
Während die Türen der Kunsträume weiterhin geschlossen bleiben müssen, schlägt die Stunde der Berliner Schaufenster: Viele Galeristen entdecken gerade das Potenzial ihrer Auslagen als Ausstellungsfläche. Unterdessen verfolgen einige Off Spaces dieses Format bereits seit Jahren als kuratorisches Prinzip. Sie zeigen Kunst nicht in begehbaren Räumen, sondern bespielen ausschließlich Fenster und Vitrinen, die rund um die Uhr besichtigt werden können. Zu den bekanntesten Projekten dieser Art gehört Sox in Kreuzberg: ein drei Meter langes Schaufenster, das auf den ersten Blick leicht zu übersehen ist. Aktuell zeigen hier Fotografinnen und Fotografen des Berliner Lette Vereins ihre Auseinandersetzungen mit dem Werk von Michael Schmidt, der immer wieder Berlin in den Fokus nahm. Mit dem Stadtraum setzt sich auch die Fotokünstlerin Sabine Hornig auseinander. Den Berliner Schaufensterraum Berlin-Weekly in Mitte hat sie mit einem Vorhang verhüllt, der über und über mit Fotografien von hell erleuchteten Fenstern bedeckt ist. Alle Aufnahmen sind in den vergangenen Monaten entstanden und spiegeln die bedrückende Stimmung des Lockdowns wieder.
Kinos, die durch Corona von der Existenz bedroht sind, widmet sich Richard Thieler: Seine Fotografien von geschlossenen Berliner Filmtheatern sind ab Samstag (06.02.2021) rund um die Uhr in den Fenstern der Infostation Siemensstadt ausgestellt. 20 Minuten dauert es von hier bis zum U-Bahnhof Kleistpark, wo die Kuratorin Isolde Nagel mit ihrem Kunstraum A Trans die Vitrine im Zwischengeschoss gestaltet. Ab Freitag (05.02.) sind die verwunschenen Fotoarbeiten von Martin Juef zu sehen, die er bei nächtlichen Streifzügen durch die brasilianische Stadt Belém aufgenommen hat. In Charlottenburg bringt der Maler Alexander Iskin Leben hinter die Scheiben: Im Ausstellungsraum des Auktionshauses Grisebach nimmt er täglich zwischen 17 und 18 Uhr telefonisch Anweisungen von Passanten entgegen, die so an seinen Kompositionen mitwirken können. Auf Interaktion setzt auch das Kunstbüro Hohmann und Heid, das in den Wintermonaten die Fenster einer Friedrichshainer Eisdiele mit Kunst füllt. Am schönsten ist ein Besuch in den Abendstunden am Wochenende, wenn die Lichtspiele von Sophie Hundbiss and Robin Woern ins Dunkel strahlen und der begleitende Sound über einen QR-Code abgerufen werden kann. Berlin leuchtet – trotz Corona und Lockdown.
Text: Laura Storfner / Fotos: Merle Büttner & Roman März
Sox, Oranienstr.175, 10999 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
„Schmidt Contemporary“, bis 16.05.2021, rund um die Uhr
Berlin-Weekly, Linienstr.160, 10115 Berlin–Mitte; Stadtplan
„Sabine Hornig“, bis 07.03.2021, tägl. 16–22h
Infostation Siemensstadt, Goebelstr.2, 13627 Berlin–Charlottenburg Nord; Stadtplan
„Richard Thieler. Kinoarchitekturen Berlin„, 06.02.–10.04.2021, rund um die Uhr
A Trans, Vitrine am U-Bahnhof Kleistpark (U7), Zwischengeschoss, 10783–Schöneberg; Stadtplan
„A trans feat. Martin Juef | ZAR – Noturnos“, 05.02.–05.04.2021, rund um die Uhr
Grisebach Schaufenster Projekt, Fasanenstr.27, 10719 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
„Alexander Iskin – Fenster von hinten“, „Live-Performance“ tägl. 17–18h mit der Handynummer 0163/1901968, bis 14.02.2021
Kunstbüro Hohmann und Heid, Gärtnerstr.33A, 10245 Berlin–Friedrichshain; Stadtplan
„Windows Explorer w/ Sophie Hundbiss and Robin Woern“, Do–So 15–20h, bis 15.02.2021
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