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WENN DIE GRENZEN ZWISCHEN KUNST UND ALGORITHMUS VERSCHWIMMEN — HUMANLAB IN DER QUANTUM GALERIE

WENN DIE GRENZEN ZWISCHEN KUNST UND ALGORITHMUS VERSCHWIMMEN — HUMANLAB IN DER QUANTUM GALERIE

Während Du Dich auf der kühlen, gepolsterten Oberfläche zurück lehnst und die Augen schließt, beginnen die Lichter zu pulsieren – wie das Sonnenlicht, das durch die Äste der Bäume flackert. Und dann ist da noch der Ton: tiefe Frequenzen und Drohnen, die sich zu einer fließenden und weitläufigen Klanglandschaft verbinden. Das ist die Lichtskulptur „The Oracle“: Eine von vier interaktiven Arbeiten im HumanLab, einer Ausstellung, die noch bis Ende März 2025 in der Quantum Galerie am Ku’damm zu sehen ist. Die Schöpfer:innen des in Paris ansässigen Kollektivs „Alpha Wave Experience“ wollen damit „Deinen Sehnerv stimulieren“. Deshalb vergleichen die Kurator:innen der Ausstellung „The Oracle“ auch mit einer Ayahuasca-Zeremonie. Es steht auf jeden Fall außer Zweifel, dass die Installation zutiefst meditativ und, ja, auch halluzinatorisch wirkt – wie ein luzider Traum, bei dem das Gehirn voll eingeschaltet ist. Insgesamt nehmen zwanzig Künstler:innen an der Ausstellung teil, deren digitale Kunstwerke die Verbindung zwischen Mensch und Technologie untersuchen.

Der japanische Medienkünstler Ryoichi Kurokawa, der auch Teil der Ausstellung ist, hat sich mit dem Internationalen Iberischen Nanotechnologie-Labor (INL) zusammengetan, um wissenschaftliche Daten auf Nanoebene in immersive Kunst zu verwandeln, die auf Multichannel-Displays mit 4-Kanal-Sound gezeigt wird. Kurokawas visuelle Darstellungen werden von den Daten gespeist, die das INL aus der Elektronenmikroskopie, der Computermodellierung und der Quantenmechanik extrahiert – Bereiche, die weit über die menschliche Wahrnehmung hinausgehen. Das Kunstwerk erhält eine neue Bedeutung, da Experten heute vorhersagen, dass künstliche Intelligenz den Menschen bis 2026 in allen kognitiven Aufgaben übertreffen wird. Angesichts dieser Zukunft stellt die Ausstellung die Frage: Was bleibt vom Menschsein übrig? Besucher:innen können neben der Ausstellung noch an einem kuratierten Programm von Performances und Sessions teilnehmen, bei denen Körper und Geist zusammengeführt werden. Da wir uns zunehmend in digitalen und technologischen Räumen bewegen, ist es an der Zeit, uns die Frage zu stellen, wie Technologie zukünftig mehr als nur funktional sein kann.

Text: Benji Haughton / Fotos: HumanLab

Quantum Galerie, Kurfürstendamm 210, 10719 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
HumanLab bis 30.03.2025. Tickets bekommst Du hier.

@humanlab4.0
@quantum.galerie

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100 FOTOAUSSTELLUNGEN, 1000 EINDRÜCKE — DER EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY IST ZURÜCK MIT SPOTS IN DER GANZEN STADT

100 FOTOAUSSTELLUNGEN, 1000 EINDRÜCKE — DER EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY IST ZURÜCK MIT SPOTS IN DER GANZEN STADT

