Gefühlt war es erst gestern, da wohnten wir in Berlins unsanierten Altbauten mit Kohleofen-Heizung, tanzten zwischen Musikboxen und Soundsystemen illegaler Keller-Clubs und picknickten auf den unzähligen Brachen des Mauerstreifens. Die Stadt war wild, wir waren frei und das wiedervereinte Berlin gehörte uns. Dieses Gefühl ist so einzigartig, nunmehr unvorstellbar und nicht mehr zurückzuholen. Umso beeindruckender ist die Ausstellung bei C/O Berlin „Träum Weiter — Berlin, die 90er„, denn hier findet man es wieder, dieses Gefühl, ganz ohne Nostalgie und Pathos. Aber beginnen wir noch mal 1989: Nach dem Fall der Mauer befindet sich die Stadt im Transit – irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft. Aufbruchstimmung und Verlustängste liegen dicht beieinander – einzigartige Möglichkeitsräume eröffnen sich. Gleichzeitig jedoch beginnt der Kampf um die Gestaltung der neuen Hauptstadt und das prägt Berlin bis heute. Inmitten der aufblühenden Technoszene, der Umbruchstimmung und dem Zerfall des Ostblocks gründeten im Jahr 1990 sieben Fotograf:innen aus der ehemaligen DDR die Agentur Ostkreuz – diese gilt als eine der wichtigsten und renommiertesten Fotoagenturen Deutschlands. Nun zeigt C/O Berlin Arbeiten von neun Mitgliedern der Agentur: Sibylle Bergemann, Harald Hauswald, Ute Mahler und Werner Mahler sowie von Annette Hauschild, Thomas Meyer, Jordis Antonia Schlösser, Anne Schönharting und Maurice Weiss.
Die Fotograf:innen beobachten und dokumentieren in mehr als 200 Arbeiten mit genauem Blick die Veränderungen der neuen Gesellschaft, die Herausforderungen des Zusammenwachsens der ehemaligen Mauerstadt, aber auch die komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Stadtraum. Für mich manifestieren sie ein Berlin, das viele von uns noch erlebten und somit gleichzeitig Zeitzeug:innen einer prägenden Dekade sind. Die Ausstellung ist noch bis zum 22.01.2025 bei C/O Berlin zu sehen – und wer auch danach noch Teil von ihr sein möchte, nimmt wie ich einen der limitierten Prints oder eine „Träum weiter“-Cap aus dem Shop mit. Oder tanzt im Tresor zur Finissage-Party am 18.01. mit dem großartigen Lineup, unter anderem mit Josh Wink, Tanith, DJ T–000 aka Alan Oldham und Miss Djax.
Text: Milena Kalojanov / Fotos: Sibylle Bergemann, Mauerbrache am Potsdamer Platz, Berlin, 1990 © Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ; Ute Mahler, Grundsteinlegung der Hessischen Landesvertretung am Potsdamer Platz, Berlin, 17. September 1999 © Ute Mahler/OSTKREUZ; © C/O Berlin Foundation, David von Becker
C/O Berlin, Hardenbergstr.22–24, 10623 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
„Träum Weiter – Berlin, die 90er“ bis 22.01.2025
@coberlin
@agenturostkreuz
It’s that time of the year – eine neue Cee Cee Neighborhood Map ist da! Wir haben uns mit Mubi Go zusammengetan, dem etwas anderen Film-Streaming. Das monatliche Abonnement beinhaltet außer dem Zugang zu den kuratierten Filmen von Mubi nämlich pro Woche eine Kinokarte. Die Cee Cee x Mubi Go The Neighborhood Map zelebriert die unabhängige Kinoszene Berlins und inspiriert Dich zu „Go See a Movie“. Diese erstmals nur digitale Karte zeigt Dir handverlesene Kinos in der ganzen Stadt. Ist Dein Lieblingskino dabei? Schau auf unserer Microsite nach! Unter den Kinos sind zum Beispiel das Rollberg von Yorck, bekannt für sein breites Angebot an Vorführungen in Originalsprache. Oder das unabhängige Wolf Kino im Weserkiez, wo die gemütliche Foyer Bar genauso anziehend ist wie die Filmauswahl. Nicht zu vergessen das Delphi Lux im Westen mit seinem klassischen Charme oder das Odeon in Schöneberg, das seinen ganz eigenen Charakter hat. Aber es sind nicht nur die Kinos, die wir schätzen – es ist das Gesamterlebnis eines Kinobesuchs. Der Geruch von Popcorn, die gemeinsame oder alleinige Vorfreude und die Momente vor und nach dem Film. Direkt ins Bett oder lieber ab in die nächste Bar, um das Gesehene zu diskutieren? Um unseren Blickwinkel zu erweitern, haben wir vier besondere Gäst:innen gebeten, ihre Filmerlebnisse mit uns zu teilen. Auf der Karte findest Du Bar-Tipps, Lieblingsfilme und Popcorn-Empfehlungen von Regisseurin Carrie Hajny, DJ Susanna Kimund den Schauspielern Aaron Altaras und Langston Uibel. Und das ist erst der Anfang – weitere kulturelle Stimmen und ihre Empfehlungen folgen bald, also folgt uns und Mubi auf den sozialen Netzwerken für Updates und reelwürdige Inhalte. See See you im Kino?
