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FLUXUS IN HEILIGEN HALLEN: DIE SAMMLUNG CONZ IN DER ST. MATTHÄUS-KIRCHE

FLUXUS IN HEILIGEN HALLEN: DIE SAMMLUNG CONZ IN DER ST. MATTHÄUS-KIRCHE

Als der Kunstsammler Francesco Conz 2010 in Verona starb, hinterließ er Lagerhäuser, Scheunen, Wohnungen und ein geheimes Museum – voll mit Kunstwerken, die man dem Fluxus zuordnen würde. Unermüdlich trug Conz spezielle Arbeiten jener Kunstströmung zusammen, die sich nicht wirklich als Stil oder Bewegung beschreiben lässt, sondern viel mehr eine Suchbewegung in Richtung Antikunst beschreibt. Über die Jahre sammelte er Werke von Freund:innen und Menschen, die er bewunderte: In Berlin lernte er in den 1970ern die Künstler Hermann Nitsch und Günter Brus kennen. In New York verkehrte er mit John Cage, Allan Kaprow, Andy Warhol und Yoko Ono, die an einem neuen Kunstbegriff arbeiteten. Sein Archiv zählt zu den größten Fluxus-Sammlungen weltweit, betreut und erforscht wird es heute in Berlin. Nun ist es erstmals an einem besonderen Ort ausgestellt: Die St. Matthäus-Kirche am Kulturforum verwandelt seine Nave in diesem Sommer wieder in einen Ausstellungsraum.

Neben Skulpturen, Gemälden und textbasierten Arbeiten ist Conzs Sammlung für die zahlreichen Musikinstrumente bekannt, die von Künstler:innen gestaltet, bemalt und beschriftet wurden. So entdeckt man in St. Matthäus ein umgebautes Klavier der Performance-Größe Carolee Schneemann, von der Decke hängt ein geflügeltes Cello. Begleitet wird die Schau „Holy Fluxus“ von einer Reihe von Konzerten – das nächste findet am 13.08.2024 um 19h statt. Miroslav Beinhauer und Petr Bakla performen Werke von Komponisten des Fluxus wie Milan Knížák. Conz hätte die St. Matthäus-Kirche als Ausstellungsort vermutlich gefallen: Ursprünglich ein Katholik, entfernte er sich über die Jahre von der Kirche. Er erklärte stattdessen die Künstler:innen zu seinen Heiligen und ihre Werke zu Andachtsbildern. 

Text: Laura Storfner / Fotos: Giorgia Palmisano, Archivio Conz

St. Matthäus-Kirche, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan

Holy Fluxus. Aus der Sammlung Francesco Conz, bis 08.09.2024

@archivioconz
@stiftung_st.matthaeus

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DER ZIRKUS IST IN DER STADT — FLIEGENDE STUNTS & THEATRALISCHE ERZÄHLUNGEN BEIM BERLIN CIRCUS FESTIVAL (AUF DEM TEMPELHOFER FELD)

DER ZIRKUS IST IN DER STADT — FLIEGENDE STUNTS & THEATRALISCHE ERZÄHLUNGEN BEIM BERLIN CIRCUS FESTIVAL (AUF DEM TEMPELHOFER FELD)

Wo kann man einem Mann zusehen, der Posaune spielt, während er Einrad fährt, einer Frau, die einen Spagat auf dem Trapez macht, und einem Paar ineinander verschlungener Tänzer:innen, die vier Rückwärtssalti hintereinander schaffen? Beim Berlin Circus Festival natürlich! Im zehnten Jahr seines Bestehens öffnet das Festival für zeitgenössische Zirkuskunst (07.-18.08.2024) wieder das Zirkuszelt im ruhigen Südwesten des Tempelhofer Feldes und bietet zwölf Tage lang Akrobatik, Tanz und Theater. Das Programm für drinnen und draußen umfasst 47 Shows, die einen erfrischenden Kontrapunkt zu den üblichen Jonglagen und Seiltänzen bieten. Viele der Darbietungen sind erzählerisch und thematisch reichhaltig, wie z. B. Diana Salles‘ Delusional, ein ergreifendes Körpertheaterstück über die Geschlechterreise einer Transfrau (16.-18.08.2024). Dann gibt’s noch Masacrade, eine Tragikomödie über Sinnfindung, die hochfliegende Akrobatik mit theatralischen Motiven verbindet – erwarten kannst Du aufregende Stunts und augenzwinkerndes Chaos (08.-11.08.). Der Humor zieht sich durch das gesamte Festivalprogramm, so auch bei Red Hot Condition des finnischen Paares Nelli Kujansivu und Aaron Hakala, die mit ihrer Keep-Fit-Comedy und ihren von den 1980er Jahren inspirierten Outfits eine spielerische Kritik an Fitness- und Schönheitswahn üben. Das gesamte Festivalprogramm, das neben Zirkusshows auch Musik, Kunst und Workshops umfasst, kann online eingesehen werden. Besorg Dir ein Ticket, ab ins Zirkuszelt und los geht’s mit ein bisschen Clownerie (oder Tanzen oder Schwingen).

