Pflanzen, Kräuter und Blumen halten sich im Velvet ziemlich lang. Die Cocktailbar serviert nämlich komplexe, wirklich leckere Getränke, die mit saisonalem Gemüse, Obst und Kräutern aus dem Berliner Umland hergestellt werden. Ein eingespieltes Team hat sich in der bereits seit sechs Jahren bestehenden Kneipe dem Handwerk verschrieben. Barkeeper Ruben Neideck, Sarah Swantje Fischer, Alice Von Vincent, Julia Raschia und Inan Öztürk treffen sich jeden Dienstag zu einem drei- bis vierstündigen Labortag, an dem sie unter anderem destillieren, fermentieren und Infusionen für zukünftige Cocktails herstellen. Während einige Komponenten wie Sirup aus einfachen Aufgüssen gewonnen werden, zentrifugieren die Mitarbeitenden im Sommer auch gerne Fruchtsäfte und verwenden die geklärte (und stabilere) Flüssigkeit zur Herstellung von Cordials oder Sträuchern, die den Winter überdauern. Apropos Speisekarte: Sie besteht aus saisonalen Cocktails, die jede Woche um einen neuen Cocktail ergänzt werden, sodass Dein Lieblingsdrink vom letzten Mal bei Deinem nächsten Besuch schon wieder verschwunden sein kann. Schau also öfter vorbei, damit Du keinen der fabelhaften Kreationen verpasst, die das Team im Labor zubereitet.
Yolanda Evans ist seit 18 Jahren als Autorin über Getränke und Reisen unterwegs. Sie reist um die Welt, um zu trinken und obskures Wissen über Alkohol aufzuspüren. Zurzeit lebt sie in Berlin, wo sie ihre Freizeit damit verbringt, durch die Bars der Stadt zu ziehen.
Text: Yolanda Evans / Fotos: Savannah van der Niet
Velvet, Ganghoferstr.1, 12043 Berlin–Neukölln; Stadtplan
Mi–Mo 19–02h
@velvet.berlin
Seit wenigen Wochen hat Berlin ein neues Museum für zeitgenössische Kunst, Fotografie und Kultur: Fotografiska. In das ikonische und geschichtsträchtige Gebäude, an das unter anderem das denkmalgeschützte Treppenhaus erinnert, ist die Kunst zurückgekehrt. Und nun auch das gehobene Trinken. So wie im Museum und ganz im Geist des Ortes stehen Gemeinschaft, Kreativität und Verbundenheit an erster Stelle. Passend daher kommen so auch die neuen Aperitivo Hours (täglich von 16—18h). Das norditalienische Konzept vereint gute Drinks und kleine Vorspeisen vor dem eigentlichen Dinner – so serviert auch die Fotografiska-Bar im Erdgeschoss kostenlose, kleine mediterrane Snacks: Gegrilltes Gemüse, eine gute Käseauswahl, Oliven, Bruschetta, die Liste geht weiter. Exquisite Cocktails in halber Größe zum halben Preis locken dazu, sich einmal durch die gesamte-gesammelte Diversität der Karte zu probieren. Das Beste: Auch in den Ausstellungsräumen sind die Drinks erlaubt! Was könnte ein besserer Weg in den Abend sein, als mit Lieblingsmenschen und dem Lieblingsdrink Berlins hippste Kultur zu konsumieren? Schließlich soll man „…dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Wie gut, dass auf der Oranienstraße dafür nun doppelt gesorgt
wird.
Text: Alina Herbel / Fotos: xxx
Café Bar im Fotografiska, Oranienburger Str.54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Mo–So 10–23h. Aperitivo Hours Mo–So 16–18h.
@fotografiska.berlin
Was entsteht, wenn zwei DJs und ein Koch in Berlin aufeinandertreffen? Das kannst Du jetzt selbst direkt an der Spree im Anima erfahren. Denn hier gibt es seit Anfang September 2023 eine neue Listening Bar, die Dich gleich am Eingang des neuen Locke Hotels in Berlin begrüßt: Thibault und Robin, die Besitzer des Animas, haben neben vielen anderen für die freie Fläche ein Konzept eingereicht und den Ort für sich ergattern können. Tagsüber Café, abends Listening Bar mit ausgefeilter Menü-Karte. Beides kannst Du besuchen, ohne Gast des Hauses zu sein – sogar ganz im Gegenteil: Die beiden freuen sich über Freund:innen, bekannte Gesichter und Locals. Aber noch mal zum Anfang: Thibault und Robin verfolgen seit 12 Jahren ihre DJ-Karrieren und obwohl sie für unterschiedliche Kollektive gespielt haben, sind die beiden gefühlt schon immer ein eingespieltes Team gewesen. Robin ist recht früh nach London gezogen, bevor es ihn vor neun Jahren nach Berlin verzog. Thibault ist etwas später nach London, nachdem er in Paris mehrere Jahre studiert hat. Wegen Robin entschloss er sich dann aber auch vor sieben Jahren nach Berlin zu ziehen. Wo genau die beiden sich über den Weg gelaufen sind, habe ich nicht mehr genau im Kopf, aber wie gesagt: Gefühlt kennen sich die beiden seit Ewigkeiten.
