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CATCH HER IF YOU CAN: CEMILE SAHIN BEI ESTHER SCHIPPER

CATCH HER IF YOU CAN: CEMILE SAHIN BEI ESTHER SCHIPPER

Schnelle Autos, Pistolen, Rosen und Diamanten: In ihrer neuen Ausstellung bei Esther Schipper plakatiert Cemile Sahindie Wände mit Bildern von Klischee-Requisiten aus Action-Filmen. Doch von den poppigen Aluminium-Panels, über die die Künstlerin Truisms wie Untertitel gelegt hat, darf man sich ebenso wenig blenden lassen wie vom schrillen Kill-Bill-Gelb, das den Raum zusammenhält. Denn an Sahins Arbeiten ist nichts harmlos oder vorhersehbar. Die Panels erstellte sie mit Hilfe einer KI, die sie mit ihren eigenen Werken trainiert hat. Solange, bis die Maschine eine kitschige Kulisse zwischen Meme und Martial Arts erstellte, die sich Sahin nicht besser hätte ausdenken können. Sahin weiß, wie man Besucher:innen über perfekte Oberflächen in den Bann zieht. Doch sobald man in ihrer bunten Bildwelt angekommen ist, konfrontiert sie mit Themen, für die es keine einfachen Erklärungen gibt. So dreht sich ihr neuester Film „Road Runner“, der der Ausstellung den Titel leiht, um Drohnen – und ihren Einsatz im militärischen Kontext. In einer nicht ganz so fernen Zukunft haben Killerdrohnen die Kontrolle übernommen. Sahin nutzt Videospiel-Ästhetik und Drohnen-Footage, um die Geschichte der Schwestern Bêrîtan und Ava zu erzählen, die ins Visier der Maschinen geraten. Was auf dem Screen zwischen virtueller und echter Realität springt, hat seinen Ausgangspunkt im Hier und Jetzt: Denn an der Front in der Ukraine kommen täglich KI-gestützte Drohnensysteme zum Einsatz. Hergestellt werden sie auch von deutschen Software-Unternehmen. In ihrer Ausstellung vermittelt Sahin präzise Tiefenrecherche als mitreißenden Content. Sie erzählt im Bild genauso berauschend wie in ihren Büchern. Nicht umsonst liest sich auch ihr zuletzt erschienener Roman „Kommando Ajax“ wie ein Drehbuch. 

Text: Laura Storfner / Credit: Cemile Sahin, Road Runner, Esther Schipper, Berlin, 2025; Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul / Fotos: Andrea Rossetti, Paul Niedermayer

Esther Schipper, Potsdamer Str.81e / Obergeschoss (via Lift oder Treppen), 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan

Road Runner – Cemile Sahin bis 05.03.2025.

@estherschippergallery
@___cemilesahin___

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REPLAY: EIN GASTSPIEL MIT FOLGEN — DIE BITTERBÖSE FAMILIENKONSTELLATION VON YAEL RONEN AN DER SCHAUBÜHNE

REPLAY: EIN GASTSPIEL MIT FOLGEN — DIE BITTERBÖSE FAMILIENKONSTELLATION VON YAEL RONEN AN DER SCHAUBÜHNE

„Jeder ist seines Glückes Schmied und selbst verantwortlich für seine Prioritäten und Entscheidungen im Leben.“ Ein Satz wie ein Mantra, das den Theaterabend von „Replay“ in der Schaubühne wie eine Gewitterwolke begleitet. Die neue Produktion der israelisch-österreichischen Autorin und Regisseurin Yael Ronen stellt anhand einer Familientragödie die Frage: Wie kommt es, dass sich die Geschichte immer wiederholt – nur in einer neuen Version? Alle Generationen scheinen die gleichen Traumata wie die vorhergehenden zu erleben – Konflikte, Krankheiten, Trennungen, Suizide. Der Plot: Eine erfolgreiche Opernsängerin und geltungssüchtige Mutter aus der DDR setzt sich 1987 nach einem Auftritt in Bayreuth in den Westen ab und lässt ihre junge Familie in der Heimat zurück. Dieser Schritt verändert alles. Ihr Ehemann unterschreibt unter Zwang die Scheidung, schwört die sozialistische Treue; die erwachsenen Töchter entzweien sich später. Sie leben, finden und verlieren die Liebe. Hochglanzpolierte Oberfläche meets dunkler Abgrund. Fast vierzig Jahre später wiederholen sich Konflikte, Verhaltensmuster und Beziehungsstrukturen, zyklisch wie die Jahreszeiten. Und genau das gelingt dem Ensemble mit Christoph GawendaCarolin HauptEva MeckbachRuth Rosenfeld und Renato Schuchgrandios. Die 125 Minuten in der wunderschönen Rauminstallation von Magda Willi, die einen fast vergessen lässt, um welche Kette an ungelösten Problemen und Tragödien es hier geht.

