Es mag cheesy erscheinen und abgedroschen klingen, aber die Stufen am Frankfurter Tor sind mein liebster Ort in Berlin. Da können prollige Feieratzen und besoffene skandinavische Touristen nichts dran ändern: Mit einem Bier und guten Freunden auf den Stufen neben dem ehemaligen McDonalds sitzen, dem Verkehr zusehen und der Zeit einfach verstreichen lassen — das ist schon ziemlich unschlagbar. Der Späti um die Ecke bietet noch die ganze Nacht Kaltgetränke, Essen, Zigaretten und Trost. Wer braucht da eigentlich noch einen Club? Klar, es gibt tausend schönere und vor allem sauberere Orte in Berlin, man kann in dieser wundervollen Stadt auf Dächer klettern und Sonnenuntergänge sehen, Sterne auf dem Tempelhofer Feld zählen und die Schuttberge im Volkspark runterkugeln, aber die Stufen am Frankfurter Tor sind für mich der Dorfplatz von Friedrichshain. Da sitze ich nach Feierabend und immer kommt jemand vorbei, der gerade auch nichts zutun hat. Ich glaube, sowas nennt man „Zuhause“.
Frankfurter Tor, 10243 Berlin-Friedrichshain; Stadtplan
Aida Baghernejad lebt in Berlin und betreibt den Blog Improkitchen.
Erschienen in Cee Cee #74 am 14.9.2012
