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ERINNERN, FÜHLEN, STAUNEN — DAS 60. THEATERTREFFEN VERHANDELT MENSCH UND GESELLSCHAFT

ERINNERN, FÜHLEN, STAUNEN — DAS 60. THEATERTREFFEN VERHANDELT MENSCH UND GESELLSCHAFT

Seit den 60er-Jahren ist es eine Berliner Institution — das Theatertreffen. Vom 12. bis 29. Mai 2023 findet die 60. Ausgabe im Haus der Berliner Festspiele statt. Gewohnt politisch und gesellschaftlich relevant fällt auch die diesjährige Ausgabe aus. Im thematischen Mittelpunkt des Festival-Programms stehen Wandel und politische Prozesse, Verantwortung und Veränderung — in der Gesellschaft und natürlich im Theater an sich. Welche Möglichkeitsräume kann es eröffnen, welche Bewegungen in Gang setzen, wie kann es inspirieren, bilden, politisieren und dabei und dadurch Kunst sein? Wie in jedem Jahr bildet sich das Programm aus zehn außergewöhnlichen Inszenierungen, ausgewählt und eingeladen durch eine Kritiker:innen-Jury aus dem deutschsprachigen Raum. So fällt die Entscheidung naturgemäß schwer. Da hilft es nur, sich am Inhalt zu orientieren. Wie erinnert sich das Theater? Das Stück „Der Bus nach Dachau“ inszeniert vom Kollektiv De Warme Winkel und am Schauspielhaus Bochum, versteht sich als 21st Century Erinnerungsstück. Wie bewahren wir die Schrecken des Nationalsozialistischen Deutschlands, wenn sie niemand mehr erlebt hat, der von ihnen berichten kann? Der Plot: Es wird ein Film gedreht über einen KZ-Häftlingstransport. Das gesellschaftliche Meta-Medium Theater verhandelt mit Meta-Erinnerungen – klug, riskant und bewegend, am Rande der Darstellbarkeit und doch so gelungen.

Klug, riskant und bewegend lesen sich auch stets die Texte der Dramatikerin Sivan Ben Yishai. Die Münchner Kammerspiele bringen Ibsens „Nora“ auf die Bühne, als atemberaubender Thriller überarbeitet von Yishai, Gerhild Steinbuch und Ivna Žic. Der Ausbruch aus Ehe- und Heimgefängis voll Horror und Gewalt. Provokant, unterhaltsam und extrem ist der Berliner Beitrag: Florentina Holzingers gefeiertes Stück „Ophelia’s Got Talent“ schaffte es in die Auswahl. Das Ganze ein Spektakel der Extraklasse. Wer noch nie einen Pool auf der Bühne sah, hat jetzt die Chance, und wer dazu noch Fragen hat, kann sie stellen: Am 14. Mai im anschließenden Publikumsgespräch. Von kontemporär geht es zur Klassik: Shakespeares „Sommernachtstraum“ inszeniert von Antú Romero Nunes und seinem Ensemble des Theaters Basel läuft im HAU Hebbel am Ufer, jedoch auch hier ein moderner Twist: Helena, Puck und Zettel werden dargestellt von Lehrer:innen in einer Schulaula. Das Theater spielt sich selbst. Was wäre hierfür besser geeignet als der britische Urvater der Bühne. Um die Fomo noch weiter anzukurbeln, empfehle ich einen Blick ins Gesamtprogramm. Und eine schnelle Entscheidung. Die Tickets sind heiß begehrt.

Text: Hilka Dirks / Fotos: Ingo Höhn, Nicole Marianna Wytyczak & Isabel Machado Rios

Wir verlosen 1×2 Tickets für die Premiere von „Der Bus nach Dachau“ am 16.05.2023. Schreibe uns eine E-Mail an win@ceecee.cc mit Deinem Namen und Kontaktdaten.

Haus der Berliner Festspiele, Schaperstr.24, 10719 Berlin–Wilmersdorf; Stadtplan

Theatertreffen (12–29.05.2023) – Tickets für die Vorstellungen gibt es auf der WebsiteHier geht’s zum Programm.

