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EINEN MUSIKALISCHEN PIONIER NEU ENTDECKEN: DAS WERK HALIM EL-DABHS BEI SAVVY CONTEMPORARY

EINEN MUSIKALISCHEN PIONIER NEU ENTDECKEN: DAS WERK HALIM EL-DABHS BEI SAVVY CONTEMPORARY

Licht- und Soundinstallationen, Skulpturen, Malerei, Videoarbeiten und interaktive Musikstücke: die Gruppenausstellung „Here History Began. Tracing the Re/verberations of Halim El-Dabh“ widmet sich dem facettenreichen Werk und Leben des ägyptischen Komponisten, Musikethnologen, Musikers, Panafrikanisten und Philosophen Halim El-Dabh (1921-2017). Fünf Jahre Recherche und Forschung sind in das Projekt geflossen, das nun ein umfassendes physisches Archiv von nicht nur El-Dabhs Schaffen, sondern auch seiner kreativen Entourage hervorgebracht hat. Im Diskurs um die Entwicklung elektronischer Musik wurde El-Dabh bisher weitgehend ausgeklammert – eine Tatsache, die von der Retrospektive richtiggestellt wird: Als Hommage macht sie seinen enormen Einfluss greifbar. Beim Betreten der Galerie wird der Blick magisch von Leo AsemotasNeonlicht-Installation angezogen: „Ideas express you.“ Der Gedanke, dass Ideen jenseits des physischen Seins weiterleben, durchzieht die Ausstellung wie ein leuchtend roter Faden.

Mit optischem und akustischem Archivmaterial versehen bringen Vorhänge von Lorenzo Sandoval unzählige Informationen über Halim und seine musikalischen Mechanismen zum Vorschein. Der Raum ist dunkel, wird nur durch einen riesigen Bildschirm hinter Asemotas Installation erhellt. Darauf ist die Videoarbeit „Time Travel Experiments“ des Kollektivs Black Quantum Futurism zu sehen, die sich Generationsparadoxien und Zeitreisen widmet. Auch im Keller von Savvy Contemporary’s geht’s düster weiter: Die Soundinstallation von Vivian Caccuri erfüllt den Raum klanglich mit Geräuschen vorbei flirrender Moskitos. Hier im Untergeschoss ist auch die ehemalige Industriekühlkammer zu finden, die im Rahmen der Ausstellung Emeka Ogbohs immersive Installation zeigt. Sie schafft es, El-Dabhs Arbeiten durch Video, Audio und physische Elemente miteinander zu verweben. Zieh einfach Deine Schuhe aus, setz Dich hin und entspann Dich zu den Klängen von Halim El-Dabh – Körper und Seele werden sich über eine kleine Auszeit freuen.

Text: Lottie Mac / Fotos: Merle Büttner

Besuche sind mit Online-Voranmeldung und Nachweis eines offiziellen negativen Antigen-Covid-Tests (vom gleichen Tag) möglich. FFP2-Maske nicht vergessen!

Savvy Contemporary, Reinickendorfer Str.17, 13347 Berlin–Wedding; Stadtplan

Here History Began. Tracing the Re/verberations of Halim El-Dabh bis zum 09.05.2021.
Do–So 14–19h

@savvycontemporary

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SUN RISE / SUN SET — IN DER GRUPPENAUSSTELLUNG IM SCHINKEL PAVILLON ZUKUNFTSBILDER ENTDECKEN

SUN RISE / SUN SET — IN DER GRUPPENAUSSTELLUNG IM SCHINKEL PAVILLON ZUKUNFTSBILDER ENTDECKEN

Diese Ausstellung beginnt in der Nase. Schon im Treppenhaus kann man Pamela Rosenkranzs Installation, die beinahe den gesamten Hauptraum des Schinkel Pavillons einnimmt, riechen: Im verglasten Oktogon erhebt sich im grünen Neonlicht ein Erdhügel, der bis knapp unter die Decke reicht. Der Geruch von Wald, Kompost und Staub liegt in der Luft. Und da ist noch etwas, das sich nicht recht zuordnen lässt. Werktitel und Begleittext verraten: Rosenkranz hat die Erde mit dem Eau de Cologne „Obsession for Men“ von Calvin Klein durchsetzt – einem Herrenduft, der als maskulin und anziehend vermarktet wird. Zumindest in der Tierwelt scheint das Werbeversprechen eingelöst zu werden. Jaguare und Leoparde lassen sich mithilfe des Parfums ködern, weil sie auf einen Inhaltsstoff besonders reagieren: die synthetische Form des Katzenlockstoffs Zibeton. Die Frage nach dem Menschlichen im Tier und dem Animalischen, das im Menschen steckt, zieht sich als Motiv durch die gesamte Schau.

