SEHNSUCHT NACH DEM NORDEN: EDVARD MUNCH IN DER BERLINISCHEN GALERIE

SEHNSUCHT NACH DEM NORDEN: EDVARD MUNCH IN DER BERLINISCHEN GALERIE

Die Werke Edvard Munchs kennt jedes Kind – nicht zuletzt, weil sogar ein Emoji seinem wohl bekanntesten Werk „Der Schrei“ nachempfunden ist. Was jedoch die wenigsten wissen, ist, dass Munch nicht nur seine Heimat Norwegen prägte. Auch die Berliner Kunstszene um die Jahrhundertwende beeinflusste er entschieden. Auf Einladung des „Vereins Berliner Künstler“ kam der junge Künstler 1892 erstmals in die Hauptstadt: Doch seine Einzelausstellung führte zum Skandal. In Berlin war man nicht bereit für Munchs Farben und die Unmittelbarkeit seiner Szenen. Die Presse und konservative Maler zeigten sich schockiert, Munchs Arbeiten wurden als „Schmierwerke“ bezeichnet und seine Ausstellung musste nach wenigen Tagen schließen. Der damals 29-Jährige ließ sich davon nicht abbringen. Im Gegenteil. Die Berlinische Galerie blickt nun mit rund 80 Werken auf die Geschichte von Edvard Munch und Berlin zurück.

Im Zusammenspiel mit Arbeiten anderer Künstler:innen, die Munchs Weg in Berlin kreuzten, entsteht so ein Stimmungsbild des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Schau führt vor, wie Munch Teil der Künstlerszene der Stadt wurde: wie er in der Weinstube „Zum schwarzen Ferkel“ in Mitte mit Schriftsteller:innen, Dichter:innen und Künstler:innen zusammenkam und schließlich als Mitglied der Berliner Secession arbeitete. Im Kontrast zu Werken von Berliner Kollegen wie Ludwig von Hofmann oder Walter Leistikow wirken Munchs Naturansichten auch heute noch so fortschrittlich, als würde man verschiedene Epochen vergleichen. Munch brach nicht nur mit der romantisierten Vorstellung von malerischen Fjorden – seine Kunst sprengte die Grenzen dessen, was damals darstellbar war. Auf diese Weise gelingt es der Berlinischen Galerie zu vermitteln, wieso die sogenannte „Affaire Munch“ nicht als Debakel in die Geschichtsbücher einging – sondern bis heute als Geburtsstunde der Moderne gefeiert wird.

Text: Laura Storfner / Foto: Harry Schnitger / Credit: Edvard Munch & Berlinische Galerie

Berlinische Galerie, Alte Jakobstr.124–128, 10969 Berlin-Kreuzberg; Stadtplan

Edvard Munch: Zauber des Nordens bis 22.01.2024. Mo, Mi, Fr, Sa, So 10–18h, Do 10–20h (ab 17 Uhr ermäßigter Eintritt)

@berlinischegalerie

cee_cee_logo