@berlinerfestspiele

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OPULENTE BLÜTEN UND GEMÜSE MIT STERN — DER PFLANZENVERKAUF IM SCHLOSSGARTEN PETZOW FÜR GARTEN UND BALKON

OPULENTE BLÜTEN UND GEMÜSE MIT STERN — DER PFLANZENVERKAUF IM SCHLOSSGARTEN PETZOW FÜR GARTEN UND BALKON

Mai ist der Monat, in dem die Berliner:innen traditionell auf dem Balkon die vertrockneten und erfrorenen Überbleibsel der Pflanzen des letzten Sommers wiederentdecken. Und das kaputte Fahrrad sowie die Zigarettenkippen des Silvester-Dinners nicht mehr ertragen können. Also wird aufgeräumt. Was jetzt? Wer es leid ist, zu viel Geld für zu wenig Auswahl in den bekannten Läden der Stadt zu bezahlen, dem sei der Pflanzenmarkt im Petzower Café Drei Kähne ans Herz gelegt. Petzow? Das kleine Dorf direkt hinter Potsdam ist ein Juwel preußischer Architektur, inklusive Schinkel, Schloss und Garten. Wobei man bei dem sagen müsste: wieder. Nach 1946 zerteilt, kaufte der Unternehmer Klaus Kosakowski in den letzten 25 Jahren nach und nach die Grundstücke des ursprünglichen Schlossgartengeländes auf, vereinte sie wieder und ließ ihn unter der Leitung zweier Gartenarchitektinnen in altem Geist rekonstruieren und zu neuer Blüte erstrahlen. Seit einiger Zeit ist dieser nun durch Führungen zugänglich und ein wahres Paradies. Das Herzstück bildet der Gemüsegarten, welcher nicht nur Gemüsekisten für Anwohnende produziert, sondern auch für das zugehörige Café Drei Kähne in der alten Dorfschule sowie das Werdersche Sterne-Restaurant Alte Überfahrt. Am Sonntag (14.05.2023) laden Schlossgarten und Café nun zum Pflanzenmarkt ein.

Alles kommt aus hauseigener Zucht, es ist für jeden Standort was dabei: trocken, nass, schattig, extrasonnig oder irgendwas dazwischen. Fette Erde oder Sand? Jan Dirks, der gärtnerische Leiter, ist vor Ort und beantwortet detailliert und liebevoll alle Fragen. Was passt wo? Und wie pflege ich es? Ob Stauden oder Gemüse, opulente Blütenpflanzen oder subtiles Grün. Ob einjährig, mehrjährig, winterhart, für Bienen, Schmetterlinge oder den eigenen Teller, Schrebergarten, Dachterrasse, Baumscheibe oder Balkon. Die kleinsten Sprösslinge beginnen bei 40 Cent, viele davon sind alte Gemüsesorten. So unterstützt Du Artenvielfalt, regionalen Anbau und hast im besten Fall am Ende sogar noch etwas Außergewöhnlich-Ungewöhnliches für den Kochtopf — aus eigenem Anbau. Wen Gemüse-Shopping auch in Sprössling-Form hungrig macht, kehrt anschließend im hervorragenden Café ein. Also, auf nach Petzow!

Text: Hilka Dirks / Fotos: Hilka Dirks & Schlossgarten Petzow

Schlossgarten Petzow, Zelterstr.4 C, 14542 Werder (Havel), Petzow; Stadtplan

Mai–Oktober Fr 13–18h, Sa & So 11–18h. Pflanzenmarkt im Garten des Cafés am 14.05.2023 13–18h.

Der Garten ist nur mit Führungen und bei Veranstaltungen zugänglich. Tickets kannst Du hier buchen. Drei Kæhne befindet sich in der alten Schule am Garten. 