Lebende Tiere haben auch in den Arbeiten des Franzosen Pierre Huyghe häufig Auftritte. In der dunklen Klause des Schinkel Pavillons trifft man auf mexikanische Höhlenfische, die von Natur aus blind sind und dennoch mühelos durch Huyghes verwunschene Aquarienwelt gleiten. Ihnen gegenübergestellt ist eine verstörend schöne Sumpflandschaft des Surrealisten Max Ernst und eine Pendelzeichnung der Schweizerin Emma Kunz. Letztere wird gerade als Künstlerin wiederentdeckt, sie selbst begriff sich jedoch zeit ihres Lebens als Medium und Heilerin. Alle drei Positionen suchen nach Wegen, die Grenzen zwischen Natur, Kultur und Geist aufzuheben. In ihren trancehaften Traumszenen werden die unsichtbaren Kräfte deutlich, die den Kosmos abseits des Greifbaren zusammenhalten. Wie nah Schönheit und Schrecken bei dieser Gratwanderung zusammenliegen, führen auch die übrigen Werke der Gruppenausstellung vor. Doch egal, wie düster diese alternativen Realitäten auf den ersten Blick erscheinen – sie alle vereint das Versprechen einer Welt, in der Fauna und Flora, Mensch und Technologie eins werden.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war die Ausstellung geöffnet. Aktuelle Covid-19-Updates findest Du auf der Website des Schinkel Pavillons.

Text: Laura Storfner / Credit: Pierre Huyghe; Marian Goodman Gallery, New York; Hauser & Wirth, London; Esther Schipper, Berlin; and Chantal Crousel, Paris; VG Bild-Kunst, Bonn, 2020; Rachel Rose, Borns2019, Pilar Corrias Gallery, London; Henri Rousseau, La Belle et la bête, c. 1908, bpk / Nationalgalerie, SMB, Sammlung Scharf-Gerstenberg; Pamela Rosenkranz, Infection (Calvin Klein Obsession for Men), 2021, Sprüth Magers, Berlin; Precious Okoyomon, Ditto Ditto, 2020; Schinkel Pavillon / Fotos: Alex Delfanne & Andrea Rossetti

Schinkel Pavillon, Oberwallstr.1, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Sun Rise I Sun Set, bis 25.07.2021
Fr–So 12–19h, nur nach vorheriger Terminbuchung.

@schinkelpavillon

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KUNST UMSONST UND DRAUSSEN: EIN SPAZIERGANG ZU SKULPTUREN AN ÖFFENTLICHEN ORTEN

KUNST UMSONST UND DRAUSSEN: EIN SPAZIERGANG ZU SKULPTUREN AN ÖFFENTLICHEN ORTEN

Wer sich beim Spazieren nach Abwechslung sehnt, macht seinen nächsten Streifzug zu einer Schnitzeljagd – mit Kunstwerken im öffentlichen Raum als Etappenziele. Jörg Johnen hat in seinem charmanten Stadtführer „Marmor für alle“ (siehe auch unseren Artikel zum Buch) über 100 Freiluft-Installationen vorgestellt. Auf einem Rundgang von Mitte Richtung Tiergarten findet man heute neben altbekannten Skulpturen auch temporäre Neuzugänge: Wir starten am Kolonnadenhof, wo eine Arbeit der Konzeptkünstlerin Jenny Holzer neu angebracht wurde. Die Aluminiumplakette mit der Aufschrift „Men don’t protect you anymore“ ist leicht zu übersehen, die Botschaft dafür umso eindringlicher. Feministische Kunst schafft auch Valie Export – ihre „Doppelgängerin“, eine über vier Meter große Skulptur aus ineinander verschränkten Scheren, beansprucht vor dem PalaisPopulaire bedrohlich ihren Platz. Ein paar Schritte weiter am Bebelplatz stößt man auf Micha Ullmans Mahnmal, das der Bücherverbrennung gedenkt: Eine in den Boden eingelassene Glasplatte (potenziell von Schnee bedeckt) gibt den Blick auf leere Bücherregale frei. Die Arbeit drängt sich nicht auf und macht gleichzeitig eindrucksvoll sichtbar, was genommen wurde. Sie erinnert an die über 20.000 verfemten Bücher, die 1933 an eben jenem Ort von dem nationalsozialistischen Regime ins Feuer geworfen wurden.

