GALERIE CHERTLÜDDE: NEUE RÄUME UND QUEERES ERBE

GALERIE CHERTLÜDDE: NEUE RÄUME UND QUEERES ERBE

Wer in Berlin Kostüme und besondere Artikel für Feste suchte, der ging zu Deko Behrendt nach Schöneberg. Mehr als 60 Jahre residierte der legendäre Partyausstatter an der Hauptstraße, bis er letzten Frühling schließen musste. Nicht nur an Fasching oder Halloween waren die Schlangen vor dem Laden lang, auch Berlins Drag- und Performance-Künstler:innen kauften regelmäßig im Mekka aus Glitter, Masken und Federboas ein. An dieses Erbe knüpft die Galerie ChertLüdde, die nun die Räume übernommen hat, in ihrer Eröffnungsschau an: Gemeinsam mit der Fotografin Annette Frick untersuchen Petrit Halilaj und Alvaro Urbano in der Ausstellung Die Blüten von Berlin die Geschichte von Deko Behrendt und Berlins queeren Räumen. Halilaj und Urbano, früher selbst Stammkund:innen bei Deko Behrendt, konservieren mit ihren Wandarbeiten einen Teil des Orts: Bei der Renovierung trugen sie Teile der Originaltapete Schicht für Schicht ab und rahmten die Reste zu abstrakten Tafelbildern.

Annette Frick bewahrt die Geschichte der Nachbarschaft in ihren Fotografien: Mit ihren prägnanten Schwarz-Weiß-Porträts setzt sie Größen der Berliner Drag-Szene der 1990er wie Ovo Maltine ein einfühlsames Denkmal. Aber ChertLüdde führt auch die eigenen Traditionen fort. Mit dem Umzug findet Bungalow, der galerieeigene Experimentierraum für junge Kunst, ein neues Zuhause: Den Anfang macht die senegalesisch-italienische Künstlerin Binta Diaw mit einer Installation. Sie erinnert an die Schicksale der Tirailleurs Sénégalais – den senegalesischen Soldaten, die während der französischen Kolonialherrschaft für Frankreichs Armee kämpfen mussten.

Text: Laura Storfner / Fotos: Andrea Rossetti, Courtesy of the artists and ChertLüdde

ChertLüdde, Hauptstr.18, 10827 Berlin–Schöneberg; Stadtplan
Di–Sa 12–18h

Petrit Halilaj & Alvaro Urbano mit Annette Frick: Die Blüten von Berlin, bis 21.05.2022

@chertluedde

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