter den Platanen an der Frankfurter Allee, wo die Listening Bar Ysy in die nächste Runde Taco Thursday (29.05.) geht. In dieser hoffentlich lauen Sommernacht arbeitet Klix an der Klangkulisse, ein House-DJ aus Berlin, mit hörbaren (und tanzbaren) Einflüssen aus Jazz, Funk und Hip-Hop. Wie jeden zweiten Donnerstag stehen Tacos in vegetarisch, vegan oder mit Fleisch auf der Karte – dazu gibt es hausgemachte Salsa und eine prickelnde Auswahl an Drinks. Es kommt fast einer kleinen Weltreise gleich, wenn Du Rocket Wine an diesem Freitag (30.05.) bei ihrer Gartenparty in Mitte besuchst – der Laden für natürliche Weine feiert bereits zum zehnten Mal Wine Rush und versammelt Winzer:innen und Friends aus verschiedensten Ländern, darunter Slowenien, Japan und Portugal. Hier kann verkostet, geplaudert, genauer nachgefragt – und anschließend im Hinterhofgarten entspannt werden.
Und für den feinen Gaumen endet der Genuss hier erst mit einem Menü von einem wichtigen Unterstützer und Freund des Weinfestes: Mathias Gondol, Küchenchef im Restaurant Les Valseuses. Elektronische Rhythmen gibt es von Laurel. Internationale Gäst:innen finden sich auch an der Karl-Marx-Allee ein, genauer gesagt beim Berlin Pop-up in der Nella Beljan Gallery. Der Showroom empfängt für zwei Tage (30.05.-31.05.) die niederländische Vintage Brand Enso, die mit einer feinen Auswahl an Vintage, Upcycling und Designer:innen-Stücken ausgestattet anreist. Sonst nur in Antwerpen und Amsterdam vertreten, kannst Du die Brand schon beim Opening am Freitag (30.05.) mit einem Drink in der Hand kennenlernen. Lokal und familiär, aber trotzdem immer wieder neu, wird es am Samstag (31.05.) dank Mitte Daily am Gipsdreieck. Das Kulturmagazin bringt ihr Freiluftformat zurück, das Mitte Daily’s Pétanque Picnic: ein verspieltes Nachbarschaftstreffen für Berliner:innen und generell Gesellige. Wenn Du Deinen Samstag zwischen freundlichen Gesichtern, Boule-Spiel und Live-Musik verbringen willst, bist Du dort genau richtig. Alles was Du sonst noch brauchst, ist eine Decke und dein Lieblingsgetränk. Wenn Du die Parkwiese am Abend doch lieber gegen Konzerthaus und Leinwand eintauschen möchtest, kannst Du im Silent Green vorbeischauen: gemeinsam mit der Volksbühne präsentiert das Kulturquartier einen akustischen Meilenstein: 30 Jahre Editions Mego. Das österreichische Experimental-Label feiert am Samstag (31.05.), nach dem Auftakt in der Volksbühne (30.05.), das große Finale in der Kuppelhalle: mit immersiven Performances, Filmvorführungen und einer Soundinstallation, die den gesamten musikalischen Fußabdruck des Recordlabels dokumentiert. Der Eintritt für Film und Sound Installation ist frei! Experimentell und interdisziplinär wird auch die wandernde Ausstellungsreihe von Exgirlfriend und Soft Launch, die an diesem Samstag (31.05.) im Soma Halt macht. Die Arbeiten von dreizehn Künstler:innen blicken in Loose Ends 001 auf das Spannungsfeld zwischen Voyeurismus und Selbstbestimmung. Dabei erforschen sie in Performance, Skulptur und Video gesellschaftliche Machtstrukturen und die vielfältigen Dimensionen des Blicks: den harmlosen Raum, die virtuelle Welt, das sichtbare Überwachungssystem. Wenn Du Lust hast, kannst Du im Kreuzberger Kulturzentrum Deinen eigenen Blick dazu finden. Für einen letzten kulinarischen Trip sorgt Volk, wie sich Berlins erste Austernbar nennt. Gemeinsam mit Urban Spreeladen sie an diesem Wochenende (31.05.-01.06.) zur fünften Runde ihres Berlin Seafood Festivals ein. Dort treffen die frischesten Produkte in Sachen Fisch und Meeresfrüchte auf die sorgsamsten Verkäufer:innen der Stadt. Darunter La Sirena Negra, Samurai Spoon und viele weitere. Ein Besuch dort geleitet Dich durch die sieben Weltmeere des Seafoods – mit zahlreichen Stops in anderen kulinarischen Landschaften, begleitet von passenden Weinen und Bieren. Ein Wochenende, an dem ich nicht umhinkomme zu denken „Welches Glück, in dieser Stadt zu leben“. Denn wohin die nächste Reise geht, hängt hier nicht davon ab, ob die Tram pünktlich kommt.