Für die Besichtigung von Ólafur Elíassons „Windspiegelwand“ an der Rückseite des GIZ-Gebäudes wählst Du am besten einen sonnigen Tag: Dann reflektieren die unzähligen Edelstahlplatten das glitzernde Wasser des Pianosees. Beim Gang über die Potsdamer Brücke solltest Du die Augen auf den Boden richten, wo Norbert Radermacher einen schweren Rettungsring aus Bronze am Geländer angebracht hat. Vor der Galerie PSM am Schöneberger Ufer fragt Ariel Reichman nach unserem Gefühl von Sicherheit: Über einen QR-Code können Infos abgerufen und die Neoninstallation im Garten zum Leuchten gebracht werden. Um die Ecke in der Kluckstraße findet sich seit vergangenem Jahr Haunt, das Ausstellungszentrum des Kunstkollektivs Frontviews (Wiedereröffnung am 26.03.2021). Die Outdoor-Schau im verwilderten Innenhof zeigt schon jetzt, wie zeitgenössische Skulptur mit urbaner Natur eins wird.

Text: Laura Storfner / Credit: Ariel Reichman & PSM, Berlin, 2020; Philipp Modersohn; Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, Berlin, 2001 & Studio Ólafur Elíassons / Fotos: Marjorie Brunet Plaza, Stephan Klee & Jens Ziehe

Jenny Holzer, “Men don’t protect you anymore“, Kolonnadenhof der Museumsinsel, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan

Valie Export, “Die Doppelgängerin”, vor dem PalaisPopulaire, Unter den Linden 5, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

Micha Ullmann, Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung, Bebelplatz, Unter den Linden, 10117 Berlin-Mitte; Stadtplan

Olafur Eliasson, “Windspiegelwand“, Rückwand der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Rückwand des Reichpietschufer 20, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan

Ariel Reichman: This is Worse“, Neon–Installation “I AM (NOT) SAFE”, bis 10.04.2021

PSM, Schöneberger Ufer 61, 10785 Berlin-Tiergarten; Stadtplan

Frontviews at HAUNT, Kluckstr.23A, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan

Outdoor–Ausstellung zu Concrete #1: RESPIRATION, im Innenhof, bis 27.03.2021, geöffnet Mi–Fr 14–19h

@palaispopulaire
@psmgallery
@frontviews_berlin
@haunt_berlin

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MAERZMUSIK — ZEITFRAGEN UND GEGENWARTSMUSIK ONLINE ERLEBEN

MAERZMUSIK — ZEITFRAGEN UND GEGENWARTSMUSIK ONLINE ERLEBEN

Einen fast vergessenen Pionier der elektronischen Klangkunst entdecken und an einem Konzert-Marathon einer legendären New Yorker Musikinitiative teilnehmen – das sind nur zwei Beispiele für das vielschichtige Programm von MaerzMusik. Vom 19. bis zum 28. März feiern die Berliner Festspiele die 19. Ausgabe ihres Festivals für Zeitfragen und zum ersten Mal findet das Event digital statt. Der große Vorteil: Das Programm ist komplett kostenlos für Dich. Im täglichen Livestream gibt’s dann nicht nur was zu hören, wie Konzerte und Gespräche, sondern auch viel zu sehen, nämlich Filmpräsentationen und Performances. Den Auftakt macht ein Projekt, das die Jetztzeit vertont hat. Zusammen mit dem Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos hat das Berliner Solo-Musikensemble Phønix16 das Projekt „Environment“ geschaffen: Es kombiniert akustische und filmische Elemente, um Erfahrungen des letztjährigen Lockdowns spürbar zu machen.

