SCHAUT AUF DIESE STADT: ARCHITEKTUREN DER ACHTZIGER IN DER BERLINISCHEN GALERIE

SCHAUT AUF DIESE STADT: ARCHITEKTUREN DER ACHTZIGER IN DER BERLINISCHEN GALERIE

Wie wollen wir leben? Antworten auf diese Frage hält die Ausstellung „Anything Goes? – Berliner Architekturen der 1980er Jahre“ bereit. Welche Weichen für den Städtebau von heute bereits vor dem Mauerfall gestellt wurden, zeigt die Schau in der Berlinischen Galerie. In sechs Kapiteln führt das Museum mit Zeichnungen, Modellen, Filmen und Fotografien von Stadtchronist:innen wie Michael Schmidt und Sibylle Bergemann den Facettenreichtum der städtebaulichen Visionen für Ost- und West-Berlin vor. Was oftmals verkürzt und abwertend unter dem Begriff „Postmoderne“ zusammengefasst wird, erweist sich als vielfältige Formensprache mit innovativem und sozialem Wohnungsbau. Die Internationale Bauausstellung 1984/87 lockte nicht nur weltbekannte Architekt:innen wie Hans Hollein, Rob Krier und Rem Koolhaas nach Westberlin. Vergleicht man sie mit der Bauausstellung von 1987 im Osten, lässt sich auch ablesen, was die geteilte Stadt trotz aller Systemkonkurrenz verband: Der Anspruch, den Menschen statt des Autos zurück ins Zentrum zu stellen.

Dass die Ausstellung nie spröde oder ausschließlich auf ein Fachpublikum ausgelegt erscheint, liegt an der Vermittlung und den künstlerischen Interventionen, die eigens für die Schau entwickelt wurden. Während die Gruppe Guerilla Architects Einblicke in die vorgestellten Häuser und das Leben ihrer Bewohner:innen gibt, überträgt Isa Melsheimer ikonische Bauten wie John Hejduks Kreuzberg Tower in ihre Gouachen und Textilarbeiten. Sie führt die Stadt als Collage vor, in der sich Architekturen und Welten überlagern. Die Vielschichtigkeit Berlins wird auch im begleitenden Filmprogramm deutlich: Gezeigt werden neben Cynthia Beatts wunderschönem Streifen „Cycling the Frame“ mit der jungen Tilda Swinton experimentelle Dokumentationen von Ulrike Ottinger und Harun Farocki.

Text: Laura Storfner / Fotos: Robert Göllner Fotografie-Archiv, 1988; Roman März / Credit: Berlinische Galerie; Isa Melsheimer

Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstr.124–128, 10969 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan

Anything Goes? – Berliner Architekturen der 1980er Jahre, bis 16.08.2021, Mi–Mo 10–18h; Eintritt 7/10 Euro. Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt frei (01.08.2021). Online–Tickets findest Du hier.

@berlinischegalerie

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