Text: Nina Trippel / Fotos: Cottonbro, Natascha Hamel
Cee Cee x Mubi Go The Neighborhood Map – Go See a Movie
@ceeceeberlin
@mubideutschland
Niemals passt es besser, Kunst zu kaufen, als Ende des Jahres. Man kann sie verschenken, an andere, aber am besten an sich selbst und sich so einen kleinen ästhetischen Begleiter für das nächste Jahr nach Hause holen. Wer denkt, das muss sehr teuer sein oder nicht genau weiß wo, dem seien hier ein paar schöne Berliner Möglichkeiten nahegelegt. Günstig sind beispielsweise oft Papierarbeiten. Ganz besonders schöne Pastelle zeichnet der britische Maler Richard Kellett still und bescheiden in seinem Weddinger Atelier. Noch bis nächste Woche kann man sie bei ihm direkt im Studio erwerben und dabei auch einen Blick auf seine Leinwand-Arbeiten erhaschen, die man vielleicht als post-Rothko und in jedem Fall als befreiend schön bezeichnen kann – im besten Sinne des Wortes. Mehr Papierarbeiten gibt es noch bis 12.01.2025 im Kunstraum Kreuzberg im Bethanien am Mariannenplatz bei den Anonymen Zeichnern. Die Initiatorin Anke Becker hat dort 1000 Zeichnungen von 1000 internationalen Künstler:innen kuratiert. Von wem welche ist, erfährt man erst nach Kauf – ein bisschen Glück unverhofft den nächsten Egon Schiele zu finden, ist also auch dabei. Alle Arbeiten kosten 250 Euro und werden sowohl vor Ort als auch online zum Kauf angeboten. Auch gezeichnet und sich dabei gleich richtig doll auf Weihnachten vorbereitet hat Julius Bobke: 378 mal das Haus vom Nikolaus, fünfzig Euro das Stück – auch für die Versager darunter. Aber die sind ja eh die viel charmanteren Reminder für eine gesunde Fehlerkultur im Leben – wer wohnt schon im perfekten Nikolaushaus. Auktionen sind bekanntlich hart mit Versagern, aber die sind wiederum danach ein günstiges Schnäppchen für die Käufer:innen, auch wenn davon meist die Künstler:innen nicht so viel haben. Bei der Direkten Auktion ist das anders, hier wird Kunst straight aus den Ateliers der Stadt gekarrt. Beim Auktionshaus Jeschke Jadi gibt es gerade noch den offenen Nachverkauf der letzten Bieterschlacht. Heißt: Hier kann für den Startpreis sofort gekauft werden, was noch im Katalog zu finden ist. Gleiches gilt für das kleine Auktionshaus am Grunewald, auch in deren Katalog gibt es noch einige schöne Arbeiten aus der Auktion vom letzten Wochenende abzugreifen – ein Blick lohnt sich, auch – oder gerade – weil dies klassischer, sogenannter Secondary Market ist.
Wer Marktplatzstimmung dem Online-Blättern vorzieht und außerdem ein Herz für ultrakontemporären Pop hat, der sollte am Wochenende einen Blick auf den XOXO Marketplace im Prenzlauer Berg werfen. Hier gibt es, ganz nach dem Motto: Come by, say hi and buy!, Kunst von jungen und aufstrebenden Künstler:innen zu entdecken. Die kriegen davon übrigens 100 Prozent des Erlöses – ein wichtiges Zeichen inmitten dunkler Zeiten für Berliner Kulturschaffende (Pssst.. insbesondere nach den Arbeiten von Marta Djourina sollte man dort die Augen aufhalten). Mit dabei ist übrigens auch das Editions-Start-Up Works on Skin, das in Auflage produzierte Arbeiten für unter die Haut verkauft. Hier gibt es Motive von Charlie Stein bis Timm Ulrichs ab 100 Euro… und wer sich noch nicht ganz sicher ist, kann sie auch einfach erstmal an die Wand hängen. Wobei ein Kunst-Tattoo fürs neue Jahr vielleicht der noch drastischere neue kleine Begleiter ist. Wem das, so wie mir, alles zu viel ist und wer einfach nur was kleines für kleines Geld haben will, ohne sich durch tausend Stände zu wühlen oder hunderte Seiten zu klicken, könnte vielleicht mit diesen fabelhaften Glasfliegen von Wie-yi T. Lauw glücklich werden oder den bezaubernden Pflastern („having issues“ – was für ein Titel!!) von Felix Deiters. Selten war das Abjekte so schön und tröstend. Und Trost kann man ja gerade eh nicht genug kriegen.
Text: Hilka Dirks / Credits: Eric Tschernow, Richard Kellett, Wie-yi T. Lauw
Richard Kellett
Adresse seines Ateliers auf Anfrage.