Im Fokus steht der verstorbene ägyptisch-amerikanische Komponist und Forscher Halim El-Dabh: Die Reihe „Here History Began“ beleuchtet sein Schaffen. Eine Ausstellung in der Galerie SAVVY Contemporary und Live-Streams von dort und aus dem Haus der Berliner Festspiele präsentieren neue Arbeiten, die El-Dabhs Position in der Musikgeschichte reflektieren. Wenn Dir mehr der Sinn nach musikalischen Utopien steht, dann solltest Du zum „Bang on a Can Marathon“ einschalten – vier Stunden lang präsentiert die legendäre Musikorganisation aus New York live eine Version ihres Zukunftsformats, das eigens für MaerzMusik entwickelt wurde. Ob im direkten Austausch mit anderen oder ganz klassisch über das Zuhören – auch in diesem Jahr zeigt das Festival, dass Kunst, Theorie und Zeitgeschehen untrennbar miteinander verbunden sind.

Text: Hanna Komornitzyk / Fotos: Lukas Wenninger & Philippe Rebosz

Das MaerzMusik – Festival für Zeitfragen findet vom 19. bis zum 28. März 2021 online und on demand statt. Der Festivalpass kann ab dem 15. März auf freiwilliger Bezahlbasis über die Website der Berliner Festspiele beantragt werden.

@berlinerfestspiele

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KUNST-AUSFLUG NACH POTSDAM: AUSSTELLUNG IN DER VILLA SCHÖNINGEN UND SPAZIERGANG ENTLANG DER SCHWANENALLEE

KUNST-AUSFLUG NACH POTSDAM: AUSSTELLUNG IN DER VILLA SCHÖNINGEN UND SPAZIERGANG ENTLANG DER SCHWANENALLEE

Vor fünfzig Jahren schrieb die Künstlerin Chris Reinecke den Titel „Schutz gegen Anfassen“ auf Denim-Stoff. Was damals als Antwort auf Sexismus und satirischer Kommentar zum Umgang mit Kunst gelesen werden konnte, erhält seit 2020 in der Villa Schöningen eine neue Ebene: Das kleine Stück Stoff versinnbildlicht die Sicherheitskonzepte und Masken, die zu unserem neuen Alltag gehören. Die Frage, wie Menschen trotz Abstandsgeboten zusammenkommen, bestimmt die Potsdamer Gruppenschau. Vierzehn Künstler*innen behandeln das Versammlungsrecht im Großen wie Kleinen, Privatem wie Öffentlichem. Manche wie Marcel Odenbach arbeiten sich an der Wiedervereinigung ab, andere wie die Malerin Marion Fink beschreiben die Mauern in den Köpfen der Gegenwart. Inhaltlich greift das Konzept auf keinen Geringeren als König Friedrich Wilhelm IV zurück, der nicht nur den Bau der Villa Schöningen beauftragte, sondern auch die Versammlungsfreiheit 1848 in der Preußischen Verfassung verankerte. Mit einem Spaziergang entlang der Schwanenallee, einstigem DDR-Grenzgebiet, lässt sich die Reise in die deutsche Vergangenheit weiter vertiefen. Zumindest hier, auf dem Weg zum Neuen Garten und Heiligen See, scheint der Titel von Jörg Immendorffs epochalem Wende-Gemälde aus der Schau recht zu behalten. Er lautet: „Ende gut – alles gut“.

Text: Laura Storfner / Fotos: Noshe, 2013 & 2020 / Credit: Anna Ehrenstein, Real Thomas Metzinger, 2019 © Villa Schöningen, courtesy of the artist and Office Impart & Fort, The Visit, 2019 © Villa Schöningen, courtesy of the artist and Sies+Höke

Villa Schöningen, Berliner Str.86, 14467 Potsdam; Stadtplan
1+1+1+1+1+1+1+1 Art. 8 GG Versammlungsfreiheit bis 28.03.2021, Fr–So 12–18h

@villa_schoeningen

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