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YOUTUBE YOGA & SCHLANGEN-LOOPS: ZEHN TAGE LANG DATENBASIERTE VERZAUBERUNG BEI HAU

YOUTUBE YOGA & SCHLANGEN-LOOPS: ZEHN TAGE LANG DATENBASIERTE VERZAUBERUNG BEI HAU

Wie hauchen wir einer Welt aus maschinengenerierter Poesie, Roboter-Psychotherapeut:innen und Krypto-Kunst wieder etwas mehr Magie ein? Um diese extrem relevante Frage geht es beim zehntägigen Festival Geister, Dschinns & Avatare, das heute (02–12.03.2023) mit Performances und Ausstellungen im HAU startet. Hier geht’s um so genannte „Strategien der (Wieder-)Verzauberung“ – mit anderen Worten: Wie kann Kunst in einer KI-gesteuerten Welt aufblühen und sich weiterentwickeln? In der Festival-Performance Ouroboros nähert sich der Choreograf Adham Hafez dem Puzzle aus Kunst und Technologien, indem er sich komplett auf Roboter einlässt: Er benutzt ChatGPT für die Komposition seiner Text-, Bild- und Tonpartitur über Schlangen, die ihren eigenen Schwanz fressen. Auch die Designerin Nadezhda Bey überlässt bei ihrer Installation Data Death (HAU2) einer KI das Wort. Beys virtuelle Welt widmet sich einer oft vernachlässigten Frage: Was passiert eigentlich mit all den von uns erzeugten Daten, wenn wir sie nicht mehr brauchen?

Der Zauber erreicht mit Philippe Quesnes Performance aus Pianos, Projektionen und Requisiten einen unheimlichen Höhepunkt. Der französische Regisseur verzichtet auf Schauspieler:innen, er setzt stattdessen Skelette und selbstspielende Keyboards als Protagonist:innen ein. Quesnes Stück ist gut mit dem Mazaher-Konzert kombinierbar. Hier wird Musik mit einem traditionellen arabischen Heilungsritual verbunden. Selbstoptimierung sehen wir auch bei der Tanzperformance Spiritual Boyfriends von Núria Guiu, in der die Choreografin Yoga praktiziert, um die heiligsten Gottheiten von heute zufriedenzustellen: YouTube-Stars. Jivamukti trifft Justin Bieber? Willkommen in dieser schönen neuen Welt…

Text: Benji Haughton / Credit: HAU Hebbel am Ufer

Geister, Dschinns & Avatare (02–12.03.2023) – das Programm findet an allen HAU-Spielorten statt. Tickets gibt’s online.

@hauberlin

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WITHOUT YOUR INTERPRETATION — ULYSSES JENKINS RETROSPEKTIVE ZWISCHEN IDENTITÄT, GESCHICHTE, RACE UND RITUAL IN DER JULIA STOSCHEK FOUNDATION

WITHOUT YOUR INTERPRETATION — ULYSSES JENKINS RETROSPEKTIVE ZWISCHEN IDENTITÄT, GESCHICHTE, RACE UND RITUAL IN DER JULIA STOSCHEK FOUNDATION

Ulysses Jenkins entzieht sich der Definition. Obwohl der US-amerikanische Künstler sich früh Videos und Film widmete, – Ende der 1970er-Jahre sogar so früh, dass man ihn einen Pionier nennen muss – lässt er sich auf diese nicht festlegen: Seit nun bereits mehr als 50 Jahren bewegt er sich in seinen Arbeiten zwischen Malerei, Performance, Musikvideo, Dokumentation und Collage. Und doch kennt ihn bisher nicht nur hierzulande fast niemand: Als Schwarzer Künstler aus Los Angeles blieb er aus dem öffentlichen Diskurs lange Zeit ausgeschlossen; zudem begegnen Medienkunst in den USA auch heute noch große Vorbehalte. Die Retrospektive „Without Your Interpretation„, die nach dem ICA Philadelphia und dem Hammer Museum nun in der Julia Stoschek Foundation gezeigt wird, ist also gewissermaßen erst der Beginn einer Geschichte: Wie die begleitende Kurzdokumentation von JJ Anderson zeigt, sammelten die Co-Kuratorinnen Meg Onli und Erin Christovale im direkten Austausch mit Jenkins über vier Jahre Dokumente, Archivmaterial und Filme. Entstanden in eine umfassende Werkschau, die Medienkritik auf eine sehr zeitgemäße Weise übt: In „Two-Zone Transfer“ (1978) interpretiert Jenkins zwei der bekanntesten Stereotype, die männlichen Schwarzen Personen in den USA zugeschrieben werden: den Sänger und den Prediger.