Neben der Musik verbindet die beiden die Liebe zum Essen und gemeinsame Abende in Listening Bars. Was hier nämlich noch eher selten zu finden ist, ist in London schon seit Jahren eine beliebte Alternative zu den üblichen Pubs. Für beide war klar, dass sie irgendwann ihre eigene Bar eröffnen wollen, in der die Snacks nicht nur eine Nebenrolle spielen, sondern fester und wichtiger Bestandteil des Abends sind. Und dafür haben die beiden sich Andrea Iannicella ins Boot – oder besser gesagt in die Küche – geholt. Andrea hat vor Anima bereits in renommierten Restaurants wie dem Dóttir und im Kink gearbeitet. Auf dem handgeschriebenen Menü (das ich zugegebenermaßen einfach einpacken musste, weil es so schön ist) findest Du eine Zusammenstellung aus diversen Bar-Snacks, ein Mix aus mediterranen Einflüssen und aus ganz unterschiedlichen Orten, die die drei bereist haben. Darunter auch den Pork Slider, den es auch mit Pilzen in vegetarischer Variante gibt, Muscheln in Tomatensauce, Beef Tartare oder Klassiker wie marinierte Oliven und Brot mit Butter. Dazu einen der grandiosen Cocktails wie dem Paloma, serviert in Chilisalz getunktes Glas, als krönender Abschluss ein Pannacotta oder Profiteroles. Und falls Du Dich wunderst, was gerade für tolle Musik zu Deinem Drink läuft, solltest Du einfach einen Blick zur Bar werfen: gleich neben dem Plattenspieler werden die gespielten Vinyl Plattencover auf einem dafür vorgesehenen Regalboden präsentiert – so weißt Du jederzeit, was gerade läuft. Gutes Essen, dazu ein ausgefallener Cocktail, im Hintergrund Musik, zurückgelehnt in gemütlichen Sesseln mit Blick auf die Spree – das Anima ist der perfekte Ort zum Abschalten.
Text & Fotos: Robyn Steffen
Anima im Locke at East Side Gallery, Mühlenstr.61–63, 10243 Berlin–Friedrichshain; Stadtplan
Di–Sa 18h30–00h
@anima.berlin
Wer das Berlin der 90er Jahre kennt, weiß um das kleine Kiezcafé Kapelle am Zionskirchplatz. Frühstück, Brunch, Milchkaffee – hier verbrachte man ganze Wochenenden. Die Kapelle war legendärer Treffpunkt für Künstler:innen, Student:innen und Nachbar:innen. Im Frühjahr 2023 ist die Kapelle in die Hände von Katya und Thomas übergegangen – beide arbeiten in der Berliner Kunstszene und so bleibt auch in Zukunft die Kapelle – die nun als Bar weitergeführt wird – Treffpunkt für Kunstaffine. Seit den Strapazen der letzten Pandemie-Jahre wünschten sich beide vor allem eines: rein in die Nacht und zurück unter Menschen. Im Juli 2023 haben sie den Neubeginn mit der Kapelle Bar eingeläutet mit der Idee, einen aufregender Ort zu schaffen mit guten Drinks und wechselndem musikalischen Freitags-Programm (DJs und Konzerte). Der kleine dunkle Barraum ist in angenehmes, dämmrig-goldenes Licht getaucht, die entspannte Musik lädt zum Bleiben ein. Die ersten Gäst:innen füllen den Raum. Die Szenerie erinnert an ein großes Wohnzimmer. An den Wänden hängen Arbeiten befreundeter Berliner Künstler:innen. Über dem kapellenartigen Barbereich strahlt eine Neonlichtinstallation von Anselm Reyle und wacht über die Gäst:innen, die es sich in Sesseln neben Design-Magazinen und Kartenspielen gemütlich machen.
