Cee Cee Creative Newsletter Book Neighborhood Map Lessons
Stadtplan
Information
archive temp
loop temp
HANS BALUSCHEK IM BRÖHAN-MUSEUM: BERLIN ZWISCHEN SPIRITISMUS UND SOZIALKRITIK

HANS BALUSCHEK IM BRÖHAN-MUSEUM: BERLIN ZWISCHEN SPIRITISMUS UND SOZIALKRITIK

Den Maler Hans Baluschek kannte man bislang vor allem für seinen sozialkritischen Blick auf Berlin um 1900: Er hielt sich an den Rändern der Gesellschaft auf und porträtierte die vom Leben gezeichneten Großstädter:innen, die Arbeiter:innen und die Armen. Dabei führte der überzeugte Sozialdemokrat seine Modelle nie vor. Beinahe liebevoll ließ er die zwielichtigen Straßenecken und die Gestalten, die sie bewohnten, im Schein der Straßenlaternen und Zigarettenglut aufleuchten. Das Bröhan-Museum zeigt nun eine Seite Baluscheks, die bislang im Dunklen blieb: Denn in den ungeschönten Szenen der Berliner Arbeiter:innenschaft scheinen immer wieder rätselhafte Details auf, die nicht zum typischen Realismus der Zeit passen. So zeigt die Ausstellung, dass Baluschek zwar auf der Oberfläche wahrheitsgetreu malte – zwischen den Farbschichten aber Anspielungen auf Spiritismus und Hexenkult einbrachte. Hinter der harten Wirklichkeit und dem Elend liegt, folgt man der Interpretationslinie der Kurator:innen, eine zweite Welt.

So mag sein Gemälde „Hier können Familien Kaffee kochen“ auf den ersten Blick wie eine vertraute Ausflugsszene von damals wirken: Der Bildtitel ist ein Hinweis auf einen Alt-Berliner Brauch, der Gäste aus dem Arbeitermilieu und Kleinbürgertum ansprach. Diese brachten sich ihren gemahlenen Kaffee und das Essen selbst mit und zahlten nur für entliehenes Geschirr, Milch und heißes Wasser. Weiß man um Baluscheks Interesse am Okkulten, kommt man jedoch nicht umhin, die Szene neu zu sehen: Erinnern die Damen nicht ein wenig an Hexen, die Tränke und Tinkturen anmischen? Oder handelt es sich hier gar um gewerbsmäßiges Wahrsagen aus dem Kaffeesatz? Andeutungen und Auffälligkeiten hat Baluschek in seinen Bildern viele hinterlassen. Die Ausstellung bietet neue Interpretationsmöglichkeiten an und leistet damit Bemerkenswertes: Sie zeigt einen vertrauten Maler in ganz neuem Licht.

Text: Laura Storfner / Fotos: Martin Adam / Credit: Hans Baluschek, Bröhan-Museum, Berlin

Bröhan-Museum, Schloßstr.1a., 14059 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Geheimcodes. Hans Baluscheks Malerei neu lesen! bis 01.09.2024

@broehan_museum

cee_cee_logo
LEGENDEN FEIERN UND LEGENDÄR FEIERN: WARHOL BEI FOTOGRAFISKA — DIE OPENING PARTY

LEGENDEN FEIERN UND LEGENDÄR FEIERN: WARHOL BEI FOTOGRAFISKA — DIE OPENING PARTY

Die Kunst feiern oder die Kunst, zu feiern – um beides geht es beim Fotografiska Event anlässlich der neuen Warhol Ausstellung, die diesen Freitag (17.05.2024) eröffnet. Die heißt „After the Party“ – und um die Ausstellung passend zu rezipieren, könntest Du dies wortwörtlich „after the party“ machen. Also erst feiern im Fotografiska und dann nochmal zurückkommen und die Aufnahmen des großen Pop-Art-Künstlers betrachten! Die Opening Party mitzunehmen lohnt sich, denn das Fotografiska-Team hat ein beeindruckendes Line-up und Programm zusammengestellt – wer hier nicht auf seine Kosten kommt, war einfach nicht in Feierlaune. Los geht’s schon um 20 Uhr, und direkt nach der Eröffnungsrede legt Darwin Stapel als DJ los. Danach folgt ein kuratiertes Programm mit Tanzperformances im Ballroom von Soulmates. Zwei weitere DJ Sets (John Agesilas, Kapela Marna) folgen bis 4 Uhr morgens. Wenn Dir das noch nicht genug ist, dann steig ins nächste Level auf: In der Veronika Bar eine Etage höher ist bis 4 Uhr morgens ebenfalls Programm mit Tracks von Daniel Wang b2b Liad Krispin. Also von Vogueing zu Ballroom, Disco und House – die Musik sollte zum Tanzen animieren. So viel sei versprochen: Das Haus wird voll sein – ob’s so legendär wird wie im Studio 54 ist schwer zu sagen (denn wer war schon dabei), aber das vorgesehene Programm bietet zumindest schonmal die perfekte Grundlage dafür. 