Alle zwei Jahre verwandelt der European Month of Photography Berlin in ein Schaufenster für Fotokunst: In hundert Ausstellungen sind, über die ganze Stadt verteilt, neben bekannten Namen wie Viviane Sassen im Fotografiska auch Instagram-Lieblinge wie Sam Youkilis im C/O mit von der Partie. Um die Bandbreite auf Dich wirken zu lassen, schlenderst Du am besten von Stadtteil zu Stadtteil, von Museum zu Projektraum und von Galerie zu Off Space. Wir beginnen unseren Rundgang in der Akademie der Künste im Hansaviertel. Das Kulturinstitut wird zur Festivalzentrale: Hier finden ab heute (27.03.2025) das Wochenende über Talks, Filmvorführungen und natürlich eine Opening-Party statt. Die Gruppenausstellung „was zwischen uns steht.“ bildet das Kernstück des diesjährigen Fotofestivals. Was kann ein Bild angesichts von Deepfakes und Content-Flut bewegen, wenn global Demokratien und Ordnungen zusammenbrechen? Eine ganze Menge, wenn man die zwanzig Künstler:innen fragt, die in der Akademie zusammenkommen. Morgen ziehen wir in den Westen weiter: zum Bröhan-Museum. Das Haus erinnert ab Freitag (28.02.) an Will McBride, der so mitreißend wie kein anderer die Aufbruchstimmung Berlins in den 1960er Jahren festhielt. Der Amerikaner, der als ausgemusterter G.I. nach Deutschland kam, war mit seiner Leica mittendrin in der jungen Stadt – auf Demos und Partys, als zwischen den Trümmern der Nachkriegszeit ein neues Lebensgefühl entstand.

Während McBrides Bilder vor Euphorie sprühen, geht von Louis Roths Fotografien (ab 06.03.) im Haus 1 in Kreuzberg ein Wochenende lang eine seltsame Ruhe aus – und das, obwohl auch er bei der Geburtsstunde einer neuen Stadt dabei war. Der Absolvent der Ostkreuzschule für Fotografie reiste mehrfach in die neue Verwaltungshauptstadt Ägyptens, die mitten in der Wüste auf dem Reißbrett entsteht. Die Planstadt soll Kairo entlasten, nur will niemand dort wohnen, weil die Mieten zu hoch sind. Während die Ministerien nach und nach Richtung Neu-Kairo verlegt werden, bleibt die Bevölkerung zurück. Roth findet einprägsame Bilder für dieses geisterhafte Megaprojekt zwischen Superlativen und Leerstand. Die Menschen fehlen auch in den Arbeiten von Anja Nitz und Sinta Werner. Die beiden setzen sich in Raumskulpturen und Fotografien mit der Frage auseinander, wo der Körper bleibt, wenn unsere Screentime steigt. In der Villa Heike in Lichtenberg fühlt man sich wie in einem Spiegelkabinett: Man selbst sieht sich gleichförmigen Räumen gegenüber. Das, was vor einem liegt, bleibt diffus. Greifbar machen wollen Ana Zibelnik und Jakob Ganslmeier unterdessen ab Freitag (28.02.) den Klimawandel: Im Slowenischen Kulturinformationszentrum in Kreuzberg rückt das Duo die Jugend in den Fokus — diejenigen, auf deren Schultern die Folgen der Krise lasten. Auch wenn Bilder nichts an der Lage verändern können, so helfen sie uns doch, mit ihr zu leben. Oder um mit der titelgebenden Ausstellung des EMOP zu sprechen: Sie sind Brücken, die das, was zwischen uns steht, überwinden.

Text: Laura Storfner / Credits: Louis Roth, Bewässerungsarbeiter, 2023; Raisan Hameed, Zer – Störung, Mossul 1993-94 2022; Simon Lehner, Balance Study 

EMOP – European Month of Photography

Festivalzentrum in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
Was zwischen uns steht. Fotografie als Medium der Chronik, bis 04.05.2025

Bröhan-Museum, Schloßstr.1a, 14059 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Will McBride – Die Berliner Jahre. Blackbox #15, 01.03.–01.06.2025
Vernissage: 28.02.2025 18h

Haus 1, Waterloo Ufer o.Nr. (Nähe U1/ Hallesches Tor), 10961 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Louis Roth – Fata Morgana 07.–09.03.2025
Vernissage 06.03.2025 18h, Artist Talk 08.03.2025 16h

