In Brandenburg ist die Welt auch nicht in Ordnung. Aber während die Blaualgen die Berliner Gewässer dominieren, ist die Lage am Lago hier in Brandenburg am Ende des Sommers noch gut. Bereit für ein letztes Sommerbad im Jahr 2024? Klar, die großen Gewässer und Lieblingseen kennst Du, aber falls Du mal woanders eintauchen willst: Mir hat der Kölpinsee gut gefallen. Die Badestelle hinter dem Imbiss namens Grillstulle bietet viele Schattenplätze – aber das beste ist eigentlich der Imbiss an sich. Emily und Moritz betreiben ihn und wie der Name verrät, geht’s hier um Grilled Sandwiches, wie man in Berlin so schön sagt, oder eben Grillstulle in Brandenburg. Gegessen wird auf ausrangierten Traktorreifen und für Kinder gibt’s die obligatorischen Waffeln. Vor oder nach dem See sei Dir überlassen, aber wenn Du den Abend ausklingen lassen willst: Diesen Freitag macht das Mobile Kino hier Stopp und zeigt „Poor Things„. Zurück zum Baden: Ich empfehle die andere Badestelle im Wald, ein bisschen hinter der Ortsgrenze; hier ist der Blick auf den See mit dem langen Holzsteg besonders schön. Und die kleine aufgeschüttete Sandlage macht auch Familien glücklich — einen Hundestrand gibt’s ein bisschen weiter im Wald ebenfalls. Falls Du an einem Freitag unterwegs bist, lohnt ein Abstecher zum Stegelitzer Wochenmarkt, der in dem kleinen Zeitfenster von 16 bis 18 Uhr stattfindet und so cute ist, als wäre er einer Filmkulisse entsprungen.
Direkt bei der Kirche gibt’s Du hier nur gute Sachen: fantastischen Frischkäse von Irmi vom Ma Petite Chevre Ziegenhof, bestes Gemüse u.a. direkt von Umbio. Vielleicht noch einen lokalen Blumenstrauß dazu (oder Samen zum Selbstausäen) von Vern (einem Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen)? In jedem Fall ein Eis am Stiel von Olaf (Macher der Paradieschen Bar); die Sorten Gurke und Joghurt-Quitte sind meine Lieblinge. Danach kannst Du noch in Stegelitz verweilen für ein Feierabend-Bier (falls Du nicht am Steuer sitzt) bei: Die Braut. Die kleine Dorfbrauerei ist in den Händen von Johannes Petraschek und Sarah Raimann. Vor Ort wird natürlich frisch vom Fass gezapft und die Sorten vom „Mandy Ale“ (ein altdeutsches Helles kaltgehopft) bis zum dunklen „Oatmeal Stout“. Oder nimm einfach das „Probierbrettchen“ und finde Deine Lieblingssorte – die kannst Du dann noch als Flasche (jede von Hand abgefüllt und etikettiert) mit nach Berlin nehmen und mit Deinen gesammelten Uckermärker Genussmitteln von Balkonien aus den nächsten Ausflug planen. Oder Du bleibst einfach noch zum Abendessen und genießt ein lokales Menü in der Herbergebei Marie und Bert in Groß-Fredenwalde. Hier stehen saisonal-regional-kreative Gerichte auf der Karte (unbedingt reservieren). So oder so eine kleine Landpartie verlängert Dein Sommergefühl.
