Seine Modelle kennst Du bestimmt: Unter anderem David Bowie, Nirvana, die Darsteller von Breaking Bad und Mad Men gehören zu denjenigen, die schon vor seiner Kamera standen. Doch der in Los Angeles lebende Fotograf Frank Ockenfels ist in seiner drei Jahrzehnte währenden fotografischen Laufbahn ausschließlich hinter der Kamera geblieben. Eine neue Ausstellung bei Fotografiska Berlin gibt nun Einblicke in die Entstehung einiger von Ockenfels‘ bekanntesten Werken. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Ockenfels‘ Tagebuch gefüllt mit Collagen, Skizzen und rätselhaften, rückwärts geschriebenen Texten, die mit ikonischen Fotografien kombiniert werden: frontale Porträts vom jüngst verstorbenen David Lynch oder freizügige Profile von George Clooney kreieren spielerische und introspektive Arrangements. „Introspective“ ist somit der passende Name für die Ausstellung, die am 30.01.2025 mit Live-Musik, DJ-Sets und einem Artist Talk mit Ockenfels über Musik und Fotografie eröffnet wird. Am folgenden Tag wird Ockenfels persönliche Anekdoten bei einem Vortrag und einer Führung zu seinen Werke teilen: eine passende Einführung in eine Ausstellung, die abwechselnd ausgefeilt und rau ist – und uns in Ockenfels‘ kreative Welt blicken lässt.
Text: Benji Haughton / Credits: Frank Ockenfels: George Clooney 2005, DB and the Mannequin 2000, 128-129 2019, Courtesy Faheya Klein Gallery
Fotografiska Berlin, Oranienburger Str.54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Frank Ockenfels: Introspective 30.01.–04.05.2025
@fotografiska.berlin
Der Jahresanfang ist bekanntlich perfekt für zwei Dinge: vom Sommer träumen und ins Kino gehen. Die französische Komödie „Könige des Sommers“ die im Februar in die deutschen Filmtheater kommt, verbindet beides auf charmante und lässige Art. Worum es geht? Den jungen Totone, der plötzlich aus seiner unbekümmerten Jugend gerissen wird und Verantwortung für sich und seine Schwester auf dem ziemlich runtergewirtschafteten elterlichen Hof übernehmen muss. Um an Geld zu kommen, will er den besten Comté-Käse herstellen und so 30.000 Euro Preisgeld erhalten. Wie gut, dass ihm Freund:innen, Schwester und die Liebe in Form von Marie-Lise zur Seite stehen. Totones Methoden auf dem Weg zum besten Comté sind jedoch manchmal durchaus fragwürdig… Was im ersten Moment vielleicht nach einer kitschigen Landromanze klingen mag, entpuppt sich als genaue Charakterstudie von Land und Leuten – sensibel und humorvoll inszeniert. Regisseurin Louise Courvoisier begleitet ihre Figuren in ihrem Debütfilm auf emphatische und authentische Weise durch ihr Leben – und bei den Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen. Insbesondere die Bildsprache des Films besticht durch ihr ästhetisches Understatement – damit gelingt der Regisseurin ein ebenso realistischer wie auch poetischer Blick auf das Leben auf dem Land. So entsteht ein Film, der es schafft, alles andere um sich herum zu vergessen – preisgekröntes Kino im besten Sinne. Falls Du abtauchen willst in die Welt der Hauptfigur Totone und seiner Freund:innen, dann komm zum Special Screening (22.01.2025 19h30) von „Könige des Sommers“ im Delphi Lux gefolgt von einem Q&A mit der Regisseurin Louise Courvoisier und der Content Creatorin Annemarie Paulsen im Anschluss an das Screening – und einer exklusiven Comté-Verkostung in Kooperation mit La Käserie. Wie kann man da widerstehen? Du solltest allerdings schnell sein: Zu den letzten Tickets geht’s hier entlang.
