Sie nannten ihn den „roten Elvis“: Dean Reed, geboren 1938 in Denver, Colorado, USA, gestorben 1986 im Zeuthener See, Brandenburg – damals DDR. Eine Lebensgeschichte so einzigartig, irreal und nicht ohne Ambivalenzen. Auf welche Bühne könnte diese besser passen als in die Neuköllner Oper und das in einer Zeit, die doch ebenfalls unreal ist, für uns alle noch nie da gewesen und voller Widersprüche? Uraufgeführt im kurzen und Covid-beschränkten Bühnenherbst 2020, übertragen in das Format einer digitalen Miniserie (die immer noch hier zum Streamen bereitsteht) und nun neu aufgelegt und endlich für den vollen Saal widmet sich die Neuköllner Oper in den nächsten Tagen dem unglaublichen Leben eines einzigartigen Musikers und Menschen.
Es ist die Geschichte eines amerikanischen Farmer-Sohns, voller Idealismus und Ehrgeiz – eines Friedensaktivisten, welcher aus vollem Herzen an Völkerverständigung und Gerechtigkeit glaubte, der seinen musikalischen Durchbruch in Südamerika machte, Stadien füllte, die amerikanische Flagge performativ vom „Schmutz des Imperialismus“ reinwusch, im Gefängnis saß, Che Guevara traf und der Liebe wegen in die DDR zog – in welcher er starb, desillusioniert vom Sozialismus. Es ist die Geschichte eines Mannes, der ein Weltstar war auf der linken Seite des Eisernen Vorhangs – und der mit seinem Fall vergessen wurde. Zumindest bei denen, die zu jung waren, sich an ihn zu erinnern. Auch an sie richtet sich das Musiktheater-Stück „Iron Curtain Man“ aus der Feder von Fabian Gerhardt und Lars Werner (Text) sowie Claas Krause und Christopher Verworner (Musik) – und an alle anderen, die an Musik, Gerechtigkeit und Zweifel glauben. „Hier geht’s um den Menschen und der sind wir!“.
Text: Hilka Dirks / Fotos: Thomas Koy & Mizafo
Iron Curtain Man in der Neuköllner Oper, Karl-Marx-Str.131/133, 12043 Berlin–Neukölln; Stadtplan
Tickets kannst Du hier kaufen.
@neukoellneroper
