
Wie hauchen wir einer Welt aus maschinengenerierter Poesie, Roboter-Psychotherapeut:innen und Krypto-Kunst wieder etwas mehr Magie ein? Um diese extrem relevante Frage geht es beim zehntägigen Festival Geister, Dschinns & Avatare, das heute (02–12.03.2023) mit Performances und Ausstellungen im HAU startet. Hier geht’s um so genannte „Strategien der (Wieder-)Verzauberung“ – mit anderen Worten: Wie kann Kunst in einer KI-gesteuerten Welt aufblühen und sich weiterentwickeln? In der Festival-Performance Ouroboros nähert sich der Choreograf Adham Hafez dem Puzzle aus Kunst und Technologien, indem er sich komplett auf Roboter einlässt: Er benutzt ChatGPT für die Komposition seiner Text-, Bild- und Tonpartitur über Schlangen, die ihren eigenen Schwanz fressen. Auch die Designerin Nadezhda Bey überlässt bei ihrer Installation Data Death (HAU2) einer KI das Wort. Beys virtuelle Welt widmet sich einer oft vernachlässigten Frage: Was passiert eigentlich mit all den von uns erzeugten Daten, wenn wir sie nicht mehr brauchen?
Der Zauber erreicht mit Philippe Quesnes Performance aus Pianos, Projektionen und Requisiten einen unheimlichen Höhepunkt. Der französische Regisseur verzichtet auf Schauspieler:innen, er setzt stattdessen Skelette und selbstspielende Keyboards als Protagonist:innen ein. Quesnes Stück ist gut mit dem Mazaher-Konzert kombinierbar. Hier wird Musik mit einem traditionellen arabischen Heilungsritual verbunden. Selbstoptimierung sehen wir auch bei der Tanzperformance Spiritual Boyfriends von Núria Guiu, in der die Choreografin Yoga praktiziert, um die heiligsten Gottheiten von heute zufriedenzustellen: YouTube-Stars. Jivamukti trifft Justin Bieber? Willkommen in dieser schönen neuen Welt…
Text: Benji Haughton / Credit: HAU Hebbel am Ufer
Geister, Dschinns & Avatare (02–12.03.2023) – das Programm findet an allen HAU-Spielorten statt. Tickets gibt’s online.
@hauberlin