WO DIE FÄDEN ZUSAMMENLAUFEN: MIT „DRESSED TO THRILL“ DAS WERK VON CLAUDIA SKODA ENTDECKEN

WO DIE FÄDEN ZUSAMMENLAUFEN: MIT „DRESSED TO THRILL“ DAS WERK VON CLAUDIA SKODA ENTDECKEN

Mit Claudia Skoda kam das Stricken in den Berliner Underground. Wer in den 1970ern und 1980ern in den Künstlerkreisen der Stadt unterwegs war, trug ihre Entwürfe. Denn Skodas Designs waren neu, sie brachen mit dem biederen Maschenzählen, das man bis dahin aus dem Handarbeitsunterricht kannte. Als Autodidaktin begriff sie die Strickmaschine als Experimentierkasten: Sie kombinierte hauchdünne Wollfäden mit Lurex und Elastan zu transparenten Kleidern, färbte ihre Stoffe selbst ein und ging auch bei der Präsentation ihrer Mode neue Wege. Wie eng die Geschichte der Stadt mit Skodas Schaffen als Designerin, Künstlerin und Netzwerkerin verwoben ist, zeigt das im Kettler Verlag erschienen Katalog „Claudia Skoda — Dressed to Thrill“, der eine kommende Ausstellung im Kulturforum begleitet. Bis die Museen ihre Türen wieder öffnen, begibt man sich mit Essays und Archivmaterial aus Polaroids und Plakaten auf eine Zeitreise in das Berlin der Vorwendezeit.

Skodas Modenschauen waren damals keine bloßen Kleidervorführungen, es waren Happenings, um deren Eintrittskarten sich die ganze Stadt riss: Veranstaltete Skoda sie anfangs noch in der Kreuzberger Fabriketage, wo sie mit Künstlerfreunden lebte und arbeitete, bespielte sie schon bald die großen Kulturinstitutionen der Stadt, darunter das heutige Haus der Kulturen der Welt und den Martin-Gropius-Bau. Für die Gestaltung ihrer Shows verpflichtete Skoda ihr Netzwerk — der noch unbekannte Martin Kippenberger entwarf ihren Laufsteg, die Filmemacherin Ulrike Ottinger fotografierte die Models, Multitalent Tabea Blumenschein modelte selbst und der Elektropionier Manuel Göttsching unterlegte alles mit Sound. Kleidung, Kunst und Musik wurden als Einheit gedacht, Kreativität war immer auch ein kollektives Erlebnis. An Skodas interdisziplinärem, integrativem Ansatz hat sich bis heute nichts geändert: Für ihre neuen Kollektionen kollaboriert sie mit jungen Modemacherinnen, engagiert Künstler als Fotografen und entwirft Strick, der für weit mehr steht als Mode.

Text: Laura Storfner / Credit: Verlag Kettler, Gertrude Goroncy & Rich Richter

Katalog: „Claudia Skoda — Dressed to Thrill“ (2020, Kettler, 248 Seiten)
Ausstellung: „Claudia Skoda — Dressed to Thrill„, voraussichtlich ab April 2021 im Kulturforum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
10–18h, Sa–So 11–18h

@claudiaskoda
@verlagkettler
@staatlichemuseenzuberlin

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