Text: Benji Haughton / Fotos: LoiÌc Nys, Bernadette Fink & Camilla Berrio

Berlin Circus Festival (07.–18.08.2024) auf dem Tempelhofer Feld (Eingang Tempelhofer Damm), Tempelhofer Damm 101, 12101 Berlin–Tempelhof; Stadtplan

@berlincircusfestival

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ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT RENAISSANCE EDITION — DIE FAMILIENAUSSTELLUNG REIN INS GEMÄLDE! IM DEUTSCHEN HISTORISCHEN MUSEUM

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT RENAISSANCE EDITION — DIE FAMILIENAUSSTELLUNG REIN INS GEMÄLDE! IM DEUTSCHEN HISTORISCHEN MUSEUM

Sehen ist etwas, was wir den ganzen Tag lang tun: auf irgendwas blicken, lesen, registrieren. Für die meisten Menschen ist das Wahrnehmen mit den Augen so selbstverständlich, dass sie selten darüber nachdenken. Auch nicht darüber, dass es gelernt sein will. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 beträgt die durchschnittliche Verweildauer vor einem Bild in einem Museum 11 Sekunden. Ich stelle die Theorie auf, dass diese Zahl zwölf Jahre später weiter gesunken ist. Warum also nicht mal ein bisschen Sehen üben? Momentan kann man das am allerbesten im Deutschen Historischen Museum – Kinder ausdrücklich erwünscht. Für diese ist die Ausstellung „Rein ins Gemälde!“ nämlich eigentlich gedacht und konsequenterweise bis 18 Jahre kostenlos. Ausgestellt im Pei-Bau des Hauses ist eines der neu restaurierten Sammlungshighlights: Die vier Augsburger Monatsbilder aus dem 16. Jahrhundert. Wie in einem Pop-up Buch taucht man in die Gemälde und das Leben der Zeit ein. Dabei werden die auf dem Gemälde abgebildeten Menschen zu Erzählfiguren und eröffnen die Zugänge zu den vier Themenfeldern: Menschen, Spiel, Handel und Natur.

Aber sah das Leben vor 500 Jahren wirklich genauso aus? Was erzählt uns das Gemälde über die Vergangenheit und was zeigt es nicht? So lernen mit Sicherheit nicht nur die Kinder zwischen sechs und zwölf, die die Hauptzielgruppe sind, etwas Neues. Versprochen. Und wem es verständlicherweise irgendwann zu didaktisch wird (die Comic-Luise kann zuweilen schwer erträglich sein), der kann auch einfach nur die vier Bilder angucken. Und damit schnell mal 11000 Sekunden verbringen, so viel gibt es hier zu entdecken. Auch das ist versprochen. Besonders schön an der Reise in die Vergangenheit ist übrigens, dass die Erfahrungswerte der Ausstellung genutzt werden, um den zukünftigen Kinder- und Familienbereich des Museums und damit die Zukunft aktiv zu gestalten.

Text: Hilka Dirks / Fotos: David von Becker / Credit: Deutsches Historisches Museum

Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Rein ins Gemälde! Eine Zeitreise für Kinder bis 19.01.2025

@dhmberlin

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LIVE-KONZERTE & DJ-SETS IM HOF DES HUMBOLDT FORUMS — DURCHLÜFTEN OPEN-AIR-MUSIKREIHE

LIVE-KONZERTE & DJ-SETS IM HOF DES HUMBOLDT FORUMS — DURCHLÜFTEN OPEN-AIR-MUSIKREIHE

Es ist wieder soweit: Die Open-Air-Musikreihe „Durchlüften“ im Innenhof des Humboldt-Forums ist zurück, um sich mit ihren lebendigen Darbietungen einen festen Platz im sommerlichen Kulturkalender zu sichern. An den kommenden vier Wochenenden (bis 10.08.2024) erhellt ein vielseitiges Programm mit zeitgenössischen Klängen das Gelände des neohistorischen Kulturzentrums. Der Clou: Man begibt sich auf eine musikalische Weltreise, ohne einen Fuß aus Berlin zu setzen. Auf dem Programm stehen 24 Live-Auftritte und 12 DJ-Sets. Den Anfang macht heute Abend (18.07., 19h15) der in Pakistan lebende Musiker Ustad Noor Bakhsh, der eine Version des Saiteninstruments taishōkot spielt, das ursprünglich ein japanisches Kinderspielzeug war. DJ Sadhana Singh beendet den Abend mit einem Set aus südasiatischen und punjabischen Disco-Songs (22h). Außerdem wird die brasilianische Sängerin, Songwriterin und Aktivistin Bia Ferreira ihre genreübergreifenden Soul-Sounds präsentieren, die sich mit Themen wie Geschlechtergleichheit befassen (19.07. 20h30).

