HEINER FRANZEN BESETZT DAS HAUS AM LÜTZOWPLATZ

HEINER FRANZEN BESETZT DAS HAUS AM LÜTZOWPLATZ

Teppiche in knalligem Pink säumen Boden und Wände im Haus am Lützowplatz und erweitern den Kunstraum ins Unendliche. Heiner Franzen hat diese Installation für “Großes Gesichtsfeld” aufgebaut. Es ist die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers in Berlin. Das beeindruckende Ausstellungsdesign passt perfekt zu Franzens schon über Jahrzehnte andauernden Karriere. Seine Arbeit hat weder Anfang noch Ende: Die Zeichnungen, Videoarbeiten und Skulpturen befinden sich im ständigen Wandel, werden überarbeitet, auseinandergenommen und im Laufe der Zeit überlagert. Für “Großes Gesichtsfeld” taucht Franzen in sein Archiv ein und präsentiert Werke wie “Schaukel”, einen hypnotisierenden Videoloop, in dem ein Mann gegen seinen Zwangsstuhl kämpft. Damit setzt der Künstler seine Erforschung von Gefangenschaft, und wie wir uns darin bewegen, fort. Auch mit der Performativität des Sprechakts hat Franzen sich über Jahre hinweg beschäftigt. In der Ausstellung wird der Schwerpunkt seiner Arbeit durch eine Serie von Stop-Motion-Animationen von Mündern repräsentiert. Der verschwommene untere Teil eines „O“s sagt ohne Unterlass “Freund”, während Arnold Schwarzeneggers umgedrehtes, verzerrtes Gesicht bei dem Versuch eines menschlichen Lächelns gewaltig knirscht. Die Werke erinnern stilistisch an Lo-Fi-GIFs, sind aber in Wahrheit sehr sorgfältig ausgeschnitten, gefilmt und immer wieder zusammengefügt. Unsere Augen sehnen sich dabei nach einer Ruhepause, werden dann jedoch mit dem grellen pinkfarbenen Hintergrund konfrontiert. Unsere Kurzsichtigkeit wird uns so unmittelbar vor Augen geführt und erinnert daran, etwas genauer hinter die Schatten unseres peripheren Gesichtsfeldes zu blicken. (Text: Anna Dorothea Ker / Kunstwerke: Heiner Franzen / Portrait: Andreas Bohlender)

Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9, 10785 Berlin-Tiergarten; Stadtplan
Heiner Franzen: Großes Gesichtsfeld, bis 5.8.2018, Di-So 11-18h

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