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DER MÄRZ MACHT DIE MUSIK — MAERZMUSIK, DAS FESTIVAL FÜR NEUE MUSIK VON DEN BERLINER FESTSPIELEN

DER MÄRZ MACHT DIE MUSIK — MAERZMUSIK, DAS FESTIVAL FÜR NEUE MUSIK VON DEN BERLINER FESTSPIELEN

Nach Januar kommt Februar und auf Februar folgt in Berlin die MaerzMusik. Seit 22 Jahren als Nachfolge der Musik-Biennale Berlin von den Berliner Festspielen veranstaltet, hat sich das Festival für Experimentelle Musik fest im Kalender der internationalen Szene etabliert. Vom 15. bis 24. März finden wie immer im Haus der Berliner Festspiele und an weiteren Orten in Berlin Konzerte, Performances und künstlerische Interventionen statt. Es laden Installationen, Musiktheater und Diskursformate zur Erkundung und Entdeckung der Kunst und Theorie rund um die Multimodalität des Hörens ein. Das Programm ist wie immer so dicht und divers, dass man am liebsten alles hören möchte: Audrey Chen und Hugo Esquinca, die mit ihrer neuen Arbeit „Your Mouth Limb Dismembered, The Gradual Tongue Dissected” in der Reihe „Topogragphies of Hearing“ die Grenzen des körperlichen Ausdrucks und der technologischen Manipulation menschlicher Klänge ausloten. Eine der erstaunlichsten Kompositionen Karlheinz Stockhausens, „Musik im Bauch„, für sechs Perkussionist:innen und zwölf Spieluhren, wird von Simon Steen-Andersen und Les Percussions de Strasbourg neu interpretiert. Erwan Keravec widmet sich mit seinem Konzert den ästhetischen Potenzialen des Dudelsacks. Die für ihn und sein Instrument von Heiner Goebbels und Éliane Radigue verfassten Stücke „N°20/58“ und „OCCAM XXVII“, werden von einer Interpretation eines Stücks von Philip Glass, „Two Pages“, ergänzt – um nur einige der diesjährigen Programm-Highlights zu nennen.

Ergänzt wird das Festival mit jeder Menger Kontext, Ausstellungen und natürlich noch mehr Musik, Musik, Musik. Das ganze Programm zum Selbstentdecken gibt es hier. Und wenn man sich eins nicht entgehen lassen sollte, wäre das der zweite Teil des Rechercheprojekts „Contemplations into the Radical Others“ über das Schaffen der intermedial arbeitenden und im Jahr 2000 verstorbenen Komponistin Lucia Dlugoszewski, welches an die Präsentation des letzten Jahres anschließt und gleichermaßen historische, zeitgenössische wie zukünftige Perspektiven auf Leben und Werk einer beeindruckenden Künstlerin eröffnet, deren Leben so kontemporär und vielfältig erscheint, wie die diesjährige Festivalausgabe an sich.

Text: Hilka Dirks / Fotos: Christina Kubisch, Camille Blake & Christophe Urbain

MaerzMusik findet vom 15.–24.03.2024 im Haus der Berliner Festspiele und an weiteren Locations in Berlin statt. Tickets und weitere Informationen sind online erhältlich.

@berlinerfestspiele

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AM ANFANG WAR EIN KLEID — DIE AUSSTELLUNG “PAST INTELLIGENCE: GIVENCHY, ULI RICHTER, STUDENTS” IM KUNSTGEWERBEMUSEUM