Text: Alina Herbel / Stills: Könige des Sommers
Pandora Film
Delphi Lux, Yva-Bogen, Kantstr.10, 10623 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Special Screening „Könige des Sommers“ am 22.01.2025 ab 19h30
@pandorafilmverleih
@yorck.kinogruppe
Wer wie ich das Glück hatte, ganz entspannt ins neue Jahr zu starten, saß vielleicht schon mit Freund:innen beisammen und hat den nächsten Kinoabend geplant. Unsere Liste an Filmen wurde lang, aber grauen Januartagen ist nichts schöneres entgegenzusetzen, als wohlig warm im Kinosessel zu sitzen. Das Popcorn muss natürlich in greifbarer Nähe sein, die Begleitung bereit fürs Hände halten, falls das Gesehene besonders mitreißt, und jemanden zum Köpfe zusammenstecken, für die nächste Letterboxd Bewertung, braucht man auch. Stellt sich nur die Frage, welchen Film Du auf der großen Leinwand sehen willst – und welchen in Deinem privaten Setting. Mit Mubi Go fällt die Auswahl auch direkt leichter, denn mit dem Premium-Abo des Cinema-on-Demand Service von Mubi kannst Du zusätzlich jede Woche einen Film kostenlos im Kino ansehen. Einen kleinen Vorgeschmack auf das von Expert:innen kuratierte Programm gibt es hier: „We live in Time“ von John Crowle, ein so called „Weepie“ (Melodrama), nimmt Dich mit auf die Beziehungsreise von Almut und Tobias. Die Geschichte läuft entgegen der Zeit, springt vor und zurück und zeigt sowohl die persönliche Entwicklung der beiden Protagonist:innen als auch ihr Verhältnis zueinander über ein halbes Jahrzehnt.
Ähnlich bewegend und doch ganz anders ist Jesse Eisenbergs „A Real Pain“ – im Fokus stehen David und Benji, Cousins auf den Spuren der eigenen Familienhistorie. Neben den USA als Schauplatz spielt der Film primär in Polen und begleitet dort die kleine Reisegruppe. Ebenfalls bereits auf die Filmliste gesetzt ist „Babygirl“ von Halina Reijn. Nicole Kidman spielt Romy, eine verheiratete Frau, die sich über die Feiertage in einer dominant-devoten Affaire verliert. Ob auf der großen Leinwand oder Kino auf der Couch im Eigenheim nachgestellt – mit Mubi und Mubi Go wird das gesamte Jahr über filmisch gefüllt – der Auftakt für viele spannende Filmerlebnisse.
Text: Sophie Doering / Credits: A Real Pain, Jesse Eisenberg; Babygirl, Halina Reijn
Über diesen Link bekommst Du Mubi Go das ganze Jahr über für 129 Euro.
Tickets können nur am jeweiligen Vorstellungstag für jede Spielzeit in den teilnehmenden Spielstätten eingelöst werden (Reservierungen oder Online-Buchungen sind nicht möglich).
@mubideutschland
Was macht einen gelungenen Konzertabend aus? Das akustische Erlebnis, die Nähe zu den Künstler:innen, der Zauber des Moments, die Einzigartigkeit des Abends, der Ort des Geschehens? Im Falle der Philharmonie Berlin trifft all das zu, angeführt von der Hochleistung der Berliner Philharmoniker, internationalen Dirigent:innen und Solist:innen. Aber gehört eine Spieldauer von zwei Stunden plus Pause zwangsläufig dazu? Mit dem neuen Programm „Ausklang“ wagen die Berliner Philharmoniker einen Wechsel in der Tonart: Zum Abschluss der Woche servieren sie klanglichen Hochgenuss in einer kompakten Version und feiern mit einem Get-together im Anschluss Begegnung und Austausch in der Konzertkultur. Eine Stunde lang widmen sich die Berliner Philharmoniker im Herzstück des Hauses, dem Großen Saal, intensiv einem Werk der klassischen Musik, bis das Foyer offiziell Teil des Programms wird: nach dem symphonischen Erlebnis können Besucher:innen und Mitwirkende bei einem Freigetränk im offenen Empfangsbereich des Hauses zusammenkommen und sich über das eben Erlebte austauschen. Für das kommende Kurzprogramm am Freitag (24.01.2025) bereisen die Berliner Philharmoniker im Auftrag von Gustav Holst das Sonnensystem und stellen sich den berauschenden Kräften und diversen Charakteren der Himmelskörper. Die Orchestersuite „Die Planeten“ erklingt in einer neuen Interpretation unter der Leitung von Daniel Harding, begleitet von den Stimmen der Damen des Rundfunkchors Berlin und einzigartigen Orchestereffekten. Das unkonventionelle Programm lockt alle, die klassische Konzerte kennenlernen wollen und all diejenigen, die ein intensives Konzerterlebnis schätzen – eines, das über den Großen Saal hinaus bis ins Foyer reicht.
