Zehn Jahre ist es her, dass das ehemalige Flughafengelände Berlin-Tempelhof als öffentlicher Park wiedereröffnete – der ideale Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, wie sich das 355 Hektar große Tempelhofer Feld in dieser Zeit zu einem der wertvollsten Freiräume der Stadt entwickeln konnte. Die Berliner Fotografin Anna Thiele hat das Gelände über das letzte Jahrzehnt fotografisch dokumentiert, woraus nun das Buch Tempelhof: metamorphosis entstanden ist. Die 39 Bilder scheinen jeden Winkel und Aspekt des Feldes einzufangen: Thiele, die bei Arno Fischer an der Ostkreuzschule für Fotografie studierte, gelingt es durch die Kombination von Landschaften und Nahaufnahmen, von Farbe und Schwarz-Weiß, von menschlichen und unbelebten Motiven, den Eindruck eines Ortes zu vermitteln, der gleichzeitig lebendig, pulsierend, launisch und trostlos ist. Wir sehen Einradfahrer und fliegende Drachen im Hochsommer, aber auch gespenstische Aufnahmen des alten Terminals – eingehüllt in Winternebel und verrostete Schilder, die an die Geschichte des Ortes erinnern. Diese wird zudem im begleitenden Essay von Christine Bartlitz beleuchtet: Die Historikerin beschreibt eingehend den Übergang vom Kriegsstützpunkt zum Verkehrsflughafen. Das Buch ist mal nachdenklich, mal poetisch – eine gelungene Hommage an den größten Freiraum der Stadt. (Text: Benji Haughton / Fotos: Ramona Razaghmanesh)
Tempelhof: metamorphosis von Anna Thiele (2020, Distanz, 112 Seiten)
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