AM ANFANG WAR EIN KLEID — DIE AUSSTELLUNG “PAST INTELLIGENCE: GIVENCHY, ULI RICHTER, STUDENTS” IM KUNSTGEWERBEMUSEUM

Es war einmal ein Kleid. 1986 entworfen vom französischen Designer und Couturier Hubert James Marcel Taffin de Givenchy, Gründer des Hauses Givenchy im Jahr 1952. Lang, aus Samt und Seide, mit Schleife und allem, was einem sonst so einfallen kann, wenn man an die Wörter “Kleid” und “Haute Couture” denkt – quasi ein Kleid der Kleider. Vielleicht war es das, was den Westberliner Kult-Couturier und ehemaligen UdK-Professor Uli Richter so anzog, dass er das Kleid wenige Jahre später selbst interpretierte. Seine Interpretation von 1989 setzt Ton und Grundlage für die Ausstellung “Past Intelligence: Givenchy, Uli Richter, Students”, die noch bis zum 26.05.2024 im Kunstgewerbemuseum im Kulturforum zu sehen ist. Mittelpunkt der dortigen Auseinandersetzung: Was können junge Modedesigner:innen aus vergangenen Trends und Moden ziehen? Anhand der Entwürfe der beiden Godfathers of Couture hangelten sich junge Studierende des Atelier Chardon Savard der Hochschule Macromedia Berlin an eben jener Frage entlang. Rekonstruktion, Dekonstruktion, Neukonstruktion für Schnitt, Material – und Rollenbild. Herausgekommen ist eine unterhaltsame und nahbare Ausstellung, mit Mustern zum Anprobieren und einem kommenden Workshop: “Ich nähe mein eigenes Givenchy-Kleid”, bei dem Du unter Anleitung selbst nähen kannst und über die Frage nachdenkst, wo Givenchy aufhört und der höchst eigene Entwurf beginnt. Und schon sind wir mittendrin, in der “Past Intelligence”.   

​Text: Hilka Dirks / Fotos: Franka Dehmel, Lola Schreiner, Noa Lesche

Kunstgewerbemuseum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
Di–Fr 10–18h, Sa–So 11–18h

Past Intelligence: Givenchy, Uli Richter, Students bis 26.05.2024.

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PHOENIX AUF DEM DACH: HANS UHLMANN IN DER BERLINISCHEN GALERIE

PHOENIX AUF DEM DACH: HANS UHLMANN IN DER BERLINISCHEN GALERIE

Auf dem Dach der Philharmonie befindet sich eine der wohl kuriosesten Skulpturen Berlins: Der Plastiker Hans Uhlmann installierte hier 1964 seinen Phoenix, einen stilisierten Vogel mit zwei breiten Flügeln aus Metall. Doch während Kunst am Bau andernorts ins Auge springt, scheint sich Uhlsmanns Skulptur den Blicken zu entziehen. Sein Phoenix schmiegt sich so nah an die Architektur an, dass er fast nicht auffällt – und steht somit sinnbildlich für das Werk des Künstlers. Uhlmanns Arbeiten fügen sich nahtlos ins Berliner Stadtbild ein. Seine Stahlspiralen und Säulen schrauben sich im Hansaviertel, vor der Deutschen Oper und an der Universität der Künste in die Luft. Doch sein Name ist den meisten heute unbekannt. Die Berlinische Galerie will dies nun mit der ersten umfassenden Retrospektive seit 50 Jahren ändern. Mit rund 80 Skulpturen und grafischen Arbeiten zeichnet das Museum Uhlmanns Leben und Schaffen von den künstlerischen Anfängen in den 1930ern bis zu seinem Tod in den 1970ern nach. Nach einem Maschinenbaustudium versuchte sich der gebürtige Berliner immer wieder als Bildhauer, früh entdeckte er Draht als Hauptmaterial für seine Arbeiten. Als er 1933 bei einer antifaschistischen Flugblatt-Aktion festgenommen und zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt wird, füllt er die Zeit im Gefängnis mit der einzigen Betätigung, die ihm bleibt: dem Zeichnen.

