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WENN BILDER BERÜHREN: DER EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY

WENN BILDER BERÜHREN: DER EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY

Der European Month of Photography hat allen Grund zu feiern: In diesem Jahr begeht das größte Fotofestival Deutschlands seine 10. Ausgabe mit über 100 Ausstellungen in Berlin und Potsdam. Unter dem Leitmotiv „Touch“ stehen neben Museums- und Galerieschauen auch Talks, Paneldiskussionen und Spezialführungen auf dem Programm. Den Auftakt macht heute Abend (02.03.2023) die Jubiläumsausstellung „Touch. Politiken der Berührung“ im Amtsalon in Charlottenburg: Auf vier Etagen gibt es Arbeiten von Künstler:innen zu sehen, die den Blick auf Berlin geprägt haben und es bis heute tun – darunter die DDR-Fotogrößen Sibylle Bergemann und Helga Paris, aber auch Nachwuchstalente wie Luise Marchand. Das Eröffnungswochenende steht mit Vorträgen, Filmvorführungen und Sonderevents im Zeichen der sogenannten „Opening Days“: Empfohlen sei hier besonders die morgige Verleihung (03.03.) des Käthe-Kollwitz-Preises an Nan Goldin in der Akademie der Künste am Hanseatenweg. Mit ihren intimen Porträts der LGBTQ*-Community überwand die Amerikanerin ab den Achtzigern Bildgrenzen. Ihre Ausstellung ist anlässlich der Auszeichnung bis 24 Uhr geöffnet – und nach der Verleihung wird getanzt!

Anknüpfen kann man am Samstag mit der zweiten großen Gruppenschau des Festivals: Unter dem Titel „Drängende Gegenwart“ haben sich die Berliner und Potsdamer Ausbildungsorte für Fotografie zusammengetan, um an der Leipziger Straße in Mitte Arbeiten ihrer Schüler:innen und Studierenden zu präsentieren. Viele beschäftigen sich direkt oder indirekt mit den großen Krisen unserer Zeit – allen voran mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wie man angesichts von Krieg überhaupt noch Fotografie und Literatur schaffen kann, diskutieren am Sonntagnachmittag die ukrainische Schriftstellerin Yevgenia Belorusets und der Künstler Tobias Zielony. Unterdessen beschäftigt sich der chinesische Fotokünstler Cai Dongdong in der Villa Heike in Hohenschönhausen über Collagen und Bildmanipulation mit der Geschichte seines Heimatlandes. Das große Versprechen des unbeschwerten amerikanischen Way of life fängt im C/O Berlin der Farbfotopionier William Eggleston in Alltagsaufnahmen ein. Frei von Storytelling sind die flüchtigen Schwarz-Weiß-Fotografien des Belgiers Dirk Braeckman, den der Galerist Thomas Fischer (ab 10.03.) sowohl in seiner Galerie in Mitte, als auch bei Andreas Murkudis auf der Potsdamer Straße zeigt. Am 24.03. lädt die Galeristin Anahita Sadighi zum iranischen Neujahrsfest in die KantGaragen: Die Ausstellung „Cast out of heaven“ des Fotografen Hashem Shakeri wird dann zur Kulisse für persische Gedichte und Performances. Ein Grund mehr, den European Month of Photography zu feiern!

Text: Laura Storfner / Credit: Ulrike Ottinger; Giulia Degasperi, HTW Berlin & Anastasia Samoylova

EMOP – European Month of Photography 02.–31.03.2023

Programm und Ausstellungsorte findest Du hier.

Amtsalon, Kantstr.79, 10627 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan

Touch. Politiken der Berührung bis zum 31.03. Di–So 11–19h. Vernissage 02.03. ab 19h

Talk: Yevgenia Belorusets / Tobias Zielony – “Ich habe es mir anders überlegt.“ Fotografie, Literatur und Krieg 05.03. 15–15h45

Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin–Tiergarten; Stadtplan

Nan Goldin erhält den Käthe-Kollwitz-Preis 202203.03. ab 20h (Eintritt frei, Ticket ausschließlich für die Preisverleihung erforderlich)
 

EMOP Special c/o Leipziger Str.54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

Drängende Gegenwart. Der Blick der jungen Generation 04.03.–26.03.2023, Mo–Fr 14–18h, Sa & So 14–18h, Vernissage 04.03. ab 19h. 

Villa Heike, Freienwalder Str.17, 13055 Berlin–Alt–Hohenschönhausen; Stadtplan

Obstacles: Cai Dongdong 02.03.–02.04.2023 Mi–Sa 14–18h, Vernissage 02.03. ab 17h. 

