DAS ZELT ALS ZUKUNFTSMODELL: ISABELLA FÜRNKÄS BEI HUA INTERNATIONAL

DAS ZELT ALS ZUKUNFTSMODELL: ISABELLA FÜRNKÄS BEI HUA INTERNATIONAL

Der Philosoph Vilém Flusser nannte das Zelt ein „kreatives Nest“ – einen Ort, an dem Nomaden Erfahrungen sammeln. Fragen nach Sesshaftigkeit und Heimatverlust ziehen sich auch durch die aktuelle Ausstellung von Isabella Fürnkäs bei Hua International: Im Zentrum stehen zwei kuppelförmige Zeltkonstruktionen, ausgelegt mit Decken und umgeben von Pflastersteinen, die die Grenzen zwischen Schutzraum und feindlicher Festung, Lifestyle-Nomadentum und Zwangsmigration ausloten. Bei Fürnkäs sind die Zelte zugleich Skulptur und Kulisse – insbesondere wenn am 11.02.2022 Performer:innen den Unterschlupf im Rahmen des Stücks „Ataraxia“ wieder mit Leben füllen. Das Nomadische unserer Alltagskommunikation, das unaufhaltsame Pendeln zwischen Textnachrichten, Fotos, Apps und Gesprächen, führt Fürnkäs im abgedunkelten Nebenraum vor, in dem sie einen Bildfeed nicht etwa auf einen Bildschirm, sondern in Endlosschleife auf einen Haufen Erde projiziert.

Der Fotostream wird begleitet von einem vertonten Stream of Consciousness, der sanft aus dem Off ertönt. Im Kontrast zu dieser Bilder- und Erfahrungsflut stehen Fürnkäs‘ reduzierte Zeichnungen, die mit wenigen Strichen viel auslösen. Als Künstlerin gelingt es Isabella Fürnkäs, die in Japan geboren wurde und zwischen Berlin und Düsseldorf lebt, so kleine, kreative Refugien zu schaffen, die äußere und innere Mauern bröckeln lassen – für mehr Durchlässigkeit und weniger Abschottung.

Text: Laura Storfner / Fotos: Tim Oehler & Robert Rieger / Credit: Isabella Fürnkäs & Hua International

Hua International, Potsdamer Str.81B, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
Build Me a House: Isabella Fürnkäs, bis 12.02.2022
Performance am 11.02. ab 18h, Teilnahme nur nach Anmeldung per E-Mail.

@hua_international
@isabellafuernkaes

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