Manchmal ist es die Provinz, die die klarste Vision hervorbringt. Aufgewachsen zwischen Werkstätten und Baustellen in Bayern, haben die Gründer vom Modelabel OBS früh gelernt, dass gutes Design dort beginnt, wo Materialien und Hände aufeinandertreffen. Der Vater Schreiner, die Mutter Schneiderin, wurde ihnen dieses Bewusstsein wortwörtlich in die Wiege gelegt. Heute sitzen OBS in Augsburg – abseits der großen Modemetropolen – und bauen sich von dort ein System, das Handwerk, Langlebigkeit und Gestaltung zusammenführt. Am Anfang war das Rechteck: 2019 startete das Label mit dem ersten Design, einer Messenger Bag aus Leder mit Blasebalgboden. Seither ist das Portfolio gewachsen, und der Anspruch gleich mit. Alle Produkte entstehen in engem Austausch mit Handwerker:innen, jede Idee wird in Werkstätten getestet, gehämmert, genäht oder geschweißt, bevor sie ins Sortiment darf. OBS bezeichnen die eigenen Designs dabei als „Werkzeugkasten für Menschen mit Schaffensdrang“: Es gibt Taschen, Schuhe, Schmuck, bald auch Möbel. Ein vertikales Designsystem, das keine Genre- und Gendergrenzen kennt. Dabei bleiben sie geradlinig und zitieren immer wieder Werkzeugkasten und Baustelle. Der letzte Runway sah gleich aus wie eine, Betonmischer inklusive.
T-Shirts sind bedruckt mit Detailzeichnungen vom Fischer-Dübel und Baumarkt- oder Handwerksbetrieb anmutenden Slogans, dazwischen immer wieder das eigene Logo, mit Rams-artiger Marken-Devise: Form, Funktion, Qualität. Every architect’s wet dream: eine Designer-Planrolle und ein ledernes Etui fürs Geodreieck. Besucht man den Webshop, findet man neben Produktfotos auch technische Zeichnungen und Dreitafelprojektionen, natürlich mit Maßketten. Das letzte Taschendesign trägt den Namen „Utensil“. Humor spielt bei OBS offiziell keine Rolle, sagt das Team. Aber wer die Geodreieck-Tasche oder den Designer-Hörschutz kennt, weiß: manchmal wird Funktion von selbst zur Pointe.
Text: Inga Krumme / Fotos: Maximilian Semlinger
OBS
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