C/O Berlin, Hardenbergstr.22–24, 10623 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan 

William Eggleston. Mystery of the Ordinary bis 04.05.2023 täg. 11–20h.

Galerie Thomas Fischer, Mulackstr.14. 10119 Berlin–Mitte; Stadtplan

Dirk Braeckman, 11.03.–15.04. Do–Sa 12–18h, Vernissage 10.03. 18–21h. 

Andreas Murkudis, Potsdamer Str.98, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan

Dirk Braeckman 11.03.–15.04. Mi–Sa 12–18h, Vernissage 11.03. 14–18h.

Anahita Contemporary c/o stilwerk KantGaragen, Kantstr.125, 10625 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan

Cast out of Heaven // رانده شده‌ها از بهشت, 

02.03.–01.04.2023 Di–Fr 11–19h & Sa 11–16h. Norouz – Neujahrsfeier 24.03.23 ab 19h.

@emopberlin
@amtsalon
@akademiederkuenste
@villaheike.berlin
@coberlin
@berlinartlover
@kulturprojekteberlin

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YOUTUBE YOGA & SCHLANGEN-LOOPS: ZEHN TAGE LANG DATENBASIERTE VERZAUBERUNG BEI HAU

YOUTUBE YOGA & SCHLANGEN-LOOPS: ZEHN TAGE LANG DATENBASIERTE VERZAUBERUNG BEI HAU

Wie hauchen wir einer Welt aus maschinengenerierter Poesie, Roboter-Psychotherapeut:innen und Krypto-Kunst wieder etwas mehr Magie ein? Um diese extrem relevante Frage geht es beim zehntägigen Festival Geister, Dschinns & Avatare, das heute (02–12.03.2023) mit Performances und Ausstellungen im HAU startet. Hier geht’s um so genannte „Strategien der (Wieder-)Verzauberung“ – mit anderen Worten: Wie kann Kunst in einer KI-gesteuerten Welt aufblühen und sich weiterentwickeln? In der Festival-Performance Ouroboros nähert sich der Choreograf Adham Hafez dem Puzzle aus Kunst und Technologien, indem er sich komplett auf Roboter einlässt: Er benutzt ChatGPT für die Komposition seiner Text-, Bild- und Tonpartitur über Schlangen, die ihren eigenen Schwanz fressen. Auch die Designerin Nadezhda Bey überlässt bei ihrer Installation Data Death (HAU2) einer KI das Wort. Beys virtuelle Welt widmet sich einer oft vernachlässigten Frage: Was passiert eigentlich mit all den von uns erzeugten Daten, wenn wir sie nicht mehr brauchen?

Der Zauber erreicht mit Philippe Quesnes Performance aus Pianos, Projektionen und Requisiten einen unheimlichen Höhepunkt. Der französische Regisseur verzichtet auf Schauspieler:innen, er setzt stattdessen Skelette und selbstspielende Keyboards als Protagonist:innen ein. Quesnes Stück ist gut mit dem Mazaher-Konzert kombinierbar. Hier wird Musik mit einem traditionellen arabischen Heilungsritual verbunden. Selbstoptimierung sehen wir auch bei der Tanzperformance Spiritual Boyfriends von Núria Guiu, in der die Choreografin Yoga praktiziert, um die heiligsten Gottheiten von heute zufriedenzustellen: YouTube-Stars. Jivamukti trifft Justin Bieber? Willkommen in dieser schönen neuen Welt…

Text: Benji Haughton / Credit: HAU Hebbel am Ufer

Geister, Dschinns & Avatare (02–12.03.2023) – das Programm findet an allen HAU-Spielorten statt. Tickets gibt’s online.

@hauberlin

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WITHOUT YOUR INTERPRETATION — ULYSSES JENKINS RETROSPEKTIVE ZWISCHEN IDENTITÄT, GESCHICHTE, RACE UND RITUAL IN DER JULIA STOSCHEK FOUNDATION

WITHOUT YOUR INTERPRETATION — ULYSSES JENKINS RETROSPEKTIVE ZWISCHEN IDENTITÄT, GESCHICHTE, RACE UND RITUAL IN DER JULIA STOSCHEK FOUNDATION

