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MIT FARBE UND FANTASIE GEGEN DEN FEBRUAR BLUES — TOM HOLMES IN DER EFREMIDIS GALERIE

MIT FARBE UND FANTASIE GEGEN DEN FEBRUAR BLUES — TOM HOLMES IN DER EFREMIDIS GALERIE

In Berlin sollte Halloween im Februar sein, in diesem Monat, nachdem man den Winter einfach so satt hat, und auch die ersten Sonnenstrahlen noch nicht so ganz ausreichen, um die allgegenwärtigen Stimmungswolken und ihre Gespenster zu vertreiben. Erklimmt man die Treppen der U-Bahn Station Ernst-Reuter-Platz, hilft auch hier die Stadtarchitektur erst mal nicht dabei. Tut man dies jedoch in der Dämmerung, fällt der Blick sofort in die Fensterscheiben des Parterre des ehemaligen IBM-Gebäudes. Am Rande des Verkehrsstrudels leuchten noch bis zum 06. April 2023 Pinselstriche auf Leinwand, so entschieden und spontan, pastos und leicht, mystisch und konkret auf die Gesichter der Passant:innen, dass man vor Neugier und Staunen stehen bleiben muss, um kurz darauf die Galerie zu betreten: 2018 von Stavros Efremidis und Tom Woo eröffnet gehört Efremidis mittlerweile zur festen Größe der Berliner Kunstwelt. Ihre aktuelle Einzelausstellung des in Tennessee lebenden Malers Tom Holmes, “Razor Blade Candy”, beweist erneut, wie verdient die schnelle Etablierung ist.

Holmes Arbeiten bestechen mit einer einzigartigen Mischung von Stil, Motivik und Handwerkskunst. Sie wandeln zwischen barocken Stillleben, Fotorealismus und Pop, stets verbunden durch die Setzung des Lichts. Inhaltlich so amerikanisch und sanft wie der Maler selbst, dabei stets voll Innovation und scharfer Beobachtungsgabe. Von den Wänden der Galerie sehen uns schreiende Kinder in Halloweenkostümen entgegen, im Raum stolpert man fast wir über einen Milchcontainer voll Fruitloops, hebt man den Blick fällt er auf gemaltes Textil, üppige Falten, unheimliche Stillleben, gesättigt mit Sinnlichkeit und dickflüssigen Farben. Was könnte die Februargeister nur besser verscheuchen.

Text: Hilka Dirks / Fotos: Eric Tschernow

Efremidis, Ernst–Reuter–Platz 2, 10587 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Tom Holmes: Razor Blade Candy bis 06.04.2023. Di–Sa 11–18h

@mx.dusty.dust
@_efremidis_

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LUST UND EIFERSUCHT IM UNENDLICHEN GESPRÄCH: DER PODCAST ECLECTIC ENGINEERING — EMPFOHLEN VON FELIX DEITERS

LUST UND EIFERSUCHT IM UNENDLICHEN GESPRÄCH: DER PODCAST ECLECTIC ENGINEERING — EMPFOHLEN VON FELIX DEITERS

Zwei Kollegen begegnen sich im Gespräch und beginnen eine Zusammenarbeit, die so ergiebig und lustvoll ist wie kaum eine andere in ihrem Feld. Das zieht Eifersucht auf sich. Diese Szene spielt sich in keinem Großraumbüro ab, sondern in der Welt dreier Philosophen, auf die das Schlaglicht in der jüngsten Folge des Eclectic Engineering Podcast fällt. Die Künstlerin und Theoretikerin Marie von Heyl untersucht die Beziehung des Philosophen Alain Badiou zu Gilles Deleuze und unterstellt Badiou das Motiv der Eifersucht. Auf wen? Auf Félix Guattari und seine unbestreitbar besondere Kollaboration mit Deleuze. Eclectic Engineering schafft es, die Themenfelder Philosophie, Kunst, Feminismus und Psychoanalyse mit- und übereinander sprechen zu lassen. Der Podcast ist dabei weder exklusives Medium nur für eingeweihte Expert:innen, noch dient er als Erklärbuch für Einsteiger:innen. Denn Marie von Heyl stellt das Gespräch, dem sie das Potenzial einer eklektischen Kollaboration zuschreibt, in den Vordergrund. So schafft sie es, Fragen zusammen fließen zu lassen, die sich nur in Räumen begegnen können, in denen Antworten nicht schon vordefiniert sind.