Die befreundete Künstlerin Jeanne Mammen schmuggelt Stifte und Blöcke ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung stellt er die Ideen der Zeit aus: Er realisiert Köpfe aus Metall- und Eisendraht. Uhlmann bezeichnete seine Inhaftierung als die „wichtigste Periode“ seiner künstlerischen Entwicklung. Auch wenn die feinen Drahtfiguren später massiven Metallplastiken wichen, bleibt das Lineare stets Teil seiner Formensprache. Während seiner Lehrtätigkeit an der Berliner Hochschule der Künste in den 1950ern entwickelte Uhlmann auch seinen eigenen Stil weiter: Figurative Auseinandersetzungen traten in den Hintergrund, stattdessen interessierte Uhlmann, wie er Bewegung im Raum mit reduzierten Formen darstellen kann. Seine abstrakten Formanordnungen ließen ihn zu einem der gefragtesten Künstler der noch jungen Bundesrepublik aufsteigen: Einladungen zur Biennale in Venedig und zur documenta folgten. Neben aufwendigen Kunst-am-Bau-Projekten kehrte er im Alter zur Zeichnung zurück. In schwarzer Kreide spürte er auf Papier dem Durchlässigen seiner Strukturen nach – und fand im Zweidimensionalen die Dynamik und Spontanität, die ihm Zeit seines Lebens so wichtig war. Uhlmann gelang, was vielen verwehrt ist: Seine Arbeiten entfalten eine stille Kraft. Auch wenn sie, wie der Phoenix auf dem Dach der Philharmonie, zunächst im Hintergrund bleiben.

Text: Laura Storfner / Fotos: Anja Elisabeth Witte & Clemens Poloczek / Credit: Rechtsnachfolger:innen Ewald Gnilka/VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Margot Schmidt, Hamburg, für das Werk von Hans Uhlmann: VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Alte Jakobstr.124–128, 10969 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Hans Uhlmann: Experimentelles Formen bis 13.05.2024 Mi–Mo 10–18h

@berlinischegalerie

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LET’S GO BERLINALE — DIE 74. AUSGABE DER INTERNATIONALEN FILMFESTSPIELE BEGINNT HEUTE

LET’S GO BERLINALE — DIE 74. AUSGABE DER INTERNATIONALEN FILMFESTSPIELE BEGINNT HEUTE

Wir schreiben das Jahr 2024. Es ist Februar. Der Himmel über Berlin ist grau. Wer noch im Winterschlaf festhängt und die Debatte der letzten Wochen verpasst hat, hier eine kleine Erinnerung: Es ist wieder Berlinale Zeit. Das Filmfestival geht in die 74. Runde und zeigt ab heute (15.02.2024) für zehn Tage mehr als 230 Filme. Den Auftakt auf dem roten Teppich macht Tim Mielants historisches Drama „Small Things Like This“ mit Cillian Murphy in der Rolle als Kohlenhändler in einer Kleinstadt im irischen Wexford in den 80er-Jahren. Der Film selbst ist Teil des Wettbewerbs und konkurriert mit 19 anderen Produktionen wie der Dokumentation „Dahomey“ oder dem Debütfilm „Mé el Aïn“ der tunesich-französischen Regisseurin Meryam Joobeur um den Silbernen und Goldenen Bären. Abseits des Rummels am Potsdamer Platz findet auch wieder Berlinale Goes Kiez statt (17.-23.02.2024) und bringt ein bisschen Glitz and Glamour in die Programmkinos Berlins und Umgebung. Im City Kino Wedding wird „Last Swim“ gezeigt – das Langfilmdebüt von Sasha Nathwani eröffnet die Kategorie Generation 14plus. Im Zentrum steht Ziba, eine britisch-iranische Jugendliche, die sich an einem heißen Sommertag auf Entdeckungsreise mit ihren Freund:innen in London begibt. Im Babylon Kreuzberg (21.02.) nimmt Dich Yorgos Zois mit „Arcadia“ an einen verlassenen Badeort, wo Neurologin Katerina und der ehemalige Arzt Yannis eine Leiche identifizieren sollen. Das fantastische Drama ist Teil von Encounters – eine Sektion, die sich der Förderung neuer Perspektiven des Kinos verschrieben hat.

Wer seit „Systemsprenger“ Fan von Nora Fingscheidt ist, sollte auch „The Outrun“ auf die Liste setzen: Rona, gespielt von Saoirse Ronan, kehrt nach langer Zeit wieder in die Heimat zurück. Dort, konfrontiert mit ihren Erinnerungen an die Kindheit und ihre turbulente Zeit in London, entspinnt sich eine bewegende Adaption des autobiografischen Bestsellers von Amy Liptrots. Neben dem Rahmenprogramm der Berlinale gibt es aber auch ein weiteres umfangreiches Repertoire an Veranstaltungen. Um nur eines zu nennen: Das Gewächshaus, ein Netzwerk von und für BIPoC-Filmschaffende, lädt unter dem Motto „Shifting Power at Berlinale“ ins Fotografiska zu Masterclasses, Workshops, Partys und vielem mehr ein. Wir drücken Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du es schaffst, Tickets zu ergattern und so auch ein bisschen Festivalluft schnuppern kannst! Wie schöner dem Berliner Grau entkommen, als sich mit einem Film-Marathon in eine andere Welt versetzen zu lassen und mit Popcorn in der Hand im Kinosessel zu versinken.