Ulysses Jenkins entzieht sich der Definition. Obwohl der US-amerikanische Künstler sich früh Videos und Film widmete, – Ende der 1970er-Jahre sogar so früh, dass man ihn einen Pionier nennen muss – lässt er sich auf diese nicht festlegen: Seit nun bereits mehr als 50 Jahren bewegt er sich in seinen Arbeiten zwischen Malerei, Performance, Musikvideo, Dokumentation und Collage. Und doch kennt ihn bisher nicht nur hierzulande fast niemand: Als Schwarzer Künstler aus Los Angeles blieb er aus dem öffentlichen Diskurs lange Zeit ausgeschlossen; zudem begegnen Medienkunst in den USA auch heute noch große Vorbehalte. Die Retrospektive „Without Your Interpretation„, die nach dem ICA Philadelphia und dem Hammer Museum nun in der Julia Stoschek Foundation gezeigt wird, ist also gewissermaßen erst der Beginn einer Geschichte: Wie die begleitende Kurzdokumentation von JJ Anderson zeigt, sammelten die Co-Kuratorinnen Meg Onli und Erin Christovale im direkten Austausch mit Jenkins über vier Jahre Dokumente, Archivmaterial und Filme. Entstanden in eine umfassende Werkschau, die Medienkritik auf eine sehr zeitgemäße Weise übt: In „Two-Zone Transfer“ (1978) interpretiert Jenkins zwei der bekanntesten Stereotype, die männlichen Schwarzen Personen in den USA zugeschrieben werden: den Sänger und den Prediger.

Von Beginn an beschäftigte er sich damit, wie Mediendarstellungen auf das Selbstverständnis von Afroamerikaner:innen einwirken – in Videocollagen wie dem der 23-minütigen „Inconsequential Doggereal“ (1981) formt er diese zu einem eigenen Narrativ, das von Identität, Geschichte und Ritualen geprägt ist. Jenkins’ Arbeiten stehen so nicht nur im direkten Dialog mit jüngeren Generationen Schwarzer Künstler:innen wie Arthur Jafa, Martine Syms oder Kahlil Joseph, sondern richten auch den Blick auf einen bisher wenig beachteten Kunstkosmos: das Los Angeles der 1960er bis 1980er-Jahre. Zeit, diesem Aufmerksamkeit zu schenken: Im umfassenden Interview für „Art in Berlin“ zur Retrospektive erklärt Co-Kuratorin Meg Onli unter anderem, in welchem Verhältnis Popkultur und Black Culture stehen.

Text: Hanna Komornitzyk / Fotos: Alwin Lay / Credit: Ulysses Jenkins

Ulysses Jenkins: Without Your Interpretation läuft noch bis zum 30.07.2023 in der Julia Stoschek Foundation Berlin, Leipziger Str.60, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

@juliastoschekfoundation

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EINE FRAGE DER SELBSTBESTIMMUNG: DAS EREIGNIS VON ANNI ERNAUX IM BERLINER ENSEMBLE

EINE FRAGE DER SELBSTBESTIMMUNG: DAS EREIGNIS VON ANNI ERNAUX IM BERLINER ENSEMBLE

Triggerwarnung: Dieser Text beschäftigt sich mit dem Thema Abtreibung. 

Kaum jemand hat so klar über eine ungewollte Schwangerschaft geschrieben wie die französische Autorin Annie Ernaux: In der autofiktionalen Erzählung „Das Ereignis“ schaut die Literaturnobelpreisträgerin zurück auf das Jahr 1963, als Abtreibung in Frankreich noch gesetzlich verboten war. Damals wird die junge Annie schwanger und weiß schnell, dass sie das Kind nicht behalten kann. Als Erste in ihrer Familie hat sie es aus dem Arbeitermilieu bis an die Universität nach Rouen geschafft. Sie steht kurz vor dem Abschluss und ist sich sicher: Würde sie jetzt Mutter eines unehelichen Kindes, wäre der Aufstieg verloren. Nüchtern und offen, ohne Selbstmitleid, erzählt Ernaux von einer Zeit des Zweifelns und der Suche: Sie beschreibt den Weg von der Praxis eines feigen Arztes zu einer sogenannten Engelmacherin, die illegal Abtreibungen durchführt, bis in die Notaufnahme. Laura Linnenbaum und Amely Joana Haag haben den Stoff nun für die Bühne adaptiert. Im Berliner Ensemble leihen drei Schauspielerinnen – Nina Bruns, Pauline Knof, Kathrin Wehlisch – der Figur der Annie ihre Stimme. Sie stellen sie in verschiedenen Lebensphasen dar: einmal als junge Studentin, dann als Frau, die mit der Erfahrung der Abtreibung lebt, und schließlich als Autorin, die das Erlebte Jahre später zu Papier bringt.

