Kann Kunst etwas bewirken, noch dazu im Ausnahmezustand? Das fragt Olivia Laing im Vorwort ihres neuen Essaybands „Funny Weather: Art in an Emergency„. Ein Gedanke, der in den letzten Wochen aktueller geworden ist, als er – angesichts von Krieg, Klimawandel, wachsender sozialer Ungleichheit und zunehmendem Nationalismus – ohnehin schon war. Als Kolumnistin des Frieze Magazine hat Laing ab 2015 im Werk von Künstlern wie David Wojnarowicz und Philip Guston nach Antworten gesucht. Sie beschrieb, wie sie für die Malerin Chantal Joffe Modell saß, verfasste Liebesbriefe an den Kunstkritiker John Berger, an Wolfgang Tillmans und Freddie Mercury. Erstmals sind all diese Texte vereint, die Kunstkritik ganz nebenbei mit Persönlichem verbinden. Doch egal, ob die Essays autobiografisch oder fiktional gefärbt sind, ohne politische Haltung erzählt Laing – ähnlich wie in ihrem Roman „Crudo“ oder dem Memoir „The Lonely City“ – nie. Sie kommt Künstlerinnen, Denkern und Schriftstellern unserer Zeit nah, auch wenn sie manche von ihnen nicht mehr persönlich kennenlernen konnte. Wenn Kunst eine Überlebensstrategie ist, dann sind es auch Laings Texte. Sie spenden Trost und rufen zum Widerstand auf. (Text: Laura Storfner / Fotos: Savannah van der Niet)
„Funny Weather: Art in an Emergency“ (Picador, 2020, 368 Seiten)
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