Jeder Berliner, der regelmäßig Verwandte und Freunde zu Besuch hat, weiß, dass es Gästen in der Regel sehr wichtig ist, das „echte“ und authentische Berlin kennenzulernen – aber das wird angesichts von Touristenmassen, die die kulissenartigen Mauerresten umschwärmen, immer schwieriger. Zum Glück findet man fernab des Trubels immer wieder kleine Perlen, die – ganz ohne Tamtam – Einblick in die bewegte Geschichte dieser Stadt gewähren. Das „Taute Heim“ ist so ein Ort. Das liebevoll restaurierte Reihenhaus in der Britzer Hufeisensiedlung bietet Gästen die Möglichkeit, nicht nur etwas über die architektonischen und soziologischen Ideale der klassischen Moderne der 1920er Jahre zu lernen, sondern diese auf ganz persönliche Art zu erfahren: durch das Bewohnen, denn Gäste können das Haus für ein paar Tage oder Wochen mieten. Grafiker Ben Buschfeld und Landschaftsarchitektin Katrin Lesser leben selbst in der Neuköllner UNESCO-Weltkulturerbe-Siedlung und mit der denkmalgerechten Instandsetzung des „Tauten Heims“ haben die beiden es sich zum Ziel gemacht, die ursprünglichen Vorstellungen des Architekten Bruno Taut bis ins kleinste Detail umzusetzen. Notiz: Falls Du noch kein Weihnachtsgeschenk für die architekturinteressierte Sippe hast: Es werden auch Gutscheine ausgestellt.
Tautes Heim, Nahe U Parchimer Allee, 12359 Berlin-Britz; Stadtplan
Viviane Stappmanns lebt in Friedrichshain und ist Herausgeberin des Berlin Design Guides.
Erschienen in Cee Cee #88 am 20.12.2012