Text: Emma Zylla / Fotos: Nella Beljan, Nele Bogaerts, Mitte Daily, Georg Gatsas, Lukas Truniger, YSY
Ysy, Frankfurter Allee 23, 10247 Berlin–Friedrichshain; Stadtplan
Taco Thursday 29.05.2025 ab 16h.
Hinterhof, Joachimstr.20, 10119 Berlin–Mitte; Stadtplan
Wine Rush 30.06.2025 17–21h.
Nella Beljan Gallery, Satellite II, Karl-Marx-Allee 85, 10243 Berlin–Friedrichshain; Stadtplan
Enso Pop-Up 30.05.2025 14–22h, 31.05.2025 11–19h.
Gipsdreieck, 10119 Berlin–Mitte; Stadtplan
Mitte Daily’s Pétanque Picnic 31.05.2025 16–20h. Zur Anmeldung geht’s hier.
Silent Green, Gerichtstr.35, 13347 Berlin–Wedding; Stadtplan
Editions Mego 30 Years 31.05.2025
Sound Installation 16–22h. Filmvorführung 20h. Festival 20h30. Tickets gibt’s hier.
Soma Eylauer Str.9 10965 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Loose Ends 001 31.05.2025 17–22h.
Urban Spree, Revaler Str.99, 10245 Berlin–Friedrichshain; Stadtplan
Berlin Seafood Festival 31.05.–01.06.2025 12–22h.
@ysy.berlin
@itstheklix
@rocketwineberlin
@berlinwinerush
@l.umarell
@lesvalseusesberlin
@pizza.pasta.salat
@nellabeljan_gallery
@enso.vintage
@mittedaily
@silent.green
@editionsmego
@somaart.berlin
@exgirlfriendberlin
@softlaunchproduction
@volkmitte
@urban_spree
@croquetas.berlin
@samuraispoon


Wie fühlt sich Exil an – heute, mitten in Europa? Was bleibt, wenn Sprache, Herkunft oder Sicherheit plötzlich brüchig werden? Wenn Zu-Hause nicht mehr sein kann, wo es ist? Und wie verändert sich Berlin, diese Stadt, die historisch schon beides war – Ausgangs- und Zielpunkt für Exilant:innen in und aus aller Welt. Vom 19. bis 28. Juni 2025 spürt das Festival „Performing Exiles“ der Berliner Festspiele diesen Fragen nach – mit Theater, Performance, Tanz und Gesprächen an drei Berliner Orten: im Haus der Berliner Festspiele, im HAU – Hebbel am Ufer und im Ballhaus Ost. Im Mittelpunkt stehen diasporische Künstler:innen und ihre Sicht auf Themen wie Identität, Entwurzelung, Widerstand und Erinnerung. Viele der Arbeiten sind autobiografisch geprägt, andere eher formal experimentell. Es geht um Nähe, um Perspektivwechsel – und um die politische Kraft von Kunst. Gezeigt werden unter anderem eine Uraufführung vom Regisseur Mohammad Rasoulof, der aus dem Iran geflüchtet ist. Sein Stück „Destination: Origin“ verhandelt die Idee von Heimat. Tamara Trunova, Theatermacherin aus Kyjiw, präsentiert eine neue Produktion, die zwischen Krieg und Alltag entstanden ist.