Text: Sophie Doering / Stills: The Outrun, Matt McQuillan & Les Films du Bal – Fanta Sy

Das komplette Berlinale Programm gibt es online. Weitere Informationen findest Du auf der Website.

@berlinale

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NUR MUT: DER JOURNEY OF COURAGE SUMMIT VERNETZT BIWOC* & TIN*BIPOC UNTERNEHMER:INNEN

NUR MUT: DER JOURNEY OF COURAGE SUMMIT VERNETZT BIWOC* & TIN*BIPOC UNTERNEHMER:INNEN

Inklusion und Diversität sind in der Arbeitswelt (und nicht nur dort) ziemliche Buzzwords: Nicht selten werben Unternehmen mit diesem Anspruch ohne eine richtige Erklärung für sich – was aber bedeuten die Begriffe eigentlich aus der Sicht von BIWOC* und TIN*BIPOC und was brauchen Arbeitsorte wirklich, um inklusiver und diverser zu werden? Genau diesen Fragen geht der Journey of Courage Summit am kommenden Samstag (10.02.2024) im Ayoka in Kreuzberg nach. Kurze Erklärung: BIWOC* steht für Black, Indigenous, and Women of Color, TIN*BIPOC für trans*, inter* und nicht-binäre People of Color. Der Summit, initiiert von Brave Spaces 2.0, ist also intersektional von und für Menschen gedacht, die von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind. Mit dabei für Talks, interaktive Workshops und jede Menge Networking sind unter anderem Leni Charles (Kids of the Diaspora), Beatrice Angut Lorika Oola (Fashion Africa Now) und Ouassima Laabich (Muslim Futures). Die Moderation im AYOKA – übrigens auch ein Black Owned Business – übernimmt ShaNon Bobinger, für gambische Küche sorgt Am Agie Njie, die bald mit ihrem eigenen Catering-Business Eat. Africa. durchstarten wird. Ihren Ursprung hatte die Idee zum ersten Business Event für mehr Inklusion und Diversität in Deutschland übrigens bei BIWOC* Rising: Die ehemalige Pilotin und Gründerin Loubna Messaoudi weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es für Kinder der migrantischen Diaspora in Deutschland ist, Bildungsabschlüsse, Berufseinstieg und Karriere trotz systematischer und struktureller Diskriminierung zu meistern.

Mit ihrem Unternehmen wollte Loubna einen Ort und Raum schaffen, an dem die wirtschaftliche, soziale und berufliche Teilhabe von Frauen, trans*, inter* und nicht-binären People of Color gestärkt wird – unter anderem bietet das Team von BIWOC* Rising Anti-Bias-Trainings für Unternehmen an, die inklusivere Strukturen aufbauen wollen. Das Projekt Brave Spaces 2.0 richtet Veranstaltungen und Workshops für trans*, inter* und nichtbinären BIPOC und BIWOC Unternehmer:innen, Solopreneur:innen und Freiberufler:innen aus und stellt ihnen eine Datenbank mit hilfreichen Ressourcen sowie ein wachsendes Netzwerk von Gründer:innen of Color zur Verfügung. Viele, viele Begriffe – aber eben hier keine bloßen Buzzwords, sondern wichtige Sprache, die Mehrfachdiskrimierung(en) in der Arbeitswelt sichtbar und somit auch bekämpfbar macht.

Text: Hanna Komornitzyk / Fotos: Ayoka, Marc Moudi & Ina Aydogan

AYOKA Event Space, Friedrichstr.182, 10117 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
The Journey of Courage Summit 10.02.2024 9–18h. Tickets gibt’s hier.

@bravespaces2.0

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