WITHOUT YOUR INTERPRETATION — ULYSSES JENKINS RETROSPEKTIVE ZWISCHEN IDENTITÄT, GESCHICHTE, RACE UND RITUAL IN DER JULIA STOSCHEK FOUNDATION

WITHOUT YOUR INTERPRETATION — ULYSSES JENKINS RETROSPEKTIVE ZWISCHEN IDENTITÄT, GESCHICHTE, RACE UND RITUAL IN DER JULIA STOSCHEK FOUNDATION

Ulysses Jenkins entzieht sich der Definition. Obwohl der US-amerikanische Künstler sich früh Videos und Film widmete, – Ende der 1970er-Jahre sogar so früh, dass man ihn einen Pionier nennen muss – lässt er sich auf diese nicht festlegen: Seit nun bereits mehr als 50 Jahren bewegt er sich in seinen Arbeiten zwischen Malerei, Performance, Musikvideo, Dokumentation und Collage. Und doch kennt ihn bisher nicht nur hierzulande fast niemand: Als Schwarzer Künstler aus Los Angeles blieb er aus dem öffentlichen Diskurs lange Zeit ausgeschlossen; zudem begegnen Medienkunst in den USA auch heute noch große Vorbehalte. Die Retrospektive „Without Your Interpretation„, die nach dem ICA Philadelphia und dem Hammer Museum nun in der Julia Stoschek Foundation gezeigt wird, ist also gewissermaßen erst der Beginn einer Geschichte: Wie die begleitende Kurzdokumentation von JJ Anderson zeigt, sammelten die Co-Kuratorinnen Meg Onli und Erin Christovale im direkten Austausch mit Jenkins über vier Jahre Dokumente, Archivmaterial und Filme. Entstanden in eine umfassende Werkschau, die Medienkritik auf eine sehr zeitgemäße Weise übt: In „Two-Zone Transfer“ (1978) interpretiert Jenkins zwei der bekanntesten Stereotype, die männlichen Schwarzen Personen in den USA zugeschrieben werden: den Sänger und den Prediger.

Von Beginn an beschäftigte er sich damit, wie Mediendarstellungen auf das Selbstverständnis von Afroamerikaner:innen einwirken – in Videocollagen wie dem der 23-minütigen „Inconsequential Doggereal“ (1981) formt er diese zu einem eigenen Narrativ, das von Identität, Geschichte und Ritualen geprägt ist. Jenkins’ Arbeiten stehen so nicht nur im direkten Dialog mit jüngeren Generationen Schwarzer Künstler:innen wie Arthur Jafa, Martine Syms oder Kahlil Joseph, sondern richten auch den Blick auf einen bisher wenig beachteten Kunstkosmos: das Los Angeles der 1960er bis 1980er-Jahre. Zeit, diesem Aufmerksamkeit zu schenken: Im umfassenden Interview für „Art in Berlin“ zur Retrospektive erklärt Co-Kuratorin Meg Onli unter anderem, in welchem Verhältnis Popkultur und Black Culture stehen.

Text: Hanna Komornitzyk / Fotos: Alwin Lay / Credit: Ulysses Jenkins

Ulysses Jenkins: Without Your Interpretation läuft noch bis zum 30.07.2023 in der Julia Stoschek Foundation Berlin, Leipziger Str.60, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

@juliastoschekfoundation

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