Kunstraum Kreuzberg / Bethanien, Mariannenpl.2, 10997 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Anonyme Zeichner:innen 2024 bis 12.01.2025
Julius Bobke
378 mal das Haus vom Nikolaus
Jeschke Jadi
Finde hier den Katalog.
Auktionshaus am Grunewald
Finde hier den Katalog zum Nachverkauf.
ASK, Christinenstr.15, 10119 Berlin–Prenzlauer Berg; Stadtplan
XOXO Marketplace 14.12.2024 16–00h & 15.12.2024 17h (Mimosa Brunch)
Wie-yi T. Lauw
Felix Deiters
@richard_kellett
@kunstraumkreuzberg
@jf_bobke
@jeschkejadi_auctions
@aagrunewald
@roam_projects_______
@wieyi.t.lauw
@flx_dtrs
Es sind die kleinen Dinge, an denen man merkt, dass man erwachsen geworden ist. Zum Beispiel, wenn man bemerkt, dass man mittlerweile weniger Urlaubskarten, aber dafür häufig weiße langweilige DIN-A0-Fensterumschläge im Briefkasten hat. Wenn man zum ersten Mal das eigene Sofa der neuen Restauranteröffnung vorzieht. Und in jedem Fall, wenn man nicht mehr weiß, was man seinen Freund:innen zu Weihnachten schenken soll, weil alle eigentlich schon alles haben. Wenigstens für letzteres habe ich in diesem Jahr die perfekte Lösung bei Fotografiska Berlin gefunden: Den Fotografiska Annual Pass – ein Jahresticket. Das in Berlins Kulturlandschaft immer noch recht neue Museum für Fotografie zeigt fast monatlich wechselnde Ausstellungen in einem ausgewogenen Mix aus international bekannten Künstler:innen, lokalen Positionen und up- and coming talents. Die Jahreskarte kostet nur fünfzig Euro, nimmt keinen Platz weg und eröffnet dafür ganz schön viel Raum im Kopf. Ein Jahr lang kann man damit alle Ausstellungen so oft wie man möchte frei besuchen. (Besonders schön, wenn man auch mal nur kurz in der Mittagspause drei Arbeiten erneut ansehen will, die einen besonders gefesselt haben..) Zusätzlich zu den Ausstellungen gibt es im Haus übrigens von 10 Uhr morgens Kaffee und köstliche Croissants, bis hin zu Cocktails und Dinner bis 23h – wem also das Ticket an sich nicht ausreicht, kann es gleich mit einem Gutschein für den ersten gemeinsamen Ausflug kombinieren. Dabei überwindet man dann auch sofort den eigenen Sofaschweinehund und die Müdigkeit des Erwachsen-seins rückt vor guter Kunst eh in den Hintergrund. Und das Beste kommt wie immer zum Schluss: Cee Cee verlost zwei der Jahrespässe! Einen würd’ ich ja glatt für mich behalten…
Text: Alina Herbel / Fotos: T. Eric Monroe, Pion Studio
Fotografiska, Oranienburger Str.54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Sende uns eine E-Mail an win@ceecee.cc, um einen der zwei Jahrespässe zu gewinnen. Mehr Infos über den Jahrespass findest Du hier.
@fotografiska.berlin
Gehörst Du zu den visionären Gestalter:innen und kreativen Macher:innen Berlins? Die Stadt der ständigen Transformation und „UNESCO City of Design“ präsentiert sich mit einem eigenen Show-Case von 12. bis 20.02.2025 auf dem Madrid Design Festival in der spanischen Hauptstadt: Das weltweit gefeierte Studio Gonzalez Haase AAS entwirft dafür eigens eine Berlin-Szenografie, die neben eigenen Arbeit eine kuratierte Auswahl Berliner Kreativpositionen inszeniert. Und Du hast die Chance, mit dabei zu sein! Reich Deine Idee oder Deine Schöpfung, von Grafik- bis Produktdesign, von kulinarischer bis zu digitaler Kreation auf maximal einer Seite mit Text und Bild ein. Gesucht wird eine eklektische Mischung, die Berlin repräsentiert, zwischen Improvisation und Stilbewusstsein, „Future Luxuries“ und Ideen für eine Welt im Wandel. Das kuratorische Team entscheidet, welche Positionen den erwarteten rund 20.000 Besucher:innen präsentiert werden. Fühlst Du Dich angesprochen? Die Deadline ist gleich zu Beginn 2025. Klingt nach der besten ersten Chance fürs neue Jahr, oder?
Text: Nina Trippel / Fotos: Gonzalez Haase AAS
Madrid Design Festival
12.–20.02.2025. Einsendeschluss: 02.01.2025
Teilnahmebedingungen: Ideal sind Arbeiten oder Produkte, die leicht zu transportieren und zu integrieren sind. In jedem Fall muss ein Bezug zu Berlin vorhanden sein. Sende Deine Idee mit Beschreibung und visuellen Materialien (maximal 1 Seite) an kultur@visitberlin.de. Die ausgewählten Teilnehmenden erhalten eine Aufwandsentschädigung.
@madriddesignf
@visitberlin