Von Beginn an beschäftigte er sich damit, wie Mediendarstellungen auf das Selbstverständnis von Afroamerikaner:innen einwirken – in Videocollagen wie dem der 23-minütigen „Inconsequential Doggereal“ (1981) formt er diese zu einem eigenen Narrativ, das von Identität, Geschichte und Ritualen geprägt ist. Jenkins’ Arbeiten stehen so nicht nur im direkten Dialog mit jüngeren Generationen Schwarzer Künstler:innen wie Arthur Jafa, Martine Syms oder Kahlil Joseph, sondern richten auch den Blick auf einen bisher wenig beachteten Kunstkosmos: das Los Angeles der 1960er bis 1980er-Jahre. Zeit, diesem Aufmerksamkeit zu schenken: Im umfassenden Interview für „Art in Berlin“ zur Retrospektive erklärt Co-Kuratorin Meg Onli unter anderem, in welchem Verhältnis Popkultur und Black Culture stehen.

Text: Hanna Komornitzyk / Fotos: Alwin Lay / Credit: Ulysses Jenkins

Ulysses Jenkins: Without Your Interpretation läuft noch bis zum 30.07.2023 in der Julia Stoschek Foundation Berlin, Leipziger Str.60, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

@juliastoschekfoundation

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EINE FRAGE DER SELBSTBESTIMMUNG: DAS EREIGNIS VON ANNI ERNAUX IM BERLINER ENSEMBLE

EINE FRAGE DER SELBSTBESTIMMUNG: DAS EREIGNIS VON ANNI ERNAUX IM BERLINER ENSEMBLE

Triggerwarnung: Dieser Text beschäftigt sich mit dem Thema Abtreibung. 

Kaum jemand hat so klar über eine ungewollte Schwangerschaft geschrieben wie die französische Autorin Annie Ernaux: In der autofiktionalen Erzählung „Das Ereignis“ schaut die Literaturnobelpreisträgerin zurück auf das Jahr 1963, als Abtreibung in Frankreich noch gesetzlich verboten war. Damals wird die junge Annie schwanger und weiß schnell, dass sie das Kind nicht behalten kann. Als Erste in ihrer Familie hat sie es aus dem Arbeitermilieu bis an die Universität nach Rouen geschafft. Sie steht kurz vor dem Abschluss und ist sich sicher: Würde sie jetzt Mutter eines unehelichen Kindes, wäre der Aufstieg verloren. Nüchtern und offen, ohne Selbstmitleid, erzählt Ernaux von einer Zeit des Zweifelns und der Suche: Sie beschreibt den Weg von der Praxis eines feigen Arztes zu einer sogenannten Engelmacherin, die illegal Abtreibungen durchführt, bis in die Notaufnahme. Laura Linnenbaum und Amely Joana Haag haben den Stoff nun für die Bühne adaptiert. Im Berliner Ensemble leihen drei Schauspielerinnen – Nina Bruns, Pauline Knof, Kathrin Wehlisch – der Figur der Annie ihre Stimme. Sie stellen sie in verschiedenen Lebensphasen dar: einmal als junge Studentin, dann als Frau, die mit der Erfahrung der Abtreibung lebt, und schließlich als Autorin, die das Erlebte Jahre später zu Papier bringt.

Die drei ergänzen sich. Wenn eine ins Stocken gerät, führt eine andere den Text fort, sie treiben sich gegenseitig an und animieren sich zum Weitermachen. So ungeschönt wie Ernaux schreibt, so markant sind die Bilder, die die Inszenierung für ihre innerliche Zerrissenheit findet: Im Licht des Stroboskops verteilen die drei Frauen ganze Säcke voll Erde auf der blank polierten Bühne. Sie wälzen sich im Dreck und zerlegen nach und nach die Kulisse, nur um am Ende wieder alles rein zu fegen und das Haar zu richten, als wäre nichts gewesen. Wie isoliert die Figur der Annie gegen die Gleichgültigkeit der Welt ankämpft, zeigt sich am eindrücklichsten in den stillen Momenten – vor allem dann, wenn sich die drei Darstellerinnen zu einem Ich zusammen schmiegen. An die Aktualität der Erzählung erinnert ein kurzer Einwurf im sonst textnah inszenierten Stück: Auch in Deutschland sind Abtreibungen noch immer nicht legal. Lediglich die Beratungspflicht sorgt dafür, dass Schwangerschaftsabbrüche straffrei bleiben. Wie schnell sich eine solche Gesetzgebung ändern kann, sah man zuletzt in den USA. Im vergangenen Sommer kippte der konservativ dominierte US-Supreme Court das landesweite Recht auf Abtreibung und setzte somit das 50 Jahre geltende Grundsatzurteil Roe vs. Wade außer Kraft. Diese Entwicklungen führen vor Augen, wie wacklig das Recht auf weibliche Selbstbestimmung ist. Und wie wichtig Ernauxs Erzählung bis heute bleibt.

Text: Laura Storfner / Fotos: JR Berliner Ensemble

Berliner Ensemble, Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

Das Ereignis von Annie Ernaux. Aus dem Französischen von Sonja Finck. In einer Bühnenfassung von Laura Linnenbaum und Amely Joana Haag.
Termine: 13 & 14.03.2023 (ausverkauft – Restkarten sind möglich). Weitere Daten: 27. & 28.04.2023.

