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GENERATIONEN VOLL GENERATIVER KUNST — DAS ART MEETS SCIENCE SUMMIT DER HERBERT W. FRANKE STIFTUNG BRINGT LEGENDEN DER SZENE IN DIE AKADEMIE DER KÜNSTE

GENERATIONEN VOLL GENERATIVER KUNST — DAS ART MEETS SCIENCE SUMMIT DER HERBERT W. FRANKE STIFTUNG BRINGT LEGENDEN DER SZENE IN DIE AKADEMIE DER KÜNSTE

Wenige Gebäude der Stadt sind so zeitlos-schön wie Werner Düttmanns Gebäude der Akademie der Künste am Hanseatenweg im Tiergarten, wenige Themen so kontemporär wie generative Kunst – denkt man. Was mit zunehmender technischer und digitaler Entwicklung immer bekannter wurde, hat seinen Ursprung sogar noch vor dem Entwurf der Berliner Bauikone, in welcher vom 03.–06.07.2024 das erste Generative Art Summit stattfinden wird und das renommierte Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Forschende aus der gesamten Welt zu einem intergenerationellen Dialog zusammenbringt: „Von der Kamera zur Künstlichen Intelligenz“ ist das Motto der Tagung. Ihren Ausgangspunkt bilden hierbei die hoch ästhetischen Oszillogramme des Urvaters der Computerkunst Herbert W. Franke, welche dieser schon in den 1950er Jahren mithilfe eines Analogrechners erstellte und die bis heute einen unangefochtenen Meilenstein der generativen Kunst darstellen. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass die art meets science – Herbert W. Franke Stiftung als Akteurin hinter dem Summit steht, und so Geist und Legacy des Ausnahmekünstlers und -wissenschaftlers bewahrt und weiterentwickelt.

Zwei Tage lang erstreckt sich das reich gefüllte Konferenzprogramm, welches durch eine von Larry Cuba präsentierte Filmnacht der besten künstlerischen Computergrafiken des 20. Jahrhunderts und eine Soloschau Frankes in der König Galerie ergänzt wird. Den krönenden Abschluss bildet schließlich eine fulminante Performance-Nacht der Aufführung „Sandfiction 4K: The Orchid Cage“ nach Frankes klassischer, visionärer und bitterböser Science-Fiction-Parabel über die Evolution des Menschen in einer hoch technologisierten Entertainment-Gesellschaft im Cyberspace. Klingt ganz so, als seien wir inzwischen auf Erden gar nicht so weit entfernt davon. 

Text: Giulia Tancredi / Credits: „Oszillogramme“ von Herbert. W. Franke, Stiftung Herbert W. Franke, „Sandfiction 4K: The Orchid Cage“ von Kaleidolux, Hartmut Hientzsch

Generative Art Summit in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin–Tiergarten; Stadtplan

03.–06.07.2024. Tickets gibt es hier.

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VIDEOKUNST OPEN AIR ODER ARTIST TALK VOR DEM MUSEUM? BEIDES IM FUSSBALLKULTURSOMMER — JONAS WEBER HERRERA’S VIDEOESSAYS VOR DER BERLINISCHEN GALERIE

VIDEOKUNST OPEN AIR ODER ARTIST TALK VOR DEM MUSEUM? BEIDES IM FUSSBALLKULTURSOMMER — JONAS WEBER HERRERA’S VIDEOESSAYS VOR DER BERLINISCHEN GALERIE

Wenige Berliner Kunstformate sind so schön, wie die sommerlichen Open Air Video Art Screenings der Berlinischen Galerie, die nun schon seit mehreren Jahren zusammen mit dem „Mobile Kino“ auf dem gelben Buchstabenfeld vor dem Museum unter dem Kreuzberger Sternenhimmel stattfinden. Da in Deutschland im Allgemeinen, und Berlin im Besonderen, seit Tagen das Fußballfieber ausgebrochen ist, verwundert es wenig, dass auch die diesjährigen Video-Arbeiten davon angesteckt sind, ja gleich im Programm des Fußballkultursommers in Kooperation mit Kulturprojekte Berlin veranstaltet werden. Präsentiert wird das Ganze jedoch wie immer von Jung und Artig, dem jungen Fanclub der Berlinischen Galerie. Eröffnet wird also die neue Screeningsaison am 26.06.2024 mit Arbeiten und Artist Talk des promovierten Medienkünstlers Jonas Weber Herrera.