Text: Milena Kalojanov / Fotos: Ivan Kravtsov

Schaubühne, Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin–Wilmersdorf; Stadtplan
Replay von Yael Ronen. Tickets für die nächsten Aufführungen findest Du hier

@schaubuehne_berlin

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MODE IM MUSEUM: DER BERLINER SALON ZU GAST IN DER GEMÄLDEGALERIE

MODE IM MUSEUM: DER BERLINER SALON ZU GAST IN DER GEMÄLDEGALERIE

Das mit der Fashion Week Berlin ist ja so eine Sache. Gefühlt haben wir alle ein bisschen den Faden verloren, wann sie wo und wie stattfindet. Aber jetzt kannst Du Dich entspannen, denn für eine der zahlreichen Veranstaltungen hast Du 20 Tage Zeit! Der Berliner Salon, die Plattform für aufstrebende Designer:innen, feiert zehnjähriges Jubiläum in der Berliner Gemäldegalerie. Vom 4. bis 24. Februar 2025 werden hier die Entwürfe von 55 Design-Talenten zu sehen sein – inmitten der alten Meister, beäugt von Porträts, die Cranach, Tizian, van Dyck und Co einst schufen. Du kannst zurückschauen und voraus zugleich: Wie kleidete man sich damals und wie vielleicht morgen? Kuratiert ist der Berliner Salon von Ex-Vogue Chefredakteurin und Fashion Council Germany-Mitglied Christiane Arp – in Zusammenarbeit mit dem Team der Gemäldegalerie. Ich bin gespannt, denn von den meisten Ausstellenden habe ich noch nie gehört. Neben zwei, drei bekannten Namen wie Hut-Designerin Fiona Bennett und dem Schmucklabel Studio Ena, werden nämlich sehr experimentelle Entwürfe dabei sein. Auf meiner Watch-List stehen Udk-Absolvent Yannick Pretzlaff, Strickdesignerin Katharina DubbickElodie CarstensenJing-Jie Huang das Label YCCIJ und Nethanel Kantor. Also, viele neue Fäden im wahrsten Sinn, die hoffentlich zu neuen Fashion Favorites werden. Falls Du noch mehr Fashion Veranstaltungen besuchen willst, schau auch in unseren Cee Cee Calendar mit Tipps zum Wochenende.

Text: Nina Trippel / Fotos: Staatliche Museen zu Berlin, David von Becker, Anika Zachow & Franzi Stegemann

Der Berliner Salon zu Gast in der Gemäldegalerie, Johanna und Eduard Arnhold Platz (ehem. Matthäikirchplatz), 10785 Berlin–Mitte; Stadtplan

@derberlinersalon

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UNGEWOHNTER ALLTAG: WILLKOMMEN IN ALEX MÜLLERS KOSMOS

UNGEWOHNTER ALLTAG: WILLKOMMEN IN ALEX MÜLLERS KOSMOS

Tür auf und hereinspaziert in die Welt der Künstlerin Alex Müller. Auf den ersten Blick wirkt alles vertraut: Da steht eine Badewanne frei im Raum, dort hängt eine Jacke an der Wand. Doch Müllers Alltagsgegenstände sind nicht ganz gewöhnlich. In ihrer Wanne will man nicht liegen, denn sie ist über und über mit blassgrünen Erbsen bedeckt. Mit den 354 Löffeln, Gabeln und Messern kann man nicht essen, denn Müller hat sie in Papier gewickelt und als Strichliste an die Wand geheftet. Ganz so, als wollte sie die Tage eines Jahres abfrühstücken, bis der Zyklus wieder von vorne beginnt. In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Berlin versammelt die Künstlerin Werke aus rund zwanzig Jahren. Mit „Alexandraplatz“ blickt Müller aber nicht nur auf ihr Schaffen zurück, sondern auch auf ihr Leben. Ihre Arbeiten nehmen die eigene Biografie als Startpunkt und weisen doch über sich selbst hinaus: Das Besteck trägt den Titel „Das erste Jahr 1969“ und erinnert an die ersten 354 Tage im Leben der Künstlerin. Die Wanne symbolisiert das Badezimmer, in das sie sich als junges Mädchen zurückzog, wenn die Erwachsenen über das geteilte Land diskutierten. Das Erwachsenwerden zwischen Ost und West steht auch im Zentrum einer neu geschaffenen Installation: „Von der Hand an die Wand“ besteht aus Briefen, die Müllers Familie von 1961 bis 1971 an ihren Vater schrieb, dem die Flucht in den Westen gelungen war. All diese Werke führen vor, wie geschickt Müller Fiktion und Realität, Alltag und Geschichte miteinander verknüpft. Ihr gelingt so nicht nur ein persönlicher Blick auf die Welt, sondern ein universeller Kommentar zur deutsch-deutschen Vergangenheit.