@blnensemble

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EMPOWERING WOMEN: FILM SCREENING ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG IM SILENT GREEN IM WEDDING

EMPOWERING WOMEN: FILM SCREENING ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG IM SILENT GREEN IM WEDDING

Der 8. März ist Internationaler Frauentag und erinnert als solcher an jene Frauen*, die kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs zum ersten Mal für ihre Rechte auf die Straße gingen. Der Tag – auch feministischer Kampftag genannt – ist aber nicht nur einer des Widerstands, sondern auch einer, der Sichtbarkeit schaffen soll: Für ein fortbestehendes Ungleichgewicht – sei es in Bezug auf Rechte, wie die Situation im Iran gerade akut zeigt, oder die Beiträge von Frauen* zu jedem Aspekt der Gesellschaft. So auch Kunst und Kultur: Das Silent Green Kulturquartier im Wedding zeigt deshalb am 8. März Chantal Ackermanns dreistündige Tour de Force der filmischen Moderne von 1975 – „Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles„. Ein zeitloses Beispiel für den weiblichen Blick in der Kunst und ein wichtiges feministisches Werk, das die Unterdrückung von Frauen auf subtile, aber eindringliche Weise erzählt. Im Zentrum steht die Sexarbeiterin Jeanne Dielman, eine alleinerziehende Mutter, die in Brüssel ihren eintönigen Alltag bewältigt: Sie erledigt den Haushalt, kocht, putzt, kümmert sich um ihren Sohn und empfängt männlichen Besuch. Bis ihr Leben eines Tages eine dramatische Wendung nimmt. Der mehrfach ausgezeichnete Klassiker hat bis heute Einfluss auf zahlreiche Regisseur:innen wie Sofia Coppola oder Kelly Reichardt. Ein wichtiger Beitrag nicht nur zur feministischen Filmgeschichte, ein Must-See für alle Filmenthusiast:innen – und somit ein inspirierendes Feiertags-Abendprogramm, das zum Nachdenken anregt.

Text: Alison Musch / Credit: Collections CINEMATEK; Fondation Chantal Akerman

Silent Green, Gerichtstr.35, 13347 Berlin–Wedding, Stadtplan
Jeanne Dielman, 23, quai du commerce, 1080 Bruxelles, 08.03.2023 ab 19h. Anmelden kannst Du Dich hier.

@silent.green

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BLUMENTAL: POSITIVE VIBES, SONNENDURCHFLUTETE RÄUME UND VEGAN-VEGETARISCHER BRUNCH ALL DAY LONG

BLUMENTAL: POSITIVE VIBES, SONNENDURCHFLUTETE RÄUME UND VEGAN-VEGETARISCHER BRUNCH ALL DAY LONG

 

Back to the roots im Blumental. Früher war dieses historische Gebäude mit roter Backsteinfassade eine Arbeiterkantine – und jetzt gibt’s wieder einen Raum fürs Zusammenkommen und gutes Essen. Nur ein bisschen moderner! Abseits des Kreuzberger Trubels geht es durch den gelben Vorhang hindurch – und schon stehst Du mitten im lebhaften und doch entspannten und geräumigen Café und Restaurant Blumental am Engeldamm. Inmitten von Pastelltönen wird Dein Blick sofort auf die türkisfarbene Bar mit Terrazzo-Counter fallen. In der großen offenen Küche kreiert das (ausschließlich weibliche) Team vegan-vegetarische Gerichte wie „Amore Ajvar“ mit Sauerteigbrot, Ajvar, Grünkohlchips, eingelegten Zwiebeln, getrockneten Tomaten und Babyspinat – schon jetzt eines unserer Lieblingsgerichte hier. Perfekt für Brunch und Lunch. 

Falls Du noch nicht ganz im Freizeitmodus bist – kein Problem: Das Blumental baut gerade noch eine Area für Co-Working aus, aber auch jetzt kannst Du hier schon entspannt mit Laptop auf einem der Sofas noch ein paar Dinge erledigen. Dazu einen frisch gepressten Saft oder ein Stück hausgemachten Kuchen? Wir empfehlen: die Schokoladen-Himbeer-Torte. Und das Beste: Was übrig bleibt, landet hier in der eigenen Kompostier-Maschine! Zero Waste ist das Motto der Macher:innen. Die sind übrigens ein Kollektiv mit Gastroerfahrung und viel Energie. Im Blumental wurde fast alles selbst und von Freunden gebaut und gestaltet. Und genau dieser Vibe macht das Blumental nicht nur zu einem gemütlichen, sondern vor allem zu einem einladenden Ort. Ob zu zweit zum Brunch oder als Clique zum Kaffee – hier ist Raum für vieles.

Text: Dave Alcantara / Fotos: Robyn Steffen

Blumental, Engeldamm 64, 10179 Berlin–Mitte; Stadtplan
Wed–Sun 9–18h

@blumental_berlin

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