Mario Banushi – aufgewachsen in Athen, geboren in Tirana – zeigt die wortlose Inszenierung „Goodbye, Lindita“, über die international jedoch bereits viele Worte verloren wurden. Und Lina Majdalanie & Rabih Mroué erzählen in ihrer Arbeit von Exilerfahrungen und verbinden sie mit Texten eines der bekanntesten deutschen Exilanten: Bertolt Brecht. Ein besonderes Format ist „100° Diaspora“ – ein Mini-Festival im Festival: drei Tage, fünf Bühnen, 45 Projekte mit konzeptioneller Kuration: Wer sich zuerst beworben hat, ist dabei. Kein Jury-Auswahlprozess, keine Filterung. Die Formate reichen von Lesungen bis Performance, von Installation bis Zirkus. Von low bis high. (Insbesondere Rodrigo Zorzanellis Solo-Performance Wiederaufführung „Multiple Memberships“ am 26.06. sollte man sich dabei nicht entgehen lassen.) Auch in seiner zweiten Ausgabe bildet „Performing Exiles“ die Dringlichkeit seines Themas in allen Facetten ab, ohne dabei ins Spektakel zu rutschen. Wie fühlt sich das performte Exil an? Offen, manchmal unbequem, oft bewegend und definitiv dringlich ästhetisch.
Text: Hilka Dirks / Fotos: Christophe Berlet, Fabian Schellhorn & Theofilos Tsimas
Performing Exiles Festival 19.–28.06.2025
Das Festival findet im Haus der Berliner Festspiele im HAU und im Ballhaus Ost statt. Das ganze Programm gibt es hier.
@berlinerfestspiele


Es begann mit zwei Nachbarinnen – bald Freundinnen, heute Mitbegründerinnen: Henrike Bergmann und Jessica Menten. Beide Mütter, die im Chaos des Alltags Zeit fanden, gemeinsam zu nähen und zu stricken – und dabei einfache, ehrliche, farbenfrohe Stücke für ihre Kinder entwarfen. Es dauerte nicht lange, bis sie positives Feedback von Freund:innen und Bekannten erhielten – und so wurde Stube geboren. Die erste Kollektion ist bewusst klein gehalten: sieben vielseitige Unisex-Teile, entworfen für Bewegung, Komfort und Stil. Die Schnitte sind schlicht und zeitlos – gedacht, um länger als nur eine Saison zu begleiten. Verstellbare Taillen und großzügige Passformen sorgen für Flexibilität und Langlebigkeit. In jedem Detail steckt Sorgfalt: von der harmonischen Farbpalette, die sich spielerisch kombinieren oder als tonales Set tragen lässt, bis hin zu den weichen, sorgfältig ausgewählten Stoffen. Für Stücke wie die Luca Pants wird Bio-Baumwollpopeline verwendet. Die Strickwaren – von Großmüttern gefertigt – bestehen aus Alpakawolle.
Einige Teile werden aus Deadstock-Stoffen gefertigt und sind also nur in limitierter Auflage erhältlich. Neue Farben und Styles kommen nach und nach dazu – ganz ohne Eile. Das sind Kleidungsstücke, die viel können: lässig für den Spielplatz und zugleich elegant genug für besondere Anlässe – oder das Abendessen bei den Großeltern. Im Kern ist Stube aber mehr als Kinderkleidung. Es ist ein Projekt, das aus Freund:innenschaft, Handwerk und dem Wunsch entstanden ist, etwas Ehrliches und Dauerhaftes zu schaffen. Entworfen und produziert in Berlin – mit jener Aufmerksamkeit, die wohl nur zwei Mütter aufbringen – trägt jedes Teil die Wärme seines Ursprungs in sich. Und ein bisschen Platz zum Wachsen.
Text: Chloë Galea / Fotos: Stube
Stube Store
@stube.store