Wer genau hinhört, spürt, wie sich Gedanken zum und auch im Gespräch mit den bereits über 20 eingeladenen Personen in ihrem eigenen Tempo entfalten, verlaufen, wieder vereinen und dabei nicht umhinkommen, die Metaebene zu streifen. Wer also neugierig geworden ist auf Eifersucht und Lust in der Philosophie und alle anderen Orte, an die einen das unendliche Gespräch noch trägt, findet Eclectic Engineering auf allen Plattformen, auf denen es Podcasts zu hören gibt.

Text: Felix Deiters / Fotos: Artem Podrez, Cottonbro & MockupMaison

Der bildende Künstler Felix Deiters lebt im Wedding, liebt lange Gedanken und Katzen. Der Blick auf den Transkörper steht im Mittelpunkt seiner Arbeiten, welche formal von zeichnerischen Beobachtungen auf der Mikroebene bis zu raumgreifenden Installationen variieren.

Eclectic Engineering gibt’s u.a. hier: Apple PodcastsPodigee Podcast.de Spotify

@flx_dtrs
@marie.von.heyl

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KLEBRIGE SEHNSUCHT IM POSTEINGANG — DAS E-MAIL PROJEKT „LOVE LETTERS“ SCHICKT DIR LIEBESBRIEFE VON KÜNSTLER:INNEN

KLEBRIGE SEHNSUCHT IM POSTEINGANG — DAS E-MAIL PROJEKT „LOVE LETTERS“ SCHICKT DIR LIEBESBRIEFE VON KÜNSTLER:INNEN

Liebesbriefe. Die von Ingeborg Bachmann und Max Frisch wurden erst vor Kurzem veröffentlicht, John Cage und Pauline Schindler schmachteten schriftlich einen Sommer nacheinander, Ralph Wiggum einst cho-cho-cho-chose Lisa Simpson mit einer Postkarte und Sophie Calle bekam nie einen Brief, weshalb die Konzeptkünstlerin sich kurzerhand gegen Geld einen professionellen schreiben ließ. Allen, denen es in diesem Winter geht wie Calle und natürlich all denjenigen, die finden, Liebesbriefe kann man nie genug bekommen, sei die neue Reihe „Love Letters“ des Kurator:innenkollektiv „Department of Love“ ans Herz gelegt. Das Projekt, welches sich der „Erforschung der Liebe als eine Form des Widerstands, eine Praxis der Zusammenarbeit und eine ständige Übung in Empathie“ verschrieben hat, begann vor drei Monaten mit der Initiative „Love Letters„: eine Mailinglist, die ihren Abonennt:innen jeden Monat einen Liebesbrief ins Email-Postfach sendet. Stets von eine:r internationalen Künstler:in und/oder Autor:in exklusiv für Department of Love geschrieben, die Formate so unterschiedlich wie die Beteiligten selbst. Registrieren kann man sich kostenlos – und bei einer Mail im Monat kann man schon mal vergessen, wofür man da unterschrieben hat. Bis plötzlich zwischen Rechnungen, Spam und Arbeitsmails Sätze erscheinen: „Days have turned foggier since my last letter, it is as if your absence has wrapped itself around the light“ (Fette Sans). Worte, die einem so kitschig-melancholisch bewusst machen, wie wichtig, groß und schön sie sein können – Liebesbriefe. Sogar wenn man sie teilt.

Text: Hilka Dirks / Fotos: Cottonbro & Polina Zimmerman

Die Liebesbriefe erscheinen in englischer Sprache. Zur Anmeldung des Newsletters geht es hier.

@deptof.love

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VON HÄNDEL BIS PRINCE — DAS MUSIKTHEATERFESTIVAL SCHALL&RAUSCH DER KOMISCHEN OPER BERLIN IN NEUKÖLLN