Villa Heike, Freienwalder Str.17, 13055 Berlin–Lichtenberg; Stadtplan
Der Streuverlust des Raumes. Eine Doppelausstellung von Anja Nitz und Sinta Werner, 06.03.–29.03.2025
Vernissage 01.03.2025 18–21h

Slowenisches Kulturinformationszentrum c/o roam projects e. V., Lindenstr.91, 10969 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Jakob Ganslmeier, Ana Zibelnik – Transience and Memory: The Photographic Narratives of the Climate Crisis
Vernissage 28.02.2025 18h

Fotografiska Berlin, Oranienburger Str. 54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Viviane Sassen – The Body As Sculpture 07.03.–08.06.2025

C/O Berlin, Hardenbergstr.22–24, 10623 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Sam Youkilis: Under the Sun bis 07.05.2025

@emopberlin
@akademiederkuenste
@broehan_museum
@louisroth_
@_haus1_
@villaheike.berlin
@anazibelnik
@jakob_ganslmeier
@fotografiska.berlin
@coberlin
@samyoukilis 

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LITERATUR UND LEINWAND: HELENE HEGEMANN UND DANIEL RICHTER IM HAMBURGER BAHNHOF

LITERATUR UND LEINWAND: HELENE HEGEMANN UND DANIEL RICHTER IM HAMBURGER BAHNHOF

In einer Kurzgeschichte aus Helene Hegemanns Band „Schlachtensee“ zerbricht sich ein Kunstberater den Kopf über ein Gemälde. Das Bild hat den impressionistischen Pinselstrich von Monet – ja, es sieht tatsächlich aus, wie von Monet gemalt. Es riecht sogar, wie ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert riechen muss. Geschaffen hat das Bild aber nicht Monet – sondern ein Drucker in Amsterdam. Selbst wenn Hegemann heute Abend im Hamburger Bahnhof nicht auf diese Geschichte zu sprechen kommen wird, haben sie und der Maler Daniel Richter sich bestimmt Einiges zu erzählen: Die beiden läuten die neue Veranstaltungsreihe „Crossroads#“ ein, bei der Künstler:innen und Schriftsteller:innen zusammenkommen. Welche Parallelen gibt es im Schaffensprozess, beim Malen und Schreiben? Wo kreuzen sich Kreativpfade und wo trennen sie sich wieder? Ist die Angst vorm weißen Blatt real? Oder ist Kreativität auch Arbeit? In Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Berlin will das Team des Museums Persönlichkeiten aus Kunst und Literatur Raum zum Austausch geben. Moderiert wird das Gespräch von Mathilda Legemah vom Hamburger Bahnhof und Sonja Longolius vom Literaturhaus. Nach der Auftaktveranstaltung treffen als nächstes am 03.04.2025 Multimediakünstlerin Cemile Sahin und der Autor Tonio Schachinger aufeinander.

Text: Laura Storfner / Fotos: William Minke, Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker / Credit: Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin; Roman März

Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Invalidenstr.50–51, 10557 Berlin–Moabit; Stadtplan

Crossroads# Literatur trifft Kunst, 20.02.2025 18h. Das Gespräch findet auf Deutsch statt, Eintritt und Teilnahme kostenfrei; keine Anmeldung erforderlich.

@hamburger_bahnhof
@literaturhausberlin23
@sonja.longolius
@mathildalegemah

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VERLORENE PARADIESE UND VERSCHWOMMENE ERINNERUNGEN: VIER KUNST-TIPPS ZUM VERWEILEN