@schlossgartenpetzow

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BLACK US CINEMA — ÜBER 30 FILME INKLUSIVE KLASSIKERN AUF DER GROSSEN LEINWAND IM BABYLON BERLIN

BLACK US CINEMA — ÜBER 30 FILME INKLUSIVE KLASSIKERN AUF DER GROSSEN LEINWAND IM BABYLON BERLIN

Festivalkurator David DMP Moore hat mit seiner Filmreihe “Black US Cinema”, die das Babylon Mitte noch bis zum 17.05.2023 zeigt, eine beeindruckende Auswahl des Black Cinema getroffen. Hier sind Talente vor oder hinter der Kamera zu sehen, die Aspekte der afroamerikanischen Geschichte beleuchten und sowohl historische als auch fiktive Held:innen zeigen. Wer gleich heute Abend (Do, 11.05.2023) mit einem berührenden Dokumentarfilm einsteigen möchte, kann dies mit “I Am Not Your Negro” von Raoul Peck (2017) tun. Grundlage der filmischen Collage ist das unvollendete Manuskript “Remember this House” des US-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin (1924-87), der darin den weißen Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft und die Situation der People of Color in den USA beschreibt. “Boyz n the Hood” von John Singleton aus den 1990ern steht am Freitag (12.05.), auf dem Programm: Der Problembezirk South Central in Los Angeles ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte rund um drei Jugendliche, die mit Gangs, Drogen und Gewalt ihre Erfahrungen sammeln. Mit dabei u.a. auch der Rapper Ice Cube. Kleiner Zeitsprung – direkt zu einem Filmklassiker aus dem Jahr 1958: Auf der “Flucht in Ketten” (14.05.) sind Noah (Sidney Portier) und Joker (Tony Curtis) – ein ungleiches Paar, das vor der Justiz flieht und dabei rassistische Vorurteile überwinden muss. Spike Lees “BlackkKlansman” (2018) basiert auf einer wahren Geschichte: Ron Stallworth (John David Washington), ein Detektiv, begibt sich in den 1970ern in Colorado Springs auf eine Mission, um die Ortsgruppe des Ku-Klux-Klan in seiner Stadt zu infiltrieren. “Black US Cinema” bringt Filme auf die Leinwand, die gesehen werden müssen. 

Text: Nike Wilhelms / Stills: I Am Not Your Negro, Boyz n the Hood & BlackkKlansman

Black US Cinema im Babylon, Rosa-Luxemburg-Str.30, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan

@babylonberlin

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IM GLOBUS EINE INSEL — KOTTI ISLAND DISC FEIERT IM TRESOR RELEASE NACHT

IM GLOBUS EINE INSEL — KOTTI ISLAND DISC FEIERT IM TRESOR RELEASE NACHT

Das Kottbusser Tor liegt zwar nicht mitten in Kreuzberg, aber ist doch sein unbestrittener Mittelpunkt. Oben U-Bahn, unten U-Bahn, drumherum ein Kreisverkehr, das Pflaster voller Taubenkacke, ist es sowas wie der ungewaschene Bauchnabel der Stadt. Und gleichermaßen Tor zu Limbus und Paradies. Würde Orpheus in Berlin zu Hades in die Unterwelt steigen, er würde es am Kotti tun. Lieder über ihn könnte er reichlich singen, von Ideal bis Peter Fox inspirierte der stadtgewordene Zustand des Transits unzählige Musiker:innen. Nun wird ihm ein ganzes Album gewidmet. Dies ist jedoch alles andere als ein schnöder Sampler: Kotti Island Disc unter der künstlerischen Leitung Cecilia Toshs erscheint morgen (12.05.2023) als Online-Release bei Tresor Records. Das Release schließt an die gleichnamige Ausstellung an, mit welcher Tosh den gesamten Januar den Platz und seine Umgebung bespielte. Schon dort standen Field Recordings und Platzbeobachtung an zentraler Stelle. Das Ergebnis sind zehn Tracks, musikalische Interpretationen des Platzes in all seinem vielfältigen Fantasma, eine Einladung zu einer auditiven Reise durchs Kottbusser Tor von zehn sehr unterschiedlichen Künstlerinnen, die festgehaltenen Momentaufnahme einer städtischen Insel, deren Wandel merkwürdig schneller und stetiger erscheint, als überall anders auf der Welt. Musik wie ein Foto. Die Stadt in Deinen Kopfhörern. Und in den Beinen: Heute Abend (11.05.) ab 23h findet die Release Nacht im Globus (Tresor) statt. Sie sei hiermit strengstens empfohlen. 

Teilnehmende Künstler:innen: Zettka, Ray Kajioka, Cecilia Tosh, Philipp Gorbachev, Jon Hester, Sofie Superflyin Jackson, .VRIL, Kat Davids , Rocko Garoni & Solid Traveller.