VON HÄNDEL BIS PRINCE — DAS MUSIKTHEATERFESTIVAL SCHALL&RAUSCH DER KOMISCHEN OPER BERLIN IN NEUKÖLLN

Furchtloses Musiktheater, „Kunst ohne Konvention, Vorurteile und Künstlereitelkeiten“* in Neukölln. Die Komische Oper Berlin – bekannt für Punk, Prunk, Klassik und Klasse – verlegt ab Februar ihre Bretter zum ersten Mal für knapp zwei Wochen auf das Gelände der ehemaligen Neuköllner Kindl Brauerei. Das ab jetzt jährlich stattfindende Festival für Musiktheater Schall&Rausch (17.-26.02.2023) bringt unter der künstlerischen Leitung von Rainer Simon Bass, Beats und Stroboskop auf das Kulturareal und wirbelt Strukturen und Begrifflichkeiten des zeitgenössischen Musiktheaters gehörig durcheinander. Zwischen Schwuz, Kindl Kunst Zentrum und Vollgutlager ergießt sich ein diverses und interdisziplinäres Potpourri aus Performance, Konzert, Pop, Experiment, Tiefgang und Tanz. Laien und Profis aus aller Welt gestalten das Programm, unter ihnen auch etablierte Institutionen wie William Kentridges „Centre for the Less Good Idea“, internationale Künstler:innen wie Tianzhuo Chen und Musik-Ensembles wie Baroque Prince, welche mit ihrer ungewöhnlichen Mischung zwischen Pop und Barock zum Kammerkonzert laden und ganz nebenbei Benjamin Britten mit Björk verknüpfen. Die erste Ausgabe des Festivals soll einen Ausblick liefern, auf das, was kommt. Nicht nur in der Welt des Musiktheaters. Sondern auch ganz konkret für das Haus an sich. Und so ist Schall&Rausch auch der Startschuss für das aushäusige Programm in der gesamten Stadt, auf das wir uns in diesem Jahr freuen dürfen – oh lala.

*Hans Gregor (1905—1911), Inspirationsgeber für Gründervater Walter Felsenstein der Komischen Oper Berlin

Text: Hilka Dirks / Fotos: Oumou Aidara, Jaro Suffner & Camile Blake

Schall&Rausch – 17.–26.02.2023. Das ganze Programm und Tickets findest Du hier.

@komischeoperberlin

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EIN NEUER RAUM ÖFFNET SICH: HANNAH ROSE STEWART AT NUMBER 1 MAIN ROAD — EMPFOHLEN VON FETTE SANS

EIN NEUER RAUM ÖFFNET SICH: HANNAH ROSE STEWART AT NUMBER 1 MAIN ROAD — EMPFOHLEN VON FETTE SANS

Würdest Du Deine Zoom-Müdigkeit als eine Taubheit der Augenlider beschreiben – ganz so, als hättest Du einfach zu viel gesehen? Oder fühlt es sich eher so an, als wärst Du in einem Raum von der Größe des eigenen Ichs eingesperrt? Oder ist es vielleicht mehr als ein Gefühl? Ich male es mir als eine Art Unort aus, so wie ein Stück Gras am Ende eines Parkplatzes — eine leere, karge, unvorteilhaft platzierte, permanent lauernde Ecke. Die Konzeptkünstlerin und 3-D-Designerin Hannah Rose Stewart entwirft komplexe digitale und physische Umgebungen, in denen merkwürdig bekannt wirkende Geister, getarnt als mürrische Ego-Shooter, in einem ständigen Zustand des Verweilens gefangen zu sein scheinen. So wie es unsere Hände gelernt haben, unbekannte digitale Räume mit Leichtigkeit und ohne Rücksicht auf die Welt zu durchscrollen. Diesen Freitag (03.02.2023) eröffnet Stewart mit ihrer ortsspezifischen Installation „The Waiting Room“ den neuen Projektraum „Number 1 Main Road“ – gegründet von den Kuratoren Tom Esam und Paul Ferens in Neukölln. Die (künstlerische) Arbeit als eine Art Palimpsest, bestehend aus der kollektiven Zeit, die wir online verbringen, während wir durch alltägliche, verschwommene Räume streifen. In all diesen Räumen und dazwischen suchen wir nach Easter Eggs, in die wir unsere eigenen Initialen eingraviert haben. Warten wir nicht eigentlich auch in unseren zu Büros umfunktionierten Schlafzimmern darauf, dass „The Host“ uns hineinlässt?

Text: Fette Sans / Credit: Hannah Rose Stewart

Fette Sans‚ Kunst mäandert zwischen Konzept und Poesie, Worten und Menschen, Körperpolitiken und dystopischen Fantasien, dem sehr Digitalen und dem Nostalgischen. Ihr neuestes Buch, das Ergebnis einer gemeinsamen Performance mit Marie von Heyl, ist hier erhältlich.

Hannah Rose Stewart – The Waiting Room bei Number 1 Main Road, Ossastr.21a, 12045 Berlin–Neukölln; Stadtplan

Eröffnung Fr. 03.02.23 18h, Sa & Sun 14–18h und per Anmeldung.

@fettesans
@6footstranger
@number1mainroad

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