VERLORENE PARADIESE UND VERSCHWOMMENE ERINNERUNGEN: VIER KUNST-TIPPS ZUM VERWEILEN

Einen besseren Zeitpunkt für die neue Ausstellung von Sung Tieu in den KW hätte man nicht wählen können: Mit „1992, 2025“ blickt sie auf die Geschichte von Vietnames:innen zurück, die als Vertragsarbeiter:innen vor dem Mauerfall in die damalige DDR zogen und durch die Wende mit einer neuen Realität konfrontiert wurden. Die Rolle dieser Gruppe behandelt Tieu, die selbst 1992 von Vietnam nach Deutschland kam, in ihren recherchebasierten Arbeiten immer wieder. Beschäftigte sie sich bislang mit deren Wohn- und Arbeitsbedingungen in der DDR, richtet sie in ihrer neuen Ausstellung den Blick auf das, was nach dem Fall der Mauer folgte. Diskriminierung und Polizeigewalt thematisiert sie dabei genauso wie die globalen Umbrüche, die weit über Deutschland hinausreichten. Relevant ist Tieus Ausstellung deswegen auch für die Gegenwart: Während Deutschland in diesem Jahr das 35. Jubiläum der Einheit feiert, gewinnen die Rechten an Stimmen. Die Künstlerin erinnert daran, dass Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland immer einen Nährboden hatten, indem sie bis heute gültige Mechanismen offenlegt, die überholte Machtstrukturen und Kontrollinstanzen begünstigen. Auch Kristin Wenzel und Helena Doppelbauer schauen zurück in die deutsch-deutsche Geschichte, auf ein Prestigeprojekt der DDR: In der Galerie im Turm erinnern sie an das SEZ, das Sport- und Erholungszentrum in Friedrichshain. Bei seiner Eröffnung 1981 galt es als weltweit größte Multifunktionshalle mit Schwimmbad, Eislaufbahn, Ballettsälen und allerlei anderen Sportanlagen. Nun droht dem Zentrum der Abriss.

Besonders die Badelandschaft mit den spielerisch geformten Becken verkörperte für viele Ostberliner einen Sehnsuchtsort: Hier konnte man, mitten im geteilten Deutschland, von der Südsee träumen. Wenzel und Doppelbauer nehmen mit der Ausstellung „Swim“ Bezug auf diese Vorstellung vom Paradies, die mit dem Mauerfall und der darauffolgenden SEZ-Schließung nach und nach trüber wurde. Wie verschwommene Erinnerungen wirken auch die Gemälde der koreanischen Künstlerin Yoo Jung Ellie Choi, die bei Peres Projects zu sehen sind. In ihrer ersten Einzelausstellung in Berlin „Behind You, I Exist“ folgen wir Figuren, die wie Schlafwandelnde durch weitläufige, elegante Wohnungen streifen – auf der Suche nach dem Weg ins Freie. Der blaue Abendhimmel liegt zum Greifen nah, doch Chois Protagonist:innen gelangen nie nach draußen. Träumen vom Außen, das kann auch der Avantgarde-Filmer James Benning, der in diesem Jahr auf der Berlinale vertreten ist: In seinen Videoarbeiten hält er oft minutenlang auf eine Szenerie – eine Landschaft, ein Bauwerk, oder, wie in einem seiner jüngsten Werke, auf eine Blumenwiese. „Poppy Fields near Gorman“ ist nun erstmals öffentlich in der Galerie Neugerriemschneider zu sehen. Die Ausstellung erzählt von der Freundschaft zwischen Benning und seinem Künstlerkollegen Danh Võ, in dessen Werk Blumen, Natur und Klima in den letzten Jahren einen besonderen Ankerpunkt darstellen. Auf seinem Hof, nördlich von Berlin, begann Võ Pflanzen zu fotografieren und gemeinsam mit seinem Vater, einem ausgebildeten Kalligraphen, zu katalogisieren. Bennings und Võs Arbeiten wirken im Zusammenspiel wie eine Unterhaltung, die vor sich hinfließt, auf das eine reagiert und das andere in der Luft hängen lässt. Nicht jedes Wort muss erwidert werden, aber in den großen Fragen sind sich die beiden einig.

