CELINA PLAG EMPFIEHLT: DIE GALOPPRENNBAHN HOPPEGARTEN

CELINA PLAG EMPFIEHLT: DIE GALOPPRENNBAHN HOPPEGARTEN

Ein „Pferdemädchen“ war ich zu meinem eigenen Missmut nie. Gerne hätte ich die Leidenschaft Gleichaltriger für diese nervös wiehernden, immerhin grazil stolzierenden Tiere geteilt, mit denen man in meinen Augen nichts Spannendes anstellen konnte, außer – reiten. Später begriff ich: Es ging um Macht. Ein Wesen zu dominieren, welches um ein Vielfaches größer, schneller und stärker ist als man selbst, das schafft Selbstvertrauen. Irgendwann landete ich zufällig auf der Galopprennbahn Hoppegarten. Die Jockeys dabei zu beobachten, wie sie durch Ausübung von Kontrolle mit aller Macht versuchen zu gewinnen; ihnen gegenüber die Besucher, die im Grunde das gleiche Ziel verfolgen, allerdings durch absoluten Kontrollverlust (indem sie einen Haufen Geld wetten auf die Pferde, die von den Jockeys dominiert werden), unterhält ironischerweise ungemein. Natürlich ist so ein Renntag auch eine hervorragende Gelegenheit, seinen opulentesten Hut aus dem Schrank zu kramen und bei einem eisgekühlten Drink das Feuer eines Wettkampfes zu spüren, den in Wahrheit doch einzig die Pferde selbst dominieren.

Galopprennbahn Hoppegarten, Goetheallee 1, 15366 Hoppegarten; Stadtplan

Celina Plag lebt seit 2009 in Berlin, studiert Kunstgeschichte und arbeitet als Modejournalistin. (Foto: Frank Sorge)

Erschienen in Cee Cee #75 am 20.9.2012

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