„Torso As A Priciple“ und „Vacío (Void)“ heißen die nach einem Artist Talk mit Direktor Thomas Köhler gezeigten Arbeiten. Und während sich „Vacío“ um Familienbiographie im Kleinen und die politische Geschichte Kolumbiens im Großen, um verschwundene Oppositionelle, staatlichen Terror, Fußball und Protest – und damit sowohl inhaltlich und ästhetisch um weit mehr als Sport dreht, wendet sich der Blick des Künstlers in „Torso As A Principe“ auf das Medium des Films an sich und die historische Vorstellung der Produktion körperlicher Vollständigkeit. Weber Herrera greift in seinen feingeistigen Videoessays häufig auf gefundenes Bildmaterial zurück, welches durch Montage neue Kontexte erhält, sich in Kommentare, Aussagen und kritische Betrachtungen entfaltet und dabei seine ganz eigene Bildsprache entwickelt. Der ganze Abend beginnt um 19.30 Uhr mit Drinks, ist kostenlos und offen für alle – also quasi die perfekte Utopie für die Kunst, den Fußball und den Sommer in der Stadt. Am 30.08. gibt’s außerdem ein weiteres Screening: Open Air Video Art & Artist Talk mit Simon(e) Jaikiriuma Paetau.

Text: Hilka Dirks / Foto: Pauline Ruther / Film Stills: Jonas Weber Herrera

Berlinische Galerie, Alte Jakobstr.124–128, 10969 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan

Open Air Video Art & Artist Talk mit Jonas Weber Herrera 26.06.2024 19h30–23h

@jungundartig_berlin
@berlinischegalerie
@jonasweberherrera
@fussballkultursommer.berlin

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STREIFZÜGE DURCH DIE STÄDTE: AKINBODE AKINBIYI IN DER BERLINISCHEN GALERIE

STREIFZÜGE DURCH DIE STÄDTE: AKINBODE AKINBIYI IN DER BERLINISCHEN GALERIE

Eigentlich wollte Akinbode Akinbiyi Schriftsteller werden. Er studierte Literatur in England und Deutschland. Heute schreibt er mit seiner Kamera: Seine Fotografien scheinen direkt aus ihm herauszufließen wie Worte, wenn er auf den Straßen dieser Welt – von Berlin über Brasília bis Bamako – den Alltag ungefiltert einfängt. Vor Akinbiyis Rolleiflex sind alle Menschen und Motive gleich wichtig und festhaltenswert. Er sucht nicht die großen Monumente oder Gesten, er inszeniert nicht. Er sieht die Stadt so wie die, die nicht in teuren Autos durch die Viertel gleiten. Zwischen Bordstein und Häuserfront, zwischen Marktplatz und Zebrastreifen findet er das, was einen nach vorne schauen lässt. Akinbiyi ist ein Fußgänger unter Fußgänger:innen, der einen mit sich zieht. Aufgewachsen zwischen London und Lagos, nennt Akinbiyi seit 1991 Berlin sein Zuhause. Es ist an der Zeit, dass ihm die Stadt seine erste museale Einzelausstellung in Deutschland widmet – und die Berlinische Galerie tut genau das im Rahmen seiner Auszeichnung mit dem Hannah-Höch-Preis 2024.

