Wiesen, Felder und Äcker sind im Spreewald in einem feinen Netz aus Kanälen und Flüssen, auch „Fließe“ genannt, eingebettet. Insgesamt kommt die Region auf ein Fluss-Geflecht von stolzen 1.500 Kilometer. Davon sind rund 300 Kilometer mit dem Boot befahrbar. Früher waren fast alle Höfe über den Wasserweg verbunden und wurden in der Landwirtschaft als Transportwege genutzt. Auch heute wird an manchen Orten von Frühling bis Herbst die Post noch mit dem Kahn ausgetragen. Die Welt scheint im Spreewald mancherorts fast stehen geblieben zu sein. Ideal für Berliner Stadtmenschen, die bei einem kleinen Wochenendausflug ihre Lungen mit frischer Luft und die Netzhaut mit sattem Grün verwöhnen wollen. Mit dem Regionalexpress ist es nur knapp eine Stunde nach Lübbenau, auch das „Tor zum Spreewald“ genannt. Von der kleinen historischen Stadt aus führt es Wandernde über erste Brücken und Dämme direkt in das grüne Kanal-Geflecht in Richtung offener und weiter Landschaften. Schnell stellt man fest, dass ab hier der große touristische Trubel nachlässt. Der Spreewald wurde 1991 von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet und lockt so viele Naturbegeisterte an.
Doch spätestens nach der fünften zu überquerenden Brücke – denn davon gibt es hier wirklich viele – ist die Anzahl der weidenden Kühe, denen der Tourist:innen weitaus überlegen. Besonders im Frühling, wenn die Temperaturen etwas milder sind, ist die Wanderung entlang der Weiden und offenen Flur zu empfehlen, denn jeder Sonnenstrahl kann direkt mit aufgesogen werden. Ein kleines Highlight bietet der Biergarten Wotschofska, der seit 1894 Gäst:innen auf der Erleninsel bewirtet. Direkt am Wasser unter den schattigen Bäumen beherbergt der Ort bis zu 300 Besuchende mit traditioneller Küche aus dem Spreewald, von Kartoffeln mit Spreewälder Sahnequark und Leinöl bis Gurkensuppe oder gebackenem Zanderfilet bleiben hier keine Wünsche offen. Wer nun neben vollem Bauch auch müde Beine hat, kann sich mit dem Kahn zurück nach Lübbenau fahren lassen – natürlich nur mit extra Spreewaldgurke als „Dessert“, welche von den Kahnfahrer:innen auf dem Wasser angeboten werden. Wusstest Du, dass man im Spreewald die Straßen in den Wintermonaten mit überschüssigem Gurkenwasser enteist? Und wusstest Du, dass die Spreewälder Gurke 2003 ihr großes Revival mit Daniel Brühl im Film „Goodbye Lenin“ erleben durfte?
Text & Fotos: Laura Iriondo
Wanderroute
Gasthaus Wotschofska, Wotschofskaweg 1, 03222 Lübbenau/Spreewald; Stadtplan
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