Man möchte sich sofort dazugesellen. Die Musik wird langsam lauter. Erinnerungen an vergangene Berliner Nächte und berühmte Bars in Paris und New York werden wach. Ein Drink nach dem anderen verlässt den Bartresen. Auf der Karte eine illustre Auswahl an weißen und roten Naturweinen aus Italien und Frankreich sowie klassische Longdrinks und Cocktails: Espresso Martini, Gin Tonic, Whiskey Sour, Smoked Negroni. Und auch alle, die keinen Alkohol trinken, sind hier bestens versorgt: z.B. mit einem Marseille Spritz. Wir bleiben lange… und ich sage voraus: die Kapelle Bar wird wieder jener legendärer Treffpunkt werden – für Künstler:innen, Kreative und Nachbar:innen.
Text: Milena Kalojanov / Fotos: Robyn Steffen
Kapelle, Zionskirchstr.22–24, 10119 Berlin–Mitte; Stadtplan
Mi–Sa 19–01h
@kapelleberlin
Der letzte Urlaub am Mittelmeer ist schon zu lange her oder noch nicht in Sichtweite? Kein Problem! Die Lösung könnte ein Besuch im Bistro Spumante in Kreuzberg sein. Das von den zwei Schwestern Helene und Emma im März 2023 eröffnete Lokal lässt einen umgehend wie eine:n Passagier:in auf der Fähre in Richtung Mittelmeer fühlen. Denn hier stimmt einfach alles: von den weißen Monobloc-Stühlen und dem azurblau lackierten Boden, über die warm leuchtenden Lichterketten, bis zu den maritimen Snacks, die in roten Servierkörbchen gereicht werden. Es herrscht entspannte Plauder-Stimmung, untermalt von angenehmer Italo-Pop-Musik. Die Mitreisenden ins Bistro sind Freund:innen des Familienunternehmens, Nachbar:innen aus dem Kiez, Neugierige und Urlaubsreife wie ich. Das Ziel der Reise ist nicht eindeutig: Italien, Portugal oder Griechenland? Im Bistro Spumante musst Du Dich nicht festlegen. Es gibt wechselnde Drinks und passende Speisen aus den unterschiedlichen Ländern rund ums Mittelmeer. Mal gibt es Strangolapreti, Strangulierter Priester (Spinat Klößchen mit Salbei Butter und Parmesan) auf der Karte, mal Parmigiana oder Tosta Mista (Schinken-Käse-Toast) – direkt unter dem Zwiebelschmalz-Brot. Oder doch lieber fruchtig-salzige Oliven, eine Portion Pommes oder Calamari mit Aioli? Ich probiere einfach alles, denn ich habe schnell auf Urlaubsmodus umgeschaltet.
Die Entscheidung bei den Drinks ist schnell getroffen, denn die Karte ist voller Urlaubs-Perlen. Ich beginne meinen Kurztrip mit meinem persönlichen Highlight: dem Sekt vom Fass – ja, richtig! – Spumante aus dem Zapfhahn, herrlich. Neben den mediterranen Klassikern wie Campari, Ouzo und Pastis, gibt es Cynar Spritz, Averna Sour und Frangelico. Die Urlaubsstimmung steigt. Wer es lieber alkoholfrei mag, freut sich über Limonaden, Chinotto Spritz oder Peroni 0.0%. Beseelt von der warmen Atmosphäre steuert meine Fähre Mallorca an und ich bestelle einen Cortado leche y leche, eine spanische Espresso Variation mit Kondensmilch. Und wie das so ist, vergeht ein gelungener Urlaub viel zu schnell. Dieser ging nur wenige Stunden, aber ich bin nicht traurig, denn ich weiß: Im Bistro Spumante kann ich immer wieder an Deck kommen, wenn die Sehnsucht nach einer mediterranen Auszeit zu groß wird. Die Fähre Spumante legt nämlich jeden Tag pünktlich ab – nur montags musst Du Dich gedulden. Ahoi & a presto!
Hanna Jensen ist Architektin und gebürtig aus Südbaden. Seit 2020 ist Berlin ihr neues Zuhause. Ganz besonders liebt sie die Sommermonate des Jahres, an denen die Tage nie enden wollen.
Text: Hanna Jensen / Fotos: Sophie Döring
Bistro Spumante, Reichenberger Str.73, 10999 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Di–Mi 12–23h, Do 16–23h, Fr 16–02h, Sa 13–02h, So 13–20h
@bistro.spumante