Text: Maria Mayer / Credits: Mason Rose, Darwin Stapel, Jon Gould in Montauk, 1981 © 2024 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. Licensed by Artist Rights Society, ARS, New York

Fotografiska, Oranienburger Str.54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

After the Party Eröffnung: 17.05.2024 20–4h. Die Ausstellung läuft bis zum 15.09.

@fotografiska.berlin

cee_cee_logo
LATE NIGHT ART — WARHOL POLAROIDS, MUSIK UND TANZ BEI FOTOGRAFISKA

LATE NIGHT ART — WARHOL POLAROIDS, MUSIK UND TANZ BEI FOTOGRAFISKA

Wer in den 1970er Jahren einen Blick auf Andy Warhol erhaschen wollte, konnte ihn im New Yorker Studio 54 antreffen, wo er neben Bianca Jagger und Grace Jones Hof hielt. Ein halbes Jahrhundert und einen Transatlantikflug weiter ist der amerikanische Pop-Art-Künstler – oder genauer gesagt eine Auswahl seiner Werke – für eine weitere Party zurück. Fotografiska, der Kunstraum in Mitte, der 2023 das ehemalige Kunsthaus Tacheles übernahm, zeigt eine neue Ausstellung von Warhols Fotos, die am nächsten Freitag (17.05.2024) eröffnet wird. Die Schau trägt den Titel After the Party und verspricht, „eine andere Seite“ Warhols zu zeigen – einen Blick auf einen verletzlichen Künstler, der Zugehörigkeit und Gemeinschaft suchte. Warhols bekannte Porträts von berühmten Persönlichkeiten und intime Polaroids von seinen Musen werden neben seltener gezeigten Fotografien und der Videoarbeit „Blow Job“ gezeigt. Am Eröffnungsabend hat die Ausstellung besonders lange geöffnet und wird von einem umfangreichen Musikprogramm mit DJs, Tanz- und Gesangsdarbietungen begleitet. Kunst kombiniert mit ein wenig nächtlichem Hedonismus – der Pionier der Pop-Art wäre sicher nicht dagegen.

Text: Benji Haughton / Credit: 2024 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. Licensed by Artist Rights Society, ARS, New York

Fotografiska, Oranienburger Str.54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

After the Party Eröffnung: 17.05.2024 20–4h. Die Ausstellung läuft bis zum 15.09.

@fotografiska.berlin

cee_cee_logo
WIE DER KÜNSTLER KADER ATTIA DIE REPARATUR ZUM PRINZIP SEINER KUNST MACHT

WIE DER KÜNSTLER KADER ATTIA DIE REPARATUR ZUM PRINZIP SEINER KUNST MACHT

Wie repariert man, was zerbrochen ist? Wie heilen die Wunden der Vergangenheit? Der Künstler Kader Attia beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema der Reparatur und was sie für die Kunst bedeuten kann. Als Kurator der letzten Berlin Biennale 2022 übersetzte er das Prinzip in sein Programm. Nun widmet er sich mit einer eigenen Ausstellung erneut der alten Frage: In der Berlinischen Galerie ist sein Werkkomplex „J’Accuse“ von 2016 zu sehen, der aus siebzehn Holzbüsten und acht Skulpturen besteht. Die Büsten sind als „gueules cassées“ angelegt – als Abbildungen von Soldaten des Ersten Weltkriegs, die schwerste Gesichtsverletzungen davongetragen haben. Schmerzverzerrt und entstellt blicken die Gesichter ins Leere. Attia hat sie bewusst nicht im Detail dargestellt, sondern grob aus Holz herausgeschlagen, um die Härte des Weltkriegs zu transportieren. Wie sie, versetzt zueinander aufgereiht, in der Halle stehen, tritt einem die Sinnlosigkeit des Kriegs mit voller Wucht entgegen. Benannt hat Attia die Arbeit und die gesamte Ausstellung nach einem Antikriegsfilm des französischen Regisseurs Abel Gance, aus der er ebenfalls einen Ausschnitt zeigt.