Text: Hilka Dirks / Fotos: Jaś Maciek Miszewski & Hannah Haasenritter / Design: Formal Settings

Kotti Island Disc – Album Release 12.05.2023

Tresor, Köpenicker Str.70, 10179 Berlin–Mitte; Stadtplan
Release Party 11.05.2023 ab 23h

@kotti.island

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FRANZÖSISCHE BISTRONOMIE MITTEN IN KREUZBERG — DAS MASTAN VERBINDET TRADITION UND MODERNE

FRANZÖSISCHE BISTRONOMIE MITTEN IN KREUZBERG — DAS MASTAN VERBINDET TRADITION UND MODERNE

Würfelt man gehobene Küche und lockeren Bistro Charakter zusammen, so entsteht das „Bistronomie“ Konzept – etepetete Atmosphäre und teure Preise sollen hier nicht mehr zwingend für gute Küche stehen. Yann Mastantuono öffnet im April seine kleine Bistronomie Mastan zwischen Mehringdamm und Südstern ganz nach dem Motto: Feines Essen, ungezwungene Abende und zwangloses Beisammensein, gefolgt von niedrigen Preisen – was will man mehr! Aufgewachsen in Marseille ist Yann mit der Küche Südfrankreichs groß geworden. Später verzog es ihn nach Paris, wo er erste Einblicke in die erstklassige Bistro-Küche bekam und als Küchenchef des „Le Verre Volé sur Mer“ und später „Aux Lyonnais – Alain Ducasse“ seine technischen Fertigkeiten verfeinerte. Nun hat es Yann aber nach Berlin verschlagen – Grund für den Ortswechsel: Die Offenheit und Genussfreudigkeit der Menschen hier – „sie durchschauen Chi-Chi und wünschen sich Ehrlichkeit“.

Beim Betreten wirst Du herzlich begrüßt und schnell erkennst Du auch im Interieur das Konzept wieder: Eine einladende Holztheke gleich am Eingang, so wie in französischen Bistros üblich – an den Fenstern kleine Sitzecken gedeckt mit weißen Tischdecken. Am Tresen kannst Du ganz entspannt zum Glas Wein (eine Auswahl an Bio- und Naturweinen aus Frankreich, Deutschland und Österreich) typische Käse- und Wurstspezialitäten entdecken und, falls der Hunger doch größer ist, à la Carte bestellen. Hier findest Du zum Beispiel eine Crèmesuppe aus geeisten Erbsen mit frischem Ziegenkäse und Pimenton de la Vera oder Kalbstatar mit knackigem Granny Smith Apfel, Estragon und Cedri-Zitronen-Gel – darin versteckt kleinen Stückchen wilder Austern. Als Hauptgang vielleicht das Bauernperlhuhn mit Bärlauch, weißem Spargel und Bauernspeck? Oder doch lieber eine mediterrane Fischsuppe mit Knurrhahn, Fenchel und Rouille? Empfehlenswert ist alles! Als Nachtisch darf natürlich die Käseplatte nicht fehlen, diese besorgt Yann gleich nebenan in der Marheineke Markthalle bei Les Epicuriens. Ihm ist der direkte Kontakt zu den Hersteller:innen wichtig, um so mehr über die regionalen Produkte und dessen Qualität zu erfahren. Auch der Kontakt zu seinen Gäst:innen lässt Yann sich ungern entgehen – ab und zu verlässt er am Abend die Küche und begrüßt freundlich, lässt sich auf Gespräche ein und trinkt ein Gläschen Wein mit. Im Mastan kannst Du Stunden verweilen, ohne auf den Putz hauen zu müssen. Es wird vielleicht laut und vielleicht auch mal eng, aber genau das ist der Charme eines französischen Bistros – gepaart mit leckeren, unprätentiösen Gerichten trotz Fine-Dining-Kochtechniken bleibt am Ende des Abends nur noch eins zu sagen: Merci et à très bientôt!

Text: Robyn Steffen / Fotos: Robyn Steffen & Florian Kroll

Mastan, Gneisenaustr.67, 10961 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Di–Do 18–22h30, Fr & Sa 18–23h

@restaurantmastan_berlin

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