Die Idee des Studiolos geht bis in die Renaissance zurück: Man versteht darunter einen Raum, in dem sich vornehmlich Männer von hohem Rang – wie Päpste und Herrscher – mit den Künsten beschäftigten, forschten und dem Ideal der Gelehrten nacheiferten. Diente das Studiolo zunächst nur dazu, in sich zu gehen, nutzte man es bald auch zur Repräsentation nach außen: Holzvertäfelungen mit prächtigen Intarsien, Kunstwerke und Bücher schmückten die Wände. Eintritt zu einem Studiolo der Gegenwart erhält man aktuell im Kunstraum RL16: Die Künstlerin Sunah Choi füllt im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung die Schauräume in der 2. Etage mit Installationen, die die Idee des Recherchierens und Reflektierens in sich tragen. In den Zimmern der weitläufigen Altbauwohnung hat Choi Skulpturen platziert, die an leere Bücherregale erinnern. Auf dem Fußboden sind Bücherstapel arrangiert, die erst bei näherem Hinsehen offenbaren, dass sie aus Holz bestehen. Und in einem abgedunkelten Nebenraum werfen farbig bemalte Glasscheiben, angestrahlt von einem Scheinwerfer, Lichtspiele an die Wände. Ob man hier die Erleuchtung findet? Ein Ort zum Nachdenken ist Sunah Chois Ausstellung allemal.
Text: Laura Storfner / Fotos: Eric Tschernow; Jens Ziehe
RL16, Rosa-Luxemburg-Str.16, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan
Sunah Choi: Studiolo, in der 2. Etage, Do–Fr 14–18h, Sa 12–18h, bis 01.05.2022
Öffnungszeiten zum Gallery Weekend: 29.04.–01.05.2022 12–18h.