Das Museum zeigt 120 Fotografien aus verschiedenen Serien, die bisweilen mehrere Jahrzehnte umspannen. Man folgt Akinbiyi durch Häuserschluchten und auf Gehwegen, taucht ein in vertraute und weit entfernte Gegenden. Mit „Lagos: All Roads“ zeichnet er in den 1980ern die Entwicklung der wachsenden Metropole nach, während er in „Black Spirituality“ die Bedeutung von Religion für die brasilianische Diaspora untersucht. Die Gerüche von staubigem Asphalt, von Straßenfesten und U-Bahn-Schächten scheinen aus seinen Bildern zu strömen, so nah ist er an den Szenen, die er überwiegend in Schwarz-Weiß festhält. Es sind poetische Aufnahmen, die wie bei seiner Serie zum sogenannten Afrikanischen Viertel im Wedding politische Untertöne haben. Die Fotos lassen sich lesen wie Geschichten – voller Metaphern und Kritik an Kolonialismus und Rassismus.

Text: Laura Storfner / Fotos: Akinbode Akinbiyi, Wilton

Berlinische Galerie, Alte Jakobstr.124–128, 10969 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan 

Akinbode Akinbiyi: Being, Seeing, Wandering – Hannah-Höch-Preis 2024, bis 14.10.2024.

@akinbodeakinbiyi
@berlinischegalerie

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RAP WORKSHOPS, TOUREN, VR UND ARABISCHE SPEZIALITÄTEN: TAG DER OFFENEN TÜR IM DOKUMENTATIONSZENTRUM FLUCHT, VERTREIBUNG, VERSÖHNUNG

RAP WORKSHOPS, TOUREN, VR UND ARABISCHE SPEZIALITÄTEN: TAG DER OFFENEN TÜR IM DOKUMENTATIONSZENTRUM FLUCHT, VERTREIBUNG, VERSÖHNUNG

Das Einzige, was wir aus der Geschichte lernen, ist, dass wir nichts aus der Geschichte lernen – so hat es zumindest Hegel einmal gesagt. Wer sich vom Irrtum des Philosophen überzeugen lassen will, findet im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in der Nähe des Potsdamer Platzes reichlich Beweise. Der Ausstellungsraum über Zwangsmigrationen des 20. und 21. Jahrhunderts ist der lebende Beweis dafür, dass wir doch, wenn wir uns etwas einfallen lassen, Lehren aus der Vergangenheit ziehen können. Falls Dir nicht nach philosophischen Überlegungen ist, sondern Du einfach nur einen unterhaltsamen Tag verbringen möchtest, empfehlen wir Dir den Tag der offenen Tür des Dokumentationszentrums am kommenden Sonntag (23.06.2024), an dem Rap-Workshops, Führungen, VR-Erlebnisse und andere coole Veranstaltungen auf Dich warten. Das volle Programm – der Eintritt ist übrigens kostenlos – wurde in Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen zusammengestellt und umfasst die 1500 Quadratmeter große Dauerausstellung des Zentrums mit Objekten, Dokumenten und Fotografien, die sich mit den Zwangsmigrationen des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie mit jüngeren Umbrüchen wie Ruanda und Bosnien in den 1990er Jahren und Syrien heute befassen.

Zu den Sonderführungen durch die Sammlung am Tag der offenen Tür gehören zum Beispiel „Stark und verletzlich – Frauen auf der Flucht“ (13h30, 16h30) und „Bewegte Bilder – Fotografien von Flucht und Vertreibung“ (12h30, 14h30). Auch für die jüngeren Besucher:innen ist gesorgt, mit Kinderführungen und Workshops wie „Body Percussion“ (14h30, 15h30) und „Rap connects!“ (16h30–18h30, Anmeldung unter gruppen@f-v-v.de). Nach der Veranstaltung kannst Du Dich im Foyer des Zentrums umschauen, wo Dir auch das Restaurant Kreuzberger Himmel schlesischen Mohnkuchen und arabische Spezialitäten serviert. Das vollständige Programm findest Du online. Also, begib Dich auf die Suche nach den vielen Lehren aus der Geschichte – die beispiellosen Zeiten, in denen wir leben, erfordern nämlich nichts anderes.

