FRANZÖSISCHE BISTROKULTUR AUF DER POTSDAMER STRASSE — IRMA LA DOUCE

FRANZÖSISCHE BISTROKULTUR AUF DER POTSDAMER STRASSE — IRMA LA DOUCE

Geboren wurde die Bistrokultur in Frankreich. Das Prinzip hat viele Fans: Unkompliziertes Essen in legerer Atmosphäre, mit einem gewissen je ne sais quoi, nennen wir es mal: Glanz. Nach Paris fahren muss man dafür nicht, schließlich gibt es das Irma la Douce. Dessen Betreiber Jonathan Kartenberg ist eine Größe in der Berliner Gastrowelt. So steckt er nicht nur hinter der Hinterhofperle Eins44, sondern stellte in der Pandemie zudem den Lieferservice The Good Taste auf die Beine. Zurück zu seinem nach einem Musical benannten Restaurant: Ein einladender Raum in der pulsierenden Potsdamer Straße, weiß eingedeckt, umfassend bespiegelt und stuckverziert, mit einer über den Gästen schwebenden Bahnhofsuhr. Eröffnet wurde das Irma la Douce im Sommer 2020, bald darauf kam der erste Michelin-Stern. Kein Wunder angesichts von Michael Schulz‘ Küchenhandwerk, das insbesondere der französischen Saucenkunst die Ehre erweist. Vor allem zeigt sich das in Form der Bouillabaisse, einem aus Marseille stammenden Fischeintopf, den man nirgendwo in Berlin in so exzellenter Qualität bekommt. Anders als sonst üblich werden dessen einzelne Teile, darunter Garnele, Heilbutt, Wolfsbarsch, Rotbarbe, Pulpo und Muscheln, nicht im selben Topf gekocht, sondern einzeln zubereitet und erst am Tisch mit dem Sud aufgegossen. Dieser Sud! Austrinken möchte man ihn oder wenigstens auftunken mit dem zu Beginn servierten hausgemachten Sauerteigbrot.

Wer keinen Fisch essen möchte, findet eine Auswahl an Klassikern wie Rindertatar und wechselnden, auch vegetarischen Gerichten vor, darunter aktuell ein Kürbissalat mit Feige und der Rohmilchkäsespezialität Belper Knolle, Ricotta-Cannelloni oder Eggs Sardou, ein auf Artischockenböden angerichtetes pochiertes Ei. Unbedingt die mit extrafetter Sahne zubereitete Crème brûlée probieren und den Käse des Erlanger Affineurs Volker Waltmann. Restaurantleiter und Sommelier Sascha Hammer gehört zu den Besten seines Fachs, entsprechend ausufernd ist die Weinkarte. Der Fokus liegt, bien sûr, auf Frankreich, hauptsächlich dem Burgund und Bordeaux. Champagner gibt es natürlich auch, und zwar 50 verschiedene Sorten, dazu passen die vorneweg gereichten Gillardeau Austern. Wer Sehnsucht nach Paris hat, wird bei dieser Irma sehr glücklich werden. Alle anderen auch.

Text: Eva Biringer / Fotos: Florian Kottlewski & White Kitchen

Irma la Douce, Potsdamer Str.102, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
Di–Sa 18–23 h

@irmaladouceberlin

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