Text: Laura Storfner / Fotos: Courtesy the artist & Haverkampf Leistenschneider, Berlin

ZAK – Zentrum für Aktuelle Kunst in der Zitadelle Spandau, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin–Spandau; Stadtplan
Alex Müller: Alexandraplatz 01.02.–03.04.2025. Eröffnung: 31.01.2025

@zitadelle_museen_ausstellungen
@alexmueller_now

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DIE NÄHE IN ZEITEN DES ALGORITHMUS — DIE TRANSMEDIALE, DAS FESTIVAL FÜR MEDIENKUNST GEHT IN DIE 38. AUSGABE

DIE NÄHE IN ZEITEN DES ALGORITHMUS — DIE TRANSMEDIALE, DAS FESTIVAL FÜR MEDIENKUNST GEHT IN DIE 38. AUSGABE

Beim momentanen Zustand der Welt kann man leicht das Gefühl kriegen, die Zeit läuft schneller, die Zukunft ist näher, ja eigentlich, ist sie genau gerade jetzt. Eben war doch schließlich noch Weihnachten und plötzlich ist es Ende Januar – der Monat, in dem bekanntlich die Zeit am langsamsten läuft und der in Berlin stets mit der transmediale endet, dem sicherlich zukunftsorientiertesten Kunstfestival der Stadt. In seiner mittlerweile 38. Ausgabe widmet sich die transmediale Medienkunst und digitaler Kultur und hat sich schon lange zu einer internationalen Plattformen für Kunst, Wissenschaft und Politik entwickelt – eine Verknüpfung, die mit jedem Jahr an Relevanz zu gewinnen scheint. Die diesjährige Edition rückt unter dem Titel „(near) near but – far“ noch bis zum 02.02.2025 Algorithmen und die durch sie resultierende Nähe in den Fokus. In einer Welt, in der digitale Nähe oft mit physischer Distanz einhergeht, fragt uns das Festival: Wie bringen uns Algorithmen in seltsame Nachbarschaften? Welche neuen Formen der Intimität entstehen durch maschinelles Handeln? Wie können wir Technologien nutzen, um Beziehungen zu schaffen, die besser auf die Komplexität unserer individuellen und kollektiven Unzufriedenheit reagieren? Antworten werden stets gesucht, ohne dabei in simplen Dichotomien zu verhaften und wie immer verwandeln sich so das Haus der Kulturen der Welt und das silent green Kulturquartier in Spielwiesen für Künstler:innen, Denker:innen und Neugierige.

Besonders spannend: Die öffentlichen Räume der Festivalorte werden von Künstler:innen in Beschlag genommen, deren Arbeiten die Destabilisierung von Nähe und Ferne greifbar machen. Hana Yoo, Felicity Hammond und Hamishi Farah bespielen das HKW mit ihren Installationen, während Ali Akbar Mehta im transmediale Studio mit „purgatory EDIT“ eine interaktive Installation und Cyberperformance präsentiert. Und so ist die transmediale wie jedes Jahr weit mehr als nur ein Festival: Sie ist auch eine Einladung, unsere Neugier an die Hand zu nehmen und uns auf das Experiment einzulassen, unsere Beziehungen zur Technologie und zueinander neu zu denken. Vielleicht können wir so ein bisschen erkunden, wie nah wir uns in der (digitalen) Welt wirklich sind oder sein könnten – und ob die Zukunft wirklich jetzt schon ist. Oder vielleicht lieber doch erst morgen.

Text: Hilka Dirks / Fotos: Bernd Brundert & Brandon Bowen / Still: Johannes Binotto

Wir verlosen 3×2 Tagespässe für jeweils Freitag, Samstag und Sonntag. Schreibe uns eine E-Mail an win@ceecee.cc mit Deinem Namen und Kontaktdaten und an welchem Tag Du gerne mit Deiner + 1 kommen möchtest. 

transmediale 2025, das ganze Programm und Ticktets gibt es hier.
30.01.–02.02.2025, verschiedene Veranstaltungsorte unter anderem:

Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin–Tiergarten; Stadtplan

silent green Kulturquartier
Gerichtstr.35, 13347 Berlin–Wedding; Stadtplan

@hkw_berlin
@silent.green

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