
Wie fühlt sich Exil an – heute, mitten in Europa? Was bleibt, wenn Sprache, Herkunft oder Sicherheit plötzlich brüchig werden? Wenn Zu-Hause nicht mehr sein kann, wo es ist? Und wie verändert sich Berlin, diese Stadt, die historisch schon beides war – Ausgangs- und Zielpunkt für Exilant:innen in und aus aller Welt. Vom 19. bis 28. Juni 2025 spürt das Festival „Performing Exiles“ der Berliner Festspiele diesen Fragen nach – mit Theater, Performance, Tanz und Gesprächen an drei Berliner Orten: im Haus der Berliner Festspiele, im HAU – Hebbel am Ufer und im Ballhaus Ost. Im Mittelpunkt stehen diasporische Künstler:innen und ihre Sicht auf Themen wie Identität, Entwurzelung, Widerstand und Erinnerung. Viele der Arbeiten sind autobiografisch geprägt, andere eher formal experimentell. Es geht um Nähe, um Perspektivwechsel – und um die politische Kraft von Kunst. Gezeigt werden unter anderem eine Uraufführung vom Regisseur Mohammad Rasoulof, der aus dem Iran geflüchtet ist. Sein Stück „Destination: Origin“ verhandelt die Idee von Heimat. Tamara Trunova, Theatermacherin aus Kyjiw, präsentiert eine neue Produktion, die zwischen Krieg und Alltag entstanden ist.
Mario Banushi – aufgewachsen in Athen, geboren in Tirana – zeigt die wortlose Inszenierung „Goodbye, Lindita“, über die international jedoch bereits viele Worte verloren wurden. Und Lina Majdalanie & Rabih Mroué erzählen in ihrer Arbeit von Exilerfahrungen und verbinden sie mit Texten eines der bekanntesten deutschen Exilanten: Bertolt Brecht. Ein besonderes Format ist „100° Diaspora“ – ein Mini-Festival im Festival: drei Tage, fünf Bühnen, 45 Projekte mit konzeptioneller Kuration: Wer sich zuerst beworben hat, ist dabei. Kein Jury-Auswahlprozess, keine Filterung. Die Formate reichen von Lesungen bis Performance, von Installation bis Zirkus. Von low bis high. (Insbesondere Rodrigo Zorzanellis Solo-Performance Wiederaufführung „Multiple Memberships“ am 26.06. sollte man sich dabei nicht entgehen lassen.) Auch in seiner zweiten Ausgabe bildet „Performing Exiles“ die Dringlichkeit seines Themas in allen Facetten ab, ohne dabei ins Spektakel zu rutschen. Wie fühlt sich das performte Exil an? Offen, manchmal unbequem, oft bewegend und definitiv dringlich ästhetisch.
Text: Hilka Dirks / Fotos: Christophe Berlet, Fabian Schellhorn & Theofilos Tsimas
Performing Exiles Festival 19.–28.06.2025
Das Festival findet im Haus der Berliner Festspiele im HAU und im Ballhaus Ost statt. Das ganze Programm gibt es hier.
@berlinerfestspiele