Text: Nina Trippel / Fotos: Robyn Steffen
Grillstulle, Götschendorf 35A, 17268 Milmersdorf; Stadtplan
Kölpinsee, Badesteg, 17268 Milmersdorf; Stadtplan
Wochenmarkt Stegelitz, Dorfstraße 39B, 17268 Flieth-Stegelitz; Stadtplan
Dorfbrauerei Die Braut, Dorfstr.12, 17268 Stegelitz; Stadtplan
Herberge, Ort Groß Fredenwalde 13, 17268 Gerswalde; Stadtplan
@bar_paradieschen
@dorfbrauerei_die_braut
@grillstulle
Dieses Jahr haben wir uns fürs Fahrrad fahren entschieden und sind am 1. Mai in aller Frühe durch die Straßen Berlins und Brandenburgs gezogen. Neun Tage und 700 Kilometer lagen vor uns. Was als bloße Idee in einer schummrigen Bar an einem kühlen Oktoberabend begann, hatte sich schließlich verwirklicht – und als wir durch kleine idyllische Städte und durch die Wälder Brandenburgs fuhren und bei Fischbrötchen und einem kalten Bad im See Halt machten, fiel es uns schwer, den verpassten Partys in Berlin nachzutrauern. Unsere Route führte uns nach Mecklenburg, vorbei an blühenden Wiesen und durch die dichten Wälder des Müritz-Nationalparks. Am frühen Morgen entdeckten wir Rehe, bevor wir an der beeindruckenden Weite der Müritz, dem größten Binnensee Deutschlands, vorbeifuhren. In der Seestadt Waren wurde auf das Ende der deutschen Etappe unserer Reise angestoßen. Von Rostock aus brachte uns eine zweistündige Fähre nach Gedser, der Südspitze Dänemarks, wo uns eine mit dänischen Flaggen gesäumte Straße begrüßte (was das Gefühl, ein ganzes Land mit dem Fahrrad durchquert zu haben, noch verstärkte). In Dänemark radelten wir durch die ländliche Gegend, vorbei an Feldern mit den treffend benannten Wiesenpflaumen und waren kaum in Kontakt mit der Zivilisation.
Wenn ich durch grüne Weiden fuhr, Kühe an den Ecken von Bauernhöfen grüßte und mein Mittagessen an Sandstränden an der Ostsee genoss, fühlte ich mich schnell von meinem Alltag losgelöst. Ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit überkam mich, da ich wusste, dass meine einzige Verantwortung darin bestand, jeden Morgen auf das Fahrrad zu steigen. I had become a bike person. In den letzten Tagen der Reise umrundeten wir die Insel Møn und fuhren über die Kreidefelsen der UNESCO-Stätte Møns Klint, bevor es nach Kopenhagen ging. Die Reise war nicht ohne Herausforderungen, aber so hat sich das Erfolgserlebnis nur noch verstärkt. Am Ende eines jeden Tages schmeckte das Bier ein wenig besser, das Eis ein wenig süßer, und nachdem ich die Schwelle nach Kopenhagen überquert hatte, fühlte ich mich ein wenig verloren, weil die Tour plötzlich zu Ende war. So sehr, dass ich mich am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder auf mein Fahrrad schwang und durch die Straßen Kopenhagens radelte, auf der Suche nach Kaffee und Kardamombuns.
Text & Fotos: Toby Sheppard
Toby ist Fotograf und lebt in Berlin. Auch auf seinen Reisen hat er häufig seine Kamera dabei – sei es auf Lanzarote, in seiner Heimat Nordengland oder auf einer Fahrradtour nach Kopenhagen. In seinen Arbeiten erforscht er die Schönheit unbesetzter Räume sowie die Ateliers und Orte von Künstler:innen, die ihn inspirieren.
@tobyshepp
Reduzieren, wiederverwenden, recyceln… paddeln? Bei allen Möglichkeiten, etwas für die Umwelt zu tun, ist Paddeln im Kajak nicht unbedingt die erste, die in den Sinn kommt. Wer sich mit der Organisation GreenKayak beschäftigt, wird aber schnell feststellen, dass Wassersport und Umweltfreundlichkeit ein perfektes Match sind! Bei GreenKayak kannst Du Dir kostenlos ein Zweisitzer-Kanu mieten, im Gegenzug sammelst Du beim Rudern Müll aus Gewässern. Die Win-Win-Idee entstand 2017 in Dänemark, um die Kanäle in Kopenhagen zu säubern, und hat seitdem rund 100 Tonnen Müll aus Flüssen, Seen und Häfen gefischt. Inzwischen hat sich die Initiative nach Berlin ausgeweitet und arbeitet hier mit drei lokalen Bootsverleihen zusammen: Fisch-Borke (Müggelsee), Mellowpark (Spree) und Backstagetourism (Spree). Eine zweistündige Kajaktour für bis zu vier Personen kannst Du direkt über die Website buchen. Alles, was Du brauchst, ist im Preis inbegriffen! Also: Komm vorbei, steige ein, krempel die Ärmel hoch und helfe, etwas Gutes für unseren Planeten zu tun.