Text: Laura Storfner / Fotos: Nick Ash, Heera Choi, Dani Hasrouni, Eric Tschernow, Frank Sperling / Credit: Sung Tieu – 1992, 2025 in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin 2025; James Benning, Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin; Danh Vo. Courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin; Yoo Jung Ellie Choi, Peres Projects

KW Institute for Contemporary Art, KUNST-WERKE BERLIN e. V., Auguststr.69, 10117 Berlin-Mitte; Stadtplan

Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung 2024: Sung Tieu – 1992, 2025, bis 04.05.2025

Galerie im Turm, Frankfurter Tor 1, 10243-Friedrichshain; Stadtplan
Swim, Kristin Wenzel, Helena Doppelbauer, bis 27.04.2025

Peres Projects, Karl-Marx-Allee 82, 10243 Berlin–Friedrichshain; Stadtplan
Yoo Jung Ellie Choi – Behind You, I Exist, bis 12.4.25

Neugerriemschneider (Neugerriemschneider), Linienstr.155, 10115 Berlin–Mitte; Stadtplan
James Benning & Danh Vo – jb & dv, bis 15.03.2025

@kwinstitutefcontemporaryart
@scheringstiftung
@galerie_im_turm
@kristinwenzel_
@helena.dopp
@peresprojects
@elliechoistudio
@votrungkydanh

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TO STREAM, OR NOT TO STREAM: GRAND THEFT HAMLET PREMIERE MIT MUBI IM HAU

TO STREAM, OR NOT TO STREAM: GRAND THEFT HAMLET PREMIERE MIT MUBI IM HAU

Wie so ziemlich alle Millennials habe ich meine Jugend mit Videospielen verbracht. Auf Zelda folgten Singstar, Sims und Skyrim und irgendwann, niemand kam dran vorbei, GTA, kurz für Grand Theft Auto. Autos klauen, Helikopter fliegen, Verbrechen begehen, kurzum: Gangster sein. Perfekt geeignet für die Zerstreuung der Identitätskrisen und Probleme des Alltags. Diese Zerstreuung bietet es auch für die beiden Schauspieler Sam Crane und Mark Trost, die sich im Januar 2021 in London im mittlerweile dritten COVID-Lockdown befinden und nicht wissen wohin mit sich. Isoliert und voll mit Zukunftsängsten treffen sie sich in Grand Theft Auto online. Nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei landen sie zufällig in einem Theater der Videospielwelt Los Santos. Und stellen sich auf der Bühne die – erst scherzhafte, recht schnell aber ernstgemeinte – Frage, ob es nicht möglich wäre, Hamlet in der virtuellen Umgebung aufzuführen. Gemeinsam mit Sams Frau Pinny Grylls fangen sie an, Mitspieler:innen zu casten (kein einfaches Unterfangen in einem Spiel, in dem man dauernd erschossen wird), Locations zu suchen und ein Skript zu verfassen. Die Avatare proben vor dem Hintergrund der oft dramatischen Stadtlandschaften von Los Santos ein Stück über Rache und Wahnsinn; in einer fiktiven Welt, in der Tod und Zerstörung die Norm sind. Zwischen den absurden Szenen von Proben, die in Schlägereien und anderen versehentlichen Todesfällen enden („The thing is you can’t stop production just because somebody died“), passieren rührende zwischenmenschliche Momente der Cast-Mitglieder.

Denn während der gesamte Film und das Stück in einer fiktiven Welt spielt, sitzen doch alle zu Hause an ihrem Computer oder ihrer Playstation, konfrontiert mit den realen Problemen und Ängsten, die sie erwarten, wenn sie das Headset abnehmen. Ich hätte nie gedacht, dass mich mal ein Videospiel-Stream zu Tränen rührt. Noch weniger hätte ich gedacht, dass das besagte Videospiel GTA sein wird. Es war sozusagen eine Premiere. Und die kannst auch Du nächste Woche (26.02.2025) erleben: Der mittlerweile mehrfach ausgezeichnete Film Grand Theft Hamlet feiert im HAU zusammen mit Mubi die Premiere auf der Streaming Plattform. Im Anschluss gibt’s ein Q&A mit den Regisseur:innen Pinny Grylls und Sam Crane und dem Animator, visuellen Künstler und Software-Entwickler Friedrich Kirschner. Und das, wie könnte es anders sein, natürlich virtuell.

Text: Inga Krumme / Stills: Grand Theft Hamlet

HAU2, Hallesches Ufer 34, 10963 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Grand Theft Hamlet 26.02.2025 20h, kostenloser Eintritt (mit Ticket).

@hauberlin 
@mubideutschland

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