RAUS AUS DER GROSSSTADT — EIN AUSFLUG NACH CHORIN MIT RUNDWANDERUNG

RAUS AUS DER GROSSSTADT — EIN AUSFLUG NACH CHORIN MIT RUNDWANDERUNG

Wintermonate in Berlin, kaum etwas schmerzt mehr: An dunklen und nasskalten Tagen erscheinen die Straßen bei beißendem Wind in Häuserschluchten noch schmutziger als sonst, zumindest hier in Neukölln. Der eine Teil des Freund:innenkreises hat das Land bereits verlassen und teilt digital endlose Sonnenuntergänge vor der südportugiesischen Küste mit uns. Danke dafür! Aber nein, kein Grund niedergeschlagen zu sein, denn das große Frühlingserwachen steht schon bald vor der Tür. Endspurt sozusagen, denn schon bald können wir, wie jedes Jahr, dem Winter den Rücken kehren. Um die letzten Wochen zu überbrücken, hilft vor allem eins: raus aus der Stadt und rein in die Natur. Meiner Meinung nach geht es das ganze Jahr über, aber gerade jetzt – wenn es uns schwerfällt aus dem Bett zu kommen und der immer graue Himmel einfach nicht einladen möchte, die Wohnung zu verlassen – sollten wir uns aufraffen und die Stadt vor eine kleine Weile hinter uns lassen. Unser Ausflug führte uns dieses Mal nach Chorin, das nordöstlich von Berlin im Biosphärenreservat Schorfheide liegt. Vom Bahnhof Gesundbrunnen sind es lediglich vier Stationen, also keine Ausreden für Morgenmuffel. Wir haben uns für einen Rundwanderweg entschieden, der sich auf etwa 15 Kilometer erstreckt – das lässt sich entspannt in vier Stunden laufen.

Chorin ist für sein beeindruckendes Kloster aus dem 13. Jahrhundert bekannt: unsere erste Station auf dem geplanten Rundweg. Nach ca. anderthalb Kilometern Richtung Nordosten von Chorin erreichten wir den kleinen Amtssee, über dem noch die letzten Nebelschwaden vom frischen Morgen lagen. Erlen, besetzt mit dicken Tautropfen an ihren Zweigspitzen, erstreckten sich entlang des Ufers. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees waren durch die kahlen Baumkronen bereits die Gemäuer des Klosters zu sehen. Ein kleiner Trampelpfad führte uns direkt zum Kloster, das an diesem feucht-kühlen Sonntag mit seiner Stille und Größe beeindruckte. Seit 2017 ist dort eine Dauerausstellung über das Leben der Mönche des Klosters zu sehen. Am Ende des Sees führt eine alte Steinstraße in den umliegenden Buchenwald, der uns über fünf Kilometer auf geradem Weg nach Brodowin führte. Das Besondere an diesem Weg sind die unberührte Moorlandschaft und seine beeindruckenden Biberbauten. Bei Brodowin, auch das Dorf der sieben Seen genannt, liegt eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands: Das Moorgebiet wurde bereits 1907 unter Schutz gestellt. Wusstest Du, dass es dort blaue Moorfrösche gibt? Angekommen in Brodowin erwarteten uns im Wanderbird Kiosk die mit Abstand leckersten Crêpes, serviert mit hausgemachtem Lemon Curd. Dazu gab’s ein nettes Gespräch mit der Inhaberin, die in ihrem Kiosk ausschließlich nachhaltige und regionale Produkte von Künstler:innen und Manufakturen aus der Umgebung anbietet. Am Ende des Dorfes durften wir durch die Balken der Ställe noch einen Blick auf die Kälbchen der Brodowiner Molkerei werfen. Danach ging es durch den Wald zurück zum Bahnhof Chorin. An diesem Wandertag erwarteten uns grauer Himmel, Dauernieselregen und Temperaturen um den Gefrierpunkt – trotzdem haben wir den Ausflug nicht bereut. Ein Tag im Wald ist nie verkehrt. Und spätestens, wenn der Frühling hier voll in Fahrt gekommen ist, kehren auch unsere untreuen (und höchstwahrscheinlich sonnengebräunten) Freund:innen aus dem Süden zurück.

Fotos & Text: Laura Iriondo

Nach Chorin fährt stündlich ein Regional Express RE3 von Berlin Südkreuz.

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