Text: Benji Haughton / Fotos: Emma Bahnee, GreenKayak, Jere Viinikainen
GreenKayak
@greenkayak.ngo
Da wagte ich zu behaupten, Berlin wie meine Westentasche zu kennen, und wurde prompt eines Besseren belehrt! Die Rede ist vom Freiluftkino im Strandbad Wendenschloss, einem versteckten Juwel im Südosten Berlins. Tagsüber lädt das Strandbad Wendenschloss zum Schwimmen und Sonnenbaden ein. Am Abend verwandelt sich der Strand in ein Freiluftkino. Sobald die Sonne untergeht, wird die Leinwand aufgestellt und Du kannst Filme unter den Sternen erleben. Das Kino zeigt eine vielfältige Auswahl, von aktuellen Blockbustern bis hin zu Klassikern und Arthouse-Filmen. Zu den nächsten Vorstellungen gehören „A Great Place to Call Home“ (07.08.), eine Komödie, die mit humorvollen Dialogen und lebhaften Szenen für gute Unterhaltung sorgt, sowie „Perfect Days“ (14.08.2024), ein Drama, das durch seine bewegende Handlung und tiefgehende Charaktere besticht. Die Filme laufen in verschiedenen Sprachen, oft mit Untertiteln, sodass jede:r folgen kann. Du sitzt bequem auf bereitgestellten Stühlen oder bringst Dir eine Decke mit, um es Dir im Sand gemütlich zu machen. Der nahegelegene Kiosk bietet dir Snacks wie Popcorn und Nachos bis hin zu erfrischenden Getränken – alles, was Du für einen entspannten Kinoabend benötigst. Das Strandbad Wendenschloss ist nicht nur ein Ausflugsziel, sondern ein Lieblingsort für alle. Also, pack‘ Deine Decke ein und genieße einen Abend am Wasser.
Text: Lotte von Schönfels / Fotos: Erik Lolies, Tima Miroshnichenko / Credit: Berliner Bäder / Film Still: Perfect Days by Wim Wenders
Strandbad Wendenschloss, Möllhausenufer 30, 12557 Berlin–Treptow-Köpenick; Stadtplan
@strandbad_wendenschloss
In den USA ist es groß, in Südamerika sowieso und auch in Schweden populär. Und genau von da haben die beiden Gründer von Tio Tio, Niko und Felix, ihre Padel-Passion mitgebracht. Während ihres Studiums in Stockholm fanden sie Spaß an der Rückschlagsportart, die eine Mischung aus Squash und Tennis ist – nun haben sie in Lichtenberg die hippste Padel-Anlage der Stadt eröffnet. Auf dem Dach eines Shopping-Centers stehen fünf Courts zur Verfügung, zusätzlich gibt es zwei tschechische Kioske, wo Kombucha und weitere Erfrischungsgetränke rausgegeben werden, und in einem Überseecontainer kannst Du Schläger leihen oder den hippen Merch von Tio Tio erwerben. Mich haben sie als freiwilliges Testimonial sofort gewonnen – nach meinem ersten Match ist klar: Padel ist für mich das neue Tennis. Ich weiß, ich weiß: Wahre Tennis-Fanatiker:innen stehen Padel eher skeptisch gegenüber, aber Tennis unter freiem Himmel zu spielen ist in Berlin bekanntlich auch sehr schwierig, wenn Du nicht schon länger in einem Verein bist. Will sagen: Der Wille ist da, aber der Tennis-Court nicht.
Bei Tio Tio kannst Du einfach einen Platz buchen und eben mal ein paar Freund:innen mitnehmen, die keine Vorkenntnisse haben. Dank des kleineren Courts und der kleineren Schläger ist es einfacher, den Ball zu treffen (klingt paradox, stimmt aber) und Du darfst wie beim Squash auch die Wände mitbenutzen. Wenn Du also mit Deinen Spiel-Freund:innnen – egal ob erfahren in Rückschlagsportarten oder nicht – mitnimmst, werdet Ihr hier garantiert viel Spaß haben, denn irgendwie sind alle erstmal Anfänger:innen. Nach dem Spiel kannst Du noch den großartigen Ausblick genießen: Am Abend wirst Du im besten Fall mit Sonnenuntergang-Szenario belohnt.
Text: Nina Trippel / Fotos: Ben Fuchs, Dino Schneider
Tio Tio, Marktstr.6, 10317 Berlin–Lichtenberg; Stadtplan
@tiotio.social