Text: Emma Zylla / Fotos: Frederike van der Straeten, Sebastian Haenel
Philharmonie Berlin, Herbert-von-Karajan-Str.1, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
Konzertreihe Ausklang
Die Planeten von Gustav Holst 24.01.2025 19h. Tickets gibt’s hier.
@berlinphil
@rundfunkchor
@djharding75
Es muss circa im Jahr 2010 gewesen sein, als meine Eltern mir zum Geburtstag Karten für die Schaubühne am Lehniner Platz schenkten. Bis dahin war ich nur selten im Theater gewesen und hatte meist recht klassische Inszenierungen gesehen. Doch dieses Mal war es anders. Ich weiß nicht mehr, wie das Stück hieß, doch anstelle sprechender Schauspieler:innen bevölkerten plötzlich Tänzer:innen die Bühne: in einem wilden Kampf gegen die globalisierte Stadt, gegen Elend und Zerfall, Kapitalismus und Kaputtheit warfen sich die Körper aufeinander und in die Welt, drückten sie zuckend, bebend und krampfend gegen Bühnenbild und die Gesellschaft, tanzten sie sich durch meine Netzhaut in meinen Kopf, als würde es um ihr Leben gehen. Inszeniert und choreografiert war das Stück von Constanza Macras und ihrer Company Dorky Park. Die 1970 in Buenos Aires geborene Choreografin, die unter anderem am Merce Cunningham Studio in New York ausgebildet wurde, inszenierte seither unzählige Stücke in Berlin. Fast immer war ich da – und fast immer genauso begeistert. Nun gastiert sie in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. „The Hunger“ heißt das Stück und erforscht den Exzess. Erzählt werden anhand historischer Ereignisse des Romans „Der fremde Zeuge“ vom argentinischen Schriftstellers Juan José Saer die Erfahrungen europäischer Kolonisatoren in der Region des Rio de la Plata in Südamerika Anfang des 16. Jahrhunderts: Kannibalische Rituale übertragen sich auf andere Formen der Gier: Vom Kolonialismus über den Konsumrausch des heutigen Kapitalismus bis hin zur Hyperproduktion eines endlosen Jetzt in den sozialen Netzwerken.
Macras verknüpft so mühelos koloniale Geschichte mit hyperkommerzieller Gegenwart und lässt ihre Company wie so oft das Spektrum des menschlichen Fühlens und Schreckens mit jeder Faser verkörpern. Aufgeführt wird noch drei Mal (18.01., 08.02. & 25.02.2025), die Karten gibt es hier – und während die zerbrechlichen Bühnen unserer Stadt mitten in den hässlichen Schlund der Gier blicken, könnte es wohl kaum ein besseres Stück oder einen besseren Moment geben, um mal wieder ins Theater zu gehen.
Text: Hilka Dirks / Fotos: Thomas Aurin
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Linienstr.227, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan
„The Hunger“ von Constanza Macras, 18.01., 08.02. & 25.02.2025. Karten gibt’s hier.
@constanzamacrasdorkypark
@volksbuehne_berlin