Die drei ergänzen sich. Wenn eine ins Stocken gerät, führt eine andere den Text fort, sie treiben sich gegenseitig an und animieren sich zum Weitermachen. So ungeschönt wie Ernaux schreibt, so markant sind die Bilder, die die Inszenierung für ihre innerliche Zerrissenheit findet: Im Licht des Stroboskops verteilen die drei Frauen ganze Säcke voll Erde auf der blank polierten Bühne. Sie wälzen sich im Dreck und zerlegen nach und nach die Kulisse, nur um am Ende wieder alles rein zu fegen und das Haar zu richten, als wäre nichts gewesen. Wie isoliert die Figur der Annie gegen die Gleichgültigkeit der Welt ankämpft, zeigt sich am eindrücklichsten in den stillen Momenten – vor allem dann, wenn sich die drei Darstellerinnen zu einem Ich zusammen schmiegen. An die Aktualität der Erzählung erinnert ein kurzer Einwurf im sonst textnah inszenierten Stück: Auch in Deutschland sind Abtreibungen noch immer nicht legal. Lediglich die Beratungspflicht sorgt dafür, dass Schwangerschaftsabbrüche straffrei bleiben. Wie schnell sich eine solche Gesetzgebung ändern kann, sah man zuletzt in den USA. Im vergangenen Sommer kippte der konservativ dominierte US-Supreme Court das landesweite Recht auf Abtreibung und setzte somit das 50 Jahre geltende Grundsatzurteil Roe vs. Wade außer Kraft. Diese Entwicklungen führen vor Augen, wie wacklig das Recht auf weibliche Selbstbestimmung ist. Und wie wichtig Ernauxs Erzählung bis heute bleibt.

Text: Laura Storfner / Fotos: JR Berliner Ensemble

Berliner Ensemble, Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

Das Ereignis von Annie Ernaux. Aus dem Französischen von Sonja Finck. In einer Bühnenfassung von Laura Linnenbaum und Amely Joana Haag.
Termine: 13 & 14.03.2023 (ausverkauft – Restkarten sind möglich). Weitere Daten: 27. & 28.04.2023.

@blnensemble

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EMPOWERING WOMEN: FILM SCREENING ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG IM SILENT GREEN IM WEDDING

EMPOWERING WOMEN: FILM SCREENING ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG IM SILENT GREEN IM WEDDING

Der 8. März ist Internationaler Frauentag und erinnert als solcher an jene Frauen*, die kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs zum ersten Mal für ihre Rechte auf die Straße gingen. Der Tag – auch feministischer Kampftag genannt – ist aber nicht nur einer des Widerstands, sondern auch einer, der Sichtbarkeit schaffen soll: Für ein fortbestehendes Ungleichgewicht – sei es in Bezug auf Rechte, wie die Situation im Iran gerade akut zeigt, oder die Beiträge von Frauen* zu jedem Aspekt der Gesellschaft. So auch Kunst und Kultur: Das Silent Green Kulturquartier im Wedding zeigt deshalb am 8. März Chantal Ackermanns dreistündige Tour de Force der filmischen Moderne von 1975 – „Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles„. Ein zeitloses Beispiel für den weiblichen Blick in der Kunst und ein wichtiges feministisches Werk, das die Unterdrückung von Frauen auf subtile, aber eindringliche Weise erzählt. Im Zentrum steht die Sexarbeiterin Jeanne Dielman, eine alleinerziehende Mutter, die in Brüssel ihren eintönigen Alltag bewältigt: Sie erledigt den Haushalt, kocht, putzt, kümmert sich um ihren Sohn und empfängt männlichen Besuch. Bis ihr Leben eines Tages eine dramatische Wendung nimmt. Der mehrfach ausgezeichnete Klassiker hat bis heute Einfluss auf zahlreiche Regisseur:innen wie Sofia Coppola oder Kelly Reichardt. Ein wichtiger Beitrag nicht nur zur feministischen Filmgeschichte, ein Must-See für alle Filmenthusiast:innen – und somit ein inspirierendes Feiertags-Abendprogramm, das zum Nachdenken anregt.

Text: Alison Musch / Credit: Collections CINEMATEK; Fondation Chantal Akerman

Silent Green, Gerichtstr.35, 13347 Berlin–Wedding, Stadtplan
Jeanne Dielman, 23, quai du commerce, 1080 Bruxelles, 08.03.2023 ab 19h. Anmelden kannst Du Dich hier.

@silent.green

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