Während „J’Accuse“ wie ein Mahnmal gegen aktuelle Kriege aus der Vergangenheit ins Jetzt wirkt, setzt „The Object‘s Interlacing“ von 2020 bei einer Diskussion an, die im Kunstdiskurs gegenwärtiger nicht sein könnte: In seinem Film spricht Attia mit Expert:innen darüber, wie mit Objekten aus kolonialen Kontexten umgegangen werden sollte. Wie Restitution als Form der Reparatur funktionieren kann, interessiert ihn dabei besonders. Um Attias Arbeiten zu kontextualisieren, zeigt die Berlinische Galerie sie im Wechselspiel mit einem beeindruckenden Werk aus der eigenen Sammlung: Hannah Höchs Collagen-Serie „Aus einem ethnographischen Museum“ (1924-1934). Die Dada-Künstlerin paart in ihren Fotomontagen Bilder aus Modemagazinen der Zwanzigerjahre mit Abbildungen von antiken Skulpturen und Kunst indigener Kulturen. Ihre Bildschöpfungen werfen eine Reihe von Fragen auf: Was verstehen wir als Schönheitsideal? Wie wird der weibliche Körper wahrgenommen? Und kann das Collagieren, als Technik der Zerstörung und Reparatur, neue Formen des Sehens eröffnen? Über diesen letzten Punkt hätten Kader Attia und sie sich lange austauschen können.

Text: Laura Storfner / Credits: VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Courtesy Kader Attia und Galerie Nagel Draxler Berlin/ Köln/ München; Fotos: Power Plant Contemporary Art Gallery Toronto / Toni Hafkenscheid; Berkely Art Museum and Film Parcific Film Archive / JKA Photography

Berlinische Galerie, Alte Jakobstr.124–128, 10969 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan 

Kader Attia – J’Accuse, bis 19.08.2024

@berlinischegalerie

cee_cee_logo
ZEHN BESONDERE STÜCKE IM RAMPENLICHT — DAS THEATERTREFFEN DER BERLINER FESTSPIELE

ZEHN BESONDERE STÜCKE IM RAMPENLICHT — DAS THEATERTREFFEN DER BERLINER FESTSPIELE

Zehn Stücke, 18 Tage, vier Spielorte – ja, es ist mal wieder Zeit für das Theatertreffen, Berlins Festival für deutschsprachiges Theater. Die 61. Ausgabe (02.-20.05.2024) zeigt im Rahmen der Berliner Festspiele auch in diesem Jahr zehn „bemerkenswerte“ Stücke, die in den vergangenen zwölf Monaten in Deutschland, Österreich und der Schweiz Premiere feierten. Eröffnet wird das diesjährige Festival mit einer Fassung von Gotthold Ephraim Lessings Klassiker Nathan der Weise unter der Regie von Ulrich Rasche von den Salzburger Festspielen. Wie für viele andere Aufführungen auch waren die Karten für dieses Stück innerhalb weniger Stunden (oder Minuten!) ausverkauft, als sie vor zwei Wochen online gingen. Aber keine Angst: Du kannst das Programm trotzdem hautnah miterleben, auch ohne Sitz in der ersten Reihe. Zum Beispiel bei der dazugehörigen Theaterkonferenz Burning Issues (10.-12.05.). Im Deutschen Theater Berlin und in den Sophiensaelen treffen sich führende Akteur:innen der Branche, um zu einem aktuellen Thema Stellung zu nehmen – diesmal zur Solidarität im Kunst- und Kulturbereich.

Falls Du auf der Suche nach etwas Dramatik bist, kannst Du Dir drei Stücke des Theatertreffens sogar bequem von Deinem Sofa aus anschauen: Bucket List (Schaubühne), Laios Anthropolis II (Deutsches SchauSpielHaus Hamburg) und Macbeth (Schauspielhaus Bochum) stehen ab heute (02.05.) in der Mediathek des Festivals zum Streamen bereit. Das vollständige Programm des Theatertreffens ist auf der Website zu finden, wo auch die Restkarten für den Vorverkauf freigegeben werden. Aber beeilen solltest Du Dich, denn die Karten sind in der Regel schneller weg, als die Nebelwolken auf der Bühne.

Text: Benji Haughton / Fotos: Armin Smailovic, Konrad Fersterer, Monika Rittershaus

Haus der Berliner Festspiele, Schaperstr.24, 10719 Berlin–Wilmersdorf; Stadtplan

Theatertreffen 02.–20.05.2024. Eventuelle Restkarten werden über die Website und an der Abendkasse verkauft.

@berlinerfestspiele

cee_cee_logo