Text: Benji Haughton / Fotos: Juliane Eichler, Markus Gröteke / SFVV

Dokumentationszentrum “Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, Stresemannstr.90, 10963 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan

Tag der offenen Tür am 23.06.2024, 11–18h30 (ohne Ticket)

@flverver

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EIN PREUSSISCHES SCHLOSS, EIN ENGLISCHER GARTEN UND UNENDLICH VIEL KULTUR — EINTAUCHEN INS SOMMERPROGRAMM AUF SCHLOSS NEUHARDENBERG

EIN PREUSSISCHES SCHLOSS, EIN ENGLISCHER GARTEN UND UNENDLICH VIEL KULTUR — EINTAUCHEN INS SOMMERPROGRAMM AUF SCHLOSS NEUHARDENBERG

Berlin ab und an zu verlassen, ist insbesondere im Sommer immer eine gute Idee. Tut man es in nordöstlicher Richtung, kommt man irgendwann beim Schloss Neuhardenberg an. Ruhig liegt das preussisch-klassizistische Ensemble in der Sonne, irgendwo zirpen ein paar Grashüpfer, es riecht nach Sand und Rasen und Wasser. Ausgestreckt breiten sich Schloßgebäude, Seitenflügel, Orangerie, Brennerei und Schinkel-Kirche auf dem Gelände aus, zusammengehalten von einer der schönsten Gartenanlagen Brandenburgs im englischen Stil. Heute in den Händen einer Stiftung beherbergen die Räume ein Hotel, diverse Gastronomien, eine informative Ausstellung zur Geschichte des Ortes und jede Menge Platz für Kultur. So eröffnet am 16.06.2024 die Gruppenausstellung zum 21. Brandenburgischen Kunstpreises in der Ausstellungshalle oder lockt das Festival „Ins Freie“ die Besucher:innen zu stilvollen Open-Air-Veranstaltungen. Und was für Veranstaltungen das sind! Ob die von vier Schauspieler:innen performte Lesung des messerscharfen Yasmina Reza-Klassiker „Der Gott des Gemetzels“ (unter anderem mit der eindringlichen Stimme einer klugen Maria Schrader und dem sanften Ton Samuel Finzis), einem Konzert der ehemaligen Kleingeldprinzessin Dota Kehr und dem Filmorchester Babelsberg oder dem Urgestein des deutschen politischen Liedes, Konstantin Wecker, das Programm ist dicht, hochwertig und abwechslungsreich. Einer der Höhepunkte ist sicherlich der vom ehemaligen Berlinale-Direktor Dieter Kosslick kuratierte Abend “Kino trifft Kulinarik„, an dem gleich Abendessen, Konzert, Gespräch und Film kombiniert werden.

Es geht selbstverständlich um Genuss und Sinnlichkeit. Im Mittelpunkt steht der Film „Geliebte Köchin“ des vietnamesischstämmigen französischen Regisseurs Trần Anh Hùng mit Juliette Binoche in der Hauptrolle, Chansons, vorgetragen vom großen Burghart Klaußner und französische Spezialitäten im Rosengarten – zuvor sprechen die Starköche Eckart Witzigmann und Stephan Hentschel über die französische Kochkunst. Und wenn die Sonne hinterm Garten untergegangen ist, und das letzte Glas Champagner geleert und Berlin einfach viel zu weit weg erscheint, dann findet man mit Glück noch ein frisches Hotelbett, nur ein paar Schritte entfernt. Berlin ab und an zu verlassen ist eben insbesondere im Sommer eine wirklich gute Idee.

Text: Alina Herbel / Fotos: Fotokraftwerk, Toma Babovic, Filmstill „Geliebte Köchin“

Schloss Neuhardenberg, Schinkelplatz 1–8, 15320 Neuhardenberg; Stadtplan
Das komplette Programm findest Du hier.

@schlossneuhardenberg

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