Freude und Unsicherheit, Gemeinschaft und Einsamkeit, Liebe und Angst: Das sind nur einige der Themen des Ballettabends von David Dawson im Staatsballett Berlin (02.11.2022–23.01.2023). In enger Zusammenarbeit mit den Tänzer:innen kreierte der Choreograf Anfang 2021 – eine Zeit, geprägt von strengen Regeln, Angst, Isolation, Kälte und Stagnation – das Stück „Voices“, in dem begleitet von Max Richters gleichnamiger Komposition aus dem Jahr 2020 über das Menschsein nachgedacht wird. Über Gemeinschaft und was es bedeutet, miteinander, füreinander oder voneinander entfernt zu sein. Auf der Textebene wird dazu die allgemeine Erklärung der Menschenrechte gesprochen, die gemeinsam mit dem tänzerischen Ausdruck Hoffnung gibt und einlädt, die Schönheit der menschlichen Existenz zu feiern.
In „Citizen Nowhere“ (von 2017), dem zweiten Stück an diesem imposanten Abend, stellt sich Dawson mit dem Solisten und Komponisten Szymon Brzóska erneut die Frage, was es bedeutet, Mensch zu sein. Hier ist es jedoch die Existenz eines staatenlosen Einzelgängers, die in ihrer Verletzlichkeit und Kostbarkeit spürbar wird: Zwischen Verlorenheit und Staunen, Erkenntnis und Verlust, Liebe und Sehnsucht wird das Portrait eines heimatlosen Künstlers gezeichnet, – inspiriert von Antoine de Saint-Exupérys Erzählung des kleinen Prinzen – der bereit ist, alles zu geben, was er hat. Das Erleben zu dürfen, ist das größte Geschenk. Im Zusammenspiel der beiden Stücke an diesem Abend wird klar: „One becomes many. We all become one. We all become citizens nowhere, we all are citizens everywhere.“
Text: Alina Herbel / Fotos: Yan Revazov & GK Bose / Credit: Deutsche Oper Berlin & Staatsballett Berlin
Staatsballett Berlin in der Deutschen Oper, Bismarckstr.35, 10627 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Dawson Aufführung am 02.11.2022, weitere Vorstellungen bis zum 23.01.2023. Tickets gibt’s online.
@staatsballettberlin