Ebenfalls an diesem Wochenende: Sommerstimmung mit dem ghanaischen Reggae-Duo Y-Bayani & Baby Naa, das zusammen mit der siebenköpfigen „Band of Enlightenment, Reason and Love“ einen Mix aus Dub und afrikanischen Rhythmen präsentiert (20.07. 20h30). Die tunesische Sängerin und Stimme des Arabischen Frühlings, Emel Mathlouthi, wird am kommenden Freitag (26.07. 20h30) auf der Bühne stehen und Songs aus ihrem neuen Album MRA vortragen, in dem sie stilverändernde Reggaeton- und Hip-Hop-Elemente mit den für sie typischen ermutigenden Texten verbindet. Auf der Website der Veranstaltung findest Du das vollständige Programm, das – und das ist der Clou – völlig kostenlos ist. Ein Grund mehr, Deine Freund:innen einzusammeln, die Tanzschuhe zu schnüren und Dich auf den Weg in den Innenhof zu machen.

Text: Benji Haughton / Fotos: Camila Tuon & Xander Heinl

Schlüterhof at the Humboldt Forum, Schlossplatz, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan

Durchlüften läuft an den nächsten vier Wochenenden bis zum 10.08.2024, der Eintritt ist frei.

@humboldtforum

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DIE STADT GEHÖRT ALLEN: DAS WERKBUNDARCHIV ERÖFFNET AN NEUEM STANDORT

DIE STADT GEHÖRT ALLEN: DAS WERKBUNDARCHIV ERÖFFNET AN NEUEM STANDORT

Das Werkbundarchiv ist eines jener Berliner Museen, das trotz seiner langen Geschichte und universalen Sammlungsidee noch immer als Geheimtipp gilt. Seit 50 Jahren widmet sich das „Museum der Dinge“ einem Thema so nah am Menschen wie kaum ein anderes: der Produktkultur des 20. und 21. Jahrhunderts. Aufbauend auf dem Archiv des Deutschen Werkbundes – einem Verein aus Künstler:innen, Unternehmer:innen und Kulturpolitiker:innen, der um 1907 gegründet wurde – stehen hier nicht etwa Gemälde und Hochkultur im Mittelpunkt, sondern Alltagsgegenstände. Von Designobjekten bis zu banalem Kitsch darf alles gleichrangig vertreten sein, was etwas über Zeit und Gesellschaft erzählt. Nach siebenmonatiger Schließzeit hat das Werkbundarchiv nun ein neues Zuhause gefunden: Auch wenn die neue Sammlungs-Daueraustellung offiziell erst im November eröffnet, feiert das Museum den Umzug von Kreuzberg nach Mitte schon jetzt mit einer sehenswerten Sonderschau.

Ausgangspunkt für diese Ausstellung ist die eigene Situation: Denn der Standortwechsel geschah nicht freiwillig. Nachdem ein Immobilienfonds den Vertrag über die Museumsflächen in Kreuzberg kündigte, musste das Team nach einer neuen Bleibe suchen. So beschäftigt sich „Profitopolis“ mit der Frage, wie Bodenspekulation Städte – und ganz konkret Berlin – verändert hat. Aufbauend auf zwei vorangegangenen Schauen aus den 1970ern zeichnet das Team die Stadtentwicklung der letzten 100 Jahre mit Archivmaterial aus dem eigenen Fundus und Leihgaben wie Plakaten, Büchern und Objekten nach. Ergänzt werden die Ausstellungsstücke, darunter ein herrliches „Anti-Monopoly-Brettspiel“, durch künstlerische Arbeiten. Mit dabei sind Daniela Brahm, die im Wedding das Vorzeige-Projekt ExRotaprint mitbegründete, und Mirja Busch, bekannt für ihr Archiv aus Regenpfützen. Den Kurator:innen gelingt entlang an Bürger:inneninitiativen, Verkehrsmise und umweltschonendem Bauen eine Zeitreise, an deren Ende die große Frage steht: Wem gehört die Stadt – und wie kann man sie zurückerobern?

Text: Laura Storfner / Credit: JF, Werkbundarchiv, Museum der Dinge

Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Leipziger Str.54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

„Profitopolis oder der Zustand der Stadt“ bis 28.02.2025. Am 08.11.2024 eröffnet die neue Dauerausstellung.

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