Zurzeit scheint jeder Tag einen neuen wichtigen politischen Wandel mit sich zu bringen – was manchmal etwas überfordernd sein kann. Warum legst Du also nicht eine kleine Pause ein und besinnst Dich zurück auf die großen Momente aus der Vergangenheit? Die Ausstellung „Hannah Arendt und das zwanzigste Jahrhundert“ im Deutschen Historischen Museum erzählt das 20. Jahrhundert durch die Augen einer seiner großen politischen Denkerinnen. Als jüdische Publizistin, die aus Nazi-Deutschland entkam, erlangte Arendt inmitten der Zerstörung, die der totalitäre Zweite Weltkrieg hinterlassen hatte, akademische Bekanntheit – eine Tatsache, die ihr Lebenswerk prägte. Die Ausstellung zeigt Arendts Auseinandersetzungen mit Ereignissen der Nachkriegszeit, wie die Studentenproteste der 1960er Jahre und die Bürgerrechtsbewegung, die auch heute noch von großer Bedeutung sind. Aber es sind ihre umstrittenen Schriften über Nazi-Deutschland und den Holocaust, die am stärksten nachwirkten und die Art und Weise, wie wir das Wesen des Bösen verstehen, nachhaltig verändert haben. Zwischen den Schriftstücken finden sich Videoausschnitte aus Arendts Fernsehinterview mit Günter Gaus, in dem sie im Jahr 1964 mit fesselnder Eloquenz darüber spricht, deutsche Jüdin und Amerikanerin zu sein. Das Interview ist beeindruckend und Höhepunkt einer Ausstellung, in der man eine Denkerin wiederentdecken kann, deren Werk – über Politik, Moral und Identität – ein Wegweiser für die heutige Zeit sein kann. (Text: Benji Haughton / Fotos: Pei-Bau und Ausstellungsansicht: „DHM/ Thomas Bruns“; Aufnahme Hannah Arendt © Fred Stein Archive, Stanfordville, New York)
Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert läuft bis zum 18.10.2020.
Täglich von 10–20h geöffnet. Von 10–17h und am Donnerstag ganztägig ist ein im Voraus gebuchtes Online-Ticket erforderlich. Auf der Website findest Du wichtige Informationen zum Ausstellungsbesuch und